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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Ordnung. Es macht einen fertig, hier drin zu sein. Bist du schwindelfrei? Weil's nämlich nur einen Ort gibt, wohin man sonntags in Wien gehen kann.»
    Der Prater mit seinem Riesenrad, den Karussells und der Achterbahn wirkte ein wenig deplaziert in dem Teil Wiens, der, da er als letzter den Russen in die Hände gefallen war, immer noch die schlimmsten Auswirkungen des Krie ges aufwies und der deutlichste Beweis dafür war, daß wir uns in einem ansonsten weniger amüsanten Sektor auf hielten. Zerstörte Panzer und Geschütze standen noch im mer auf den nahen Wiesen herum, während auf jeder der baufälligen Häusermauern entlang der Ausstellungsstraße in verwischten Kreidebuchstaben das kyrillische Wort «Ataki vat» (durchsucht) zu lesen war, was in Wirklichkeit «geplün dert» bedeutete.
    Vom höchsten Punkt des Riesenrades zeigte mir Veronika die Stützpfeiler der Brücke der Roten Armee, den Stern auf dem Sowjet-Obelisken dicht daneben und dahinter die Do nau. Als die Kabine, in der wir saßen, ihren langsamen Ab stieg begann, griff sie in meinen Mantel und umfaßte meine Hoden, zog ihre Hand jedoch zurück, als ich unbehaglich seufzte.
    «Vielleicht hätte dir der Prater vor der Nazizeit besser ge fallen», sagte sie gereizt, «als die ganzen hübschen Jungen herkamen, um einen Freier aufzureißen.»
    «Überhaupt nicht», lachte ich.
    «Vielleicht hast du das gemeint, als du sagtest, ich könnte dir vielleicht helfen.»
    «Nein, ich bin bloß ein ängstlicher Typ. Versuch's irgend wann noch mal, wenn wir nicht sechzig Meter hoch in der Luft sind.»
    «Hochgradig nervös, was? Ich dachte, du hättest gesagt, du wärst schwindelfrei.»
    «Das war gelogen. Aber du hast recht. Ich brauche deine Hilfe.»
    «Wenn Höhenangst dein Problem ist, kann ich dir nach meiner Erfahrung nur eine Behandlung empfehlen: Du mußt in die Horizontale.»
    « Ich suche jemanden, Veronika: ein Mädchen, das immer im Casanova Club rumhing.»
    «Warum sonst gehen Männer in den Casanova Club, außer um nach einem Mädchen zu suchen.»
    «Sie ist ein besonderes Mädchen.»
    «Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen. Keines der Mädchen im Casanova Club ist etwas Besonderes.» Sie verengte die Augen und warf mir einen Blick zu, als mißtraute sie mir plötzlich. «Du hörtest dich an wie einer, der über allem steht.

    Dieser ganze Mist über Geschlechtskrankheiten und so. Ar beitest du mit diesem Amerikaner zusammen? »
    «Nein, ich bin Privatdetektiv.»
    «Wie der dünne Mann?»
    Sie lachte, als ich nickte.
    «Ich dachte, so'n Zeug gäb's nur im Film. Und du willst, daß ich dir bei etwas helfe, das du untersuchst, ist es das? » Ich nickte wieder.
    «Als Myrna Loy habe ich mich nie so ganz gesehen», sagte sie, «aber ich werde dir helfen, wenn ich kann. Wer ist das Mädchen, nach dem du suchst? »
    «Ihr Name ist Lotte. Ihren Nachnamen kenne ich nicht.
    Du hast sie vielleicht zusammen mit einem Mann namens König gesehen. Er trägt einen Schnurrbart und hat einen kleinen Terrier bei sich.»
    Veronika nickte langsam. «Ja, ich kenne die beiden.
    Eigentlich kenne ich Lotte recht gut. Ihr Name ist Lotte Hart mann, aber sie ist seit einigen Wochen nicht dagewesen.» «Nein? Weißt du, wo sie ist?»
    «Nicht genau. Sie sind zum Skilaufen gefahren - Lotte und Helmut König, ihr Schätzchen. Irgendwo in Tirol, glaube ich.» - «Wann war das? »
    «Ich weiß es nicht. Vor zwei oder drei Wochen. König scheint eine Menge Geld zu haben.»
    «Weißt du, wann sie zurückkommen? »
    «Keine Ahnung. Ich weiß, daß sie sagte, sie würde minde stens einen Monat fort sein, wenn sich die Dinge zwischen ihnen gut entwickelten. Da ich Lotte kenne, weiß ich, das hängt davon ab, wieviel er für sie springen läßt.»
    «Bist du sicher, daß sie zurückkommt? »
    «Da müßte schon eine Lawine kommen, um sie davon ab zuhalten, hierher zurückzukommen. Lotte ist Wienerin durch und durch; sie weiß nicht, wie sie woanders leben könnte. Ich schätze, du willst, daß ich durchs Schlüsselloch nach ihnen Ausschau halte.»

    «In etwa », sagte ich. «Natürlich bezahle ich dich dafür.» Sie zuckte die Achseln. «Das ist nicht nötig», sagte sie und preßte ihre Nase an die Fensterscheibe. «Leute, die mir das Leben retten, haben sich großzügige Preisnachlässe ver dient.»
    «Ich muß dich warnen. Es könnte gefährlich werden.» «Das mußt du mir nicht sagen», erwiderte sie ungerührt. «Ich bin König begegnet. Im Club ist er aalglatt und char

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