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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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unschuldig die Hände aus, als sei er im Begriff, mir die Bergpredigt herzubeten. «Bitte sehr. Bloß daß Sie überall am Wagen Beulen finden werden. Es scheint hier ein Gesetz gegen vorsichtiges Fahren zu geben.» Er zog an seiner Pfeife. «Hören Sie, Berni, nehmen Sie's mir nicht übel, wenn ich sage, daß wir Gefahr laufen, das Kind mit dem Bad aus zuschütten. Es ist wirklich ein Jammer, daß Traudl tot ist, aber es hat keinen Sinn, daß Sie und ich uns deswegen in die Wolle kriegen. Wer weiß? Vielleicht war es ein Unfall. Sie wissen, daß es stimmt, was ich über die Wiener Autofahrer sagte. Sie sind schlimmer als die Sowjets und haben eine Tracht Prügel verdient. Herr Gott, es ist auf diesen Straßen wie beim Streitwagenrennen im alten Rom. Ich gebe ja zu, daß es ein teuflischer Zufall ist, aber bei Aufbietung aller Phantasie ist er nicht undenkbar. Das müssen Sie doch zuge ben.»
    Ich nickte langsam. «Schon gut. Ich gebe zu, es ist nicht unmöglich. »
    «Andererseits hat die Org vielleicht einen weiteren Agen ten damit beauftragt, sie zu töten, damit für den Fall, daß Sie versagten, ein anderer den Job übernehmen konnte. Es ist nicht ungewöhnlich, daß das bei Mordanschlägen so ge handhabt wird. Jedenfalls nicht nach meiner Erfahrung.» Er machte eine Pause und richtete dann den Pfeifenstiel auf mich. «Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, wenn Sie Kö nig das nächste Mal sehen, sollten Sie die Sache einfach schweigend übergehen. Wenn er sie erwähnt, können Sie annehmen, daß es vermutlich ein Unfall war und ruhigen Gewissens das Verdienst für sich in Anspruch nehmen.» Er suchte in seiner Jackentasche, zog einen beigen Umschlag heraus und warf ihn mir in den Schoß. «Das ist jetzt vielleicht nicht mehr so notwendig, aber es läßt sich nicht än dem.» - «Was ist das? »
    « Es stammt von einem KGB-Informanten in der Nähe von Sopran, nahe der ungarischen Grenze. Es sind Einzelheiten über das Personal und die Arbeitsweise des KGB in Ungarn und Niederösterreich. »
    « Und wie erkläre ich ihnen, wie ich zu dem Material ge kommen bin? »
    « Ich habe gedacht, Sie schieben einfach den Mann vor, der uns das Material gegeben hat. Offen gesagt, es ist genau das, auf das sie scharf sind. Der Name des Mannes ist Juri. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Auf einer Landkarte ist der Standort des toten Briefkastens, den er benutzte, eingezeich net. Dort ist eine Eisenbahnbrücke in der Nähe der kleinen Stadt Mattersburg. Über die Brücke führt ein Fußweg, und nach etwa zwei Dritteln des Weges ist das Geländer kaputt. Der obere Teil ist aus Gußeisen und hohl. Sie müssen nichts weiter tun, als von dort einmal im Monat Ihre Informationen abholen und etwas Geld und ihre Anweisungen hinterlas sen.»
    « Und wie habe ich ihn kennengelernt ? »
    « Bis vor kurzem war Juri in Wien stationiert. Sie haben früher Personalausweise für ihn besorgt. Aber jetzt wird er ehrgeiziger, und Sie haben nicht das Geld, um das zu kau fen, was er anzubieten hat. Also können Sie ihn an die Org weiterreichen. Das eIe hat seinen Wert bereits taxiert. Wir haben alles aus ihm rausgeholt, was wir kriegen konnten, wenigstens in der kurzen Zeit. Es wird kein Schaden ange richtet, wenn er dasselbe Zeug noch einmal an die Org lie fert.» Belinsky zündete seine Pfeife neu an und paffte heftig, während er auf meine Reaktion wartete. «Wirklich», sagte er, « es ist nichts dabei. Eine solche Operation verdient kaum den Namen (geheim>. Glauben Sie mir, das tun nur wenige. Aber alles in allem: Eine Quelle wie diese und ein bißchen Mord machen Sie ziemlich glaubwürdig, mein Freund.»

    «Verzeihen Sie mir meinen Mangel an Begeisterung», sagte ich trocken, «ich fange bloß allmählich an, den Über blick über das zu verlieren, was ich hier treibe.»
    Belinsky nickte. «Ich dachte, Sie wollten Ihren alten Kum pel freikriegen. »
    «Sie haben möglicherweise nicht zugehört. Becker war nie mein Freund. Aber ich glaube wirklich, daß er an Lindens Ermordung unschuldig ist. Und das tat Traudl auch. Solange sie am Leben war, schien mir dieser Fall der Mühe wert, schien der Versuch einen Sinn zu haben, Beckers Unschuld zu beweisen. Inzwischen bin ich nicht so sicher.»
    «Kommen Sie, Gunther», sagte Belinsky. «Beckers Leben ohne sein Mädchen ist immer noch besser als überhaupt kein Leben. Glauben Sie im Ernst, Traudl hätte gewollt, daß Sie aufgeben? »
    «Vielleicht, wenn sie gewußt hätte, wie tief er in der Scheiße

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