Bernie und Chet
vollgebaut war.
»D ie Luft ist heute nicht so verschmutzt wie sonst«, sagte Suzie. »M an erkennt auf einmal sogar, dass das Valley tatsächlich ein Tal ist und nicht nur so heißt.«
Ich wusste zwar nicht, was sie damit meinte, aber ich wusste, dass das Valley zu Hause bedeutete, und rutschte ein bisschen auf meinem Sitz nach vorne. Wir fuhren hinunter, bogen auf einen Freeway, landeten im Stoßverkehr. Bernie wurde bei Stoßverkehr immer sauer, schimpfte vor sich hin, und manchmal trommelte er aufs Lenkrad, aber Suzie schien es überhaupt nichts auszumachen. Sie pfiff leise vor sich hin – ich hatte schon viele Männer pfeifen hören, aber noch nie eine Frau – und lächelte mich ab und zu an. Suzie und ich kamen echt prima miteinander aus.
Wir hatten nur noch einen Keks übrig, als ich etwas Altvertrautes erblickte – die große Cowboy-Statue aus Holz vor dem Dry Gulch Steakhouse and Saloon, eines von Bernies Lieblingslokalen. Ich mochte es auch. Hinten raus gab es eine Terrasse, auf der unsereins willkommen war. Die kleinen Happen, die man auf der Terrasse fand – ich kann Ihnen sagen!
In dem Moment hörte ich ein seltsames klopfendes Geräusch.
Suzie sah zu mir herüber. »J etzt sind wir gleich zu Hause, hm?«
Mir wurde klar, dass dieses seltsame klopfende Geräusch von meinem eigenen Schwanz kam, der gegen den Sitz schlug.
»K eine Sorge«, sagte Suzie, holte ihre Kamera heraus und knipste aus dem offenen Fenster den Holzcowboy. »G leich sind wir da.«
Sorgen waren mir nicht unbekannt, normalerweise brachten sie mich dazu, mich mit zur Seite geneigtem Kopf aufzusetzen, aber jetzt hatte ich keine Sorgen. Wir verließen den Freeway, bogen um ein paar Ecken, und dann fuhren wir die Mesquite Road hoch. Da war Iggys Haus, und Iggy saß am Fenster! Er entdeckte mich und fing an, so komisch auf und ab zu hüpfen, wie er es immer machte, seine dicken Backen wabbelten bei jedem Hüpfer in die andere Richtung. Das Auto war zu niedrig zum Aufundabhüpfen, was ich am liebsten getan hätte, sodass ich mich darauf beschränkte, das Armaturenbrett zu zerkratzen.
»C het!«
Wir kamen zu unserem Haus, Bernies und meinem. Alles sah aus wie immer – die drei Bäume im Vorgarten, der große Felsbrocken am Ende der Einfahrt, der Zaun, der uns vom alten Heydrich abgrenzte. Der einzige Unterschied bestand in dem großen Schild neben der Straße mit einem Foto von einem von meinesgleichen darauf; er trug ein Halsband, das ziemlich genau wie meins aussah, dasjenige, das ich verloren hatte. He, es war sogar meins, das schwarze Lederhalsband mit den Silbernieten – was bedeutete das denn? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
Suzie las, was auf dem Schild stand. »H ast du das gesehen, Chet? ›H ohe Belohnung. Ohne Rückfragen.‹« Sie stellte das Auto in der Einfahrt ab und öffnete die Tür. Ich schoss hinaus, quer über sie drüber, flitzte im Garten herum, schlug hierhin und dorthin Haken, Erdklumpen flogen herum, zwischendurch hielt ich an, um den Felsbrocken zu markieren, alle drei Bäume, den Zaun und – was sollte das denn? Die Haustür auch? Owei. Und dann: Sie ging auf.
Bernie! Er sah schrecklich aus, eingefallene Wangen und dunkle Ringe unter den Augen.
»W as ist denn hier …?«, setzte er an. »C het!« Sein Gesicht veränderte sich schlagartig. Von einer Sekunde auf die andere sah er aus wie neu. Bernie streckte die Arme nach mir aus.
Danach ging alles ganz schnell. Irgendwie kippte Bernie um und mit ihm eine Menge Zeug, vielleicht sogar eine Lampe und der alte Garderobenständer mit Bernies Baseballkappensammlung. Wir kugelten auf dem Boden herum. Baseballkappen prasselten auf uns runter.
»C het! Hör auf!«
Kurze Zeit darauf hatten wir es uns im Fernsehzimmer bequem gemacht, Bernie und Suzie jeweils in einer Ecke des Sofas, ich auf dem Boden, das Kinn auf den Pfoten, völlig entspannt. Sie tranken Wein und knabberten Salzstangen, der einzige Snack, der vorrätig war. Was mich anging, ich war pappsatt, da war nichts zu machen.
»I ch meine das völlig ernst mit der Belohnung«, sagte Bernie.
»S eien Sie doch nicht albern.«
»I ch bin nicht albern. Ich möchte einfach nur, dass Sie …«
»K ein Wort mehr davon! Ich bin froh, dass ich zufällig da war.«
»I ch bestehe aber darauf.«
»N a gut – dann laden Sie mich einfach irgendwann einmal zum Essen ein.«
»W irklich?«
Sie sahen einander an, dann sahen sie weg. Bernies Blick fiel auf mich. Seine Augen bekamen einen anderen
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