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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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der, von dem du das Penicillin bekommen hast? »
    «Ja.»
    «Ein Mann, der gern seine Vorsichtsmaßnahmen traf, wie?» murmelte Belinsky. «Wenn ich mir diese Bude an gucke, kann ich verstehen, warum.» Er deutete auf das Geld auf dem Frisiertisch. «Das steckst du besser ein, Süße. Such dir einen neuen Tapezierer.»
    Es war eine zweite Visitenkarte in Heims Brieftasche. «Belinsky», sagte ich, «haben Sie je von einem Major Jesse P. Breen gehört? Er ist beim DPSC.»
    « Sicher», sagte er, kam herüber und nahm mir die Karte aus den Fingern. «Die DPSC ist eine Spezialabteilung der 430. Breen ist der örtliche Verbindungsoffizier für die Org. Wenn ein Mann der Org mit der amerikanischen Militärpo lizei Ärger bekommt, soll Breen versuchen, für das Problem eine Lösung zu finden. Das heißt, ausgenommen bei einem wirklich schweren Verbrechen wie Mord. Und ich glaube, er wäre imstande, auch das noch zu regeln, vorausgesetzt, es handelt sich bei dem Opfer nicht um einen Amerikaner oder Engländer. Es sieht so aus, als wäre unser fetter Freund einer Ihrer alten Kameraden gewesen, Berni.»
    Während Belinsky sprach, durchsuchte ich Heims Hosen taschen und fand einen Schlüsselbund.
    « In diesem Fall wäre es nicht übel, wenn wir uns in der Praxis des guten Doktors mal umsehen würden», sagte ich. « Ich habe so ein Gefühl im Magen, daß wir dort vielleicht et was Interessantes finden könnten.»
    Wir warfen Heims Leiche auf einem ruhigen Streckenab schnitt nahe dem Ostbahnhof im russischen Sektor auf die Schienen. Ich wollte den Schauplatz so rasch wie möglich verlassen, aber Belinsky bestand darauf, im Wagen sitzenzu bleiben und darauf zu warten, daß der Zug das Werk voll endete. Nach etwa fünfzehn Minuten rumpelte ein Güterzug vorbei, der nach Budapest und in den Orient fuhr, und Heims Leichnam verschwand unter vielen hundert Räder paaren.
    «Alles Fleisch ist vergänglich», säuselte Belinsky, « und seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde: Das Gras ver dorrt, die Blume verwelkt.»
    « Hören Sie damit auf, ja?» sagte ich. « Es macht mich ner vös.»
    « Die Seelen der Gerechten. Sind in der Hand des Herrn, und keine Trübsal rührt sie. Ich tu alles, was Sie sagen, Kraut.»
    « Kommen Sie », sagte ich. « Machen wir, daß wir hier ver schwinden. »
    Wir fuhren nach Währing im 18. Bezirk und hielten vor einem eleganten dreistöckigen Haus am Türkenschanzen platz, dicht an einem kleinen Park, der von einer Eisenbahn linie durchschnitten wurde.
    « Wir hätten unseren Passagier hier rauswerfen können», sagte Belinsky, « vor seiner eigenen Schwelle. Und uns die Fahrt in den russischen Sektor sparen können.»
    « Dies ist der amerikanische Sektor», erinnerte ich ihn.

    «Die einzige Möglichkeit, hier aus einem Zug geworfen zu werden, besteht darin, ohne Fahrschein zu fahren. Sie warten sogar, bis der Zug anhält.»
    «So sehen Sie Onkel Sam, wie? Nein, Sie haben recht, Berni, bei den Iwans ist er besser aufgehoben. Es wäre nicht das erste Mal, daß sie einen von unseren Leuten aus einem Zug werfen. Aber ich wäre nur sehr ungern bei ihnen Strek kenarbeiter. Verdammt gefährlich, würde ich sagen.»
    Wir verließen den Wagen und gingen auf das Haus zu. Nichts wies darauf hin, daß jemand zu Hause war. Über dem wie zu einem breiten Grinsen entblößten Gebiß eines niedrigen Holzzaunes starrten die dunklen Fenster auf dem weißen Stuck des Hauses wie leere Augenhöhlen in einem großen Schädel. Eine angelaufene Messingtafel am Torpfo sten trug mit typisch wienerischer Übertreibung die Auf schrift «Dr. Karl Heim, Facharzt für Orthodontie», ganz zu schweigen von den zahlreichen Buchstaben, die auf zwei ge trennte Eingänge hinwiesen: einen, der zu Heims Wohnung, und einen, der zur Praxis führte.
    «Sie sehen sich im Haus um », sagte ich und schloß mit dem Schlüssel die Vordertür auf, «ich gehe außen herum und sehe mir mal die Praxis an.»
    «Zu Befehl.» Belinksy zog eine Taschenlampe aus der Manteltasche. Als er sah, daß ich meinen Blick darauf hef tete, fügte er hinzu: «Was ist los? Haben Sie Angst im Dun keln oder so was?» Er lachte. «Hier, nehmen Sie. Ich kann im Dunkeln sehen. In meinem Job muß man das können.»
    Ich zuckte die Achseln und nahm die Taschenlampe. Dar auf griff er in sein Jackett und nahm seine Waffe heraus.
    « Außerdem», sagte er und schraubte den Schalldämpfer auf, «habe ich gern eine Hand frei, um die Türklinken run terzudrücken. »
    «Geben

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