Bernie und Chet
verschwinden. Dann würden eine ganze Menge unklare Schritte kommen, und danach der letzte: nach Hause zu Bernie laufen. Ich stand auf und ging näher zu ihnen, wedelte mit dem Schwanz und versuchte, nicht so auszusehen, als würde ich sehr viel fressen.
»S chau doch, wie süß er ist, Daddy. Ach, bitte. Mom, bitte mach, dass Daddy ja sagt.«
Der Plan funktionierte, er funktionierte ziemlich gut. Ich wedelte etwas heftiger mit dem Schwanz, stellte mich auf die Hinterbeine, schlug mit der Pfote so freundlich ich konnte gegen den Maschendrahtzaun. Owei – was war das? Die nette kleine Familie wich erschrocken zurück?
»E r wirkt zu aggressiv«, sagte die Mutter.
Ich? Ich ging vom Zaun weg und stellte auf einmal fest, dass ich mit den Pfoten in die Luft schlug.
»W ir haben weiter unten noch einen, der vielleicht in Frage kommt«, sagte die Tierheimfrau. »Z um Teil Australian Terrier, glaube ich.«
»D a wollte ich immer schon mal hin«, sagte die Mutter.
»E r ist sehr sanftmütig und viel, viel kleiner. Offenbar heißt er Bumerang, aber Sie können ihn nennen, wie Sie wollen.«
Sie gingen weg, verschwanden aus meinem Blickfeld.
Ich ließ mich wieder auf alle viere nieder.
Die Zeit verging sehr langsam, aber ich wusste sowieso nie genau, wie spät es war. Meistens lag ich da, entweder drinnen oder draußen im Käfig. Der große Mischling nebenan blieb drinnen; ich konnte ihn riechen. Einmal öffnete ich die Augen und sah, wie ein Mann in einem weißen Kittel den Käfig auf der anderen Seite öffnete. Das Spanielweibchen stand langsam auf und folgte ihm nach draußen, über den ungepflasterten Hof in ein kleines Gebäude mit einer Metalltür und einem hohen Ziegelschornstein. Ihr Schwanz zeigte weder nach oben noch nach unten, sie hielt ihn gerade ausgestreckt, und das gefiel mir: Ich wusste, dass sie ein guter Kumpel wäre.
Ich schlief eine Weile, bis mich der Geruch von Rauch weckte. Das war kein angenehmer rauchiger Geruch, wie von Burgern auf einem Grill. Ich sah nach draußen, bemerkte eine dünne weiße Rauchfahne über dem Schornstein auf der anderen Seite des Hofs. Ich ging wieder zurück, legte mich in die am weitesten entfernte Ecke meines Raums, aber der Geruch verfolgte mich.
Als ich wieder aufwachte, war es Morgen. Ich hatte Hunger, aber im Übrigen fühlte ich mich gut, bereit, den Tag anzupacken. Dann sah ich, wo ich war. Ich ging hinaus in den Käfig. Der große Mischling lag da, das Gesicht von mir abgewandt, machte keinen Mucks; und auf der anderen Seite, der Spanielseite, stand jetzt ein Welpe. Sobald er mich sah, kam er zum Zaun geflitzt und steckte seine Schnauze durch, eigentlich sein ganzes Gesicht: Er war wirklich winzig. Ich ging hin und stupste ihn leicht mit der Pfote an. Er taumelte nach hinten, hüpfte hoch, steckte die Schnauze wieder durch den Zaun, bereit, das Ganze zu wiederholen. Aber in diesem Moment hörte ich draußen auf dem Hof die Stimme einer Frau, eine Stimme, die ich kannte.
»… und unsere Leser lieben Geschichten über Hunde, deshalb machen wir eine ganze Serie.« Ich kannte diese Stimme, aber wem gehörte sie?
»U nd in einer der Storys soll es um Tierheime gehen?«, fragte die Tierheimfrau.
Ich lief ans Ende des Käfigs, sah hinaus und entdeckte auf der anderen Seite des Hofs die Tierheimfrau, die mit jemandem sprach, aber ich konnte nicht sehen, mit wem, weil mir ein Schuppen die Sicht versperrte.
»G enau«, sagte dieser Jemand, diese Frau, deren Stimme ich kannte. »U nd Sie wurden mir wärmstens ans Herz gelegt.«
»W irklich? Freut mich. Wo wollen Sie anfangen?«
»V ielleicht zuerst ein paar Zahlen, damit ich mir einen Überblick verschaffen kann. Danach würde ich mir gern die Hunde ansehen. Und auch ein paar Fotos machen, wenn es geht.«
»K ein Problem.« Die Tierheimfrau trat hinter den Schuppen, und jetzt konnte ich auch sie nicht mehr sehen. »D ann fangen wir mal im Büro an«, sagte sie, und ihre Stimme wurde im Weggehen immer leiser.
»E rinnern Sie mich nachher bitte daran«, sagte die andere Frau, schon fast außerhalb meiner Hörweite, »i ch habe ein paar Hundekekse mitgebracht.«
»H undekekse?«
Und dann, an der Grenze dessen, was ich noch hören konnte, vielleicht auch schon darüber hinaus, sagte die andere Frau: »H undekekse. Ich habe eine ganze Schachtel voll im Auto.«
Hundekekse? Eine ganze Schachtel voll im Auto? Suzie! Suzie Sanchez! Ich fing an zu bellen, bellte und bellte, so laut ich konnte, warf mich gegen den
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