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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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machen, Anatoly. Sie haben sich genau richtig verhalten.« Anatoly entspannte sich ein bisschen, seine Körperhaltung veränderte sich. »W ie sah sie aus?«, fragte Bernie.
    »W ie sie aussah?«
    »F röhlich, traurig, ängstlich, gehetzt?«
    »W ie ein gewöhnlicher Teenager, mehr habe ich nicht gesehen.«
    »D as ist doch schon mal was«, sagte Bernie. Anatoly wandte sich zum Gehen. »E ine Frage noch«, sagte Bernie. »W as wurde letzte Nacht gezeigt?«
    Anatoly zeigte erneut mit der Papiertüte auf etwas, dieses Mal auf die Schrift am Vordach. »D as Gleiche wie heute. Wir haben am Donnerstag Programmwechsel.«
    Bernie las laut vor. »D er Kettensägenexorzist II.«
    »N och besser als Teil eins«, sagte Anatoly.
    »K aum vorstellbar«, sagte Bernie.
    In diesem Moment wehte erneute eine Wolke Rote Bete an mir vorbei. Der Geruch kam aus der Tüte, keine Frage, aber das war nicht der springende Punkt. Der springende Punkt war, dass mir in dem Moment wieder einfiel, wo ich ihn schon mal gerochen hatte, an wen er mich erinnerte – Mr Gulagow! Ich fing an zu bellen. Anatoly fuhr zusammen, ein angenehmer Anblick.
    »R ufen Sie Ihren Hund zurück! Was zum Teufel soll das?«
    Und ich bellte nicht nur: Offenbar war ich außerdem aus dem Wagen gesprungen und drängte Anatoly gegen eine Parkuhr.
    »G anz ruhig, Chet«, sagte Bernie. Ich drehte meine Lautstärke vielleicht ein kleines bisschen runter. »E r ist ein ausgebildeter Polizeihund. Haben Sie vielleicht ein paar Gramm Gras in dieser Tüte, Anatoly? Kein Problem, was uns angeht.«
    »G ras?«, sagte Anatoly. »I ch hab kein Gras da drin. Das ist mein Essen.«
    »O der vielleicht Haschischkekse?«
    »K eine Haschischkekse, keinerlei Drogen. Der Körper ist ein Tempel.« Anatoly öffnete die Tüte, sodass Bernie hineinsehen konnte. »B orschtsch.«
    »W as ist das?«, fragte Bernie.
    »S uppe«, sagte Anatoly. »R ussische Suppe, aus Roter Bete.«
    Erzähl mir was Neues. Ich bellte lauter.
    »C het, um Himmels willen! Es ist nur Suppe.«
    Suppe. Suppen kannte ich, manche Suppen mochte ich sogar, vor allem Rinderbrühe, aber diese Suppe aus Roter Bete erinnerte mich an …
    »C het! Hör auf damit!«
    Ich hörte auf, wich zurück.
    »T ut mir leid wegen des Missverständnisses«, sagte Bernie. »U nd danke für Ihre Hilfe.«
    »J a, klar, ein Missverständnis«, sagte Anatoly und bückte sich, um diese großen flachen Dosen aufzuheben, die offenbar auf den Bürgersteig gefallen waren.
    Bernie ging auf unser Auto zu, blieb stehen. »D a fällt mir noch etwas ein.«
    Anatoly sah hoch. »W as?«
    »Z latoust«, sagte Bernie. »S agt Ihnen das etwas?« Anatoly schüttelte den Kopf. »D as ist Russisch«, sagte Bernie. »V ielleicht spreche ich es falsch aus.«
    »V ielleicht«, sagte Anatoly. »A ber wenn, dann würde ich es nicht merken – ich spreche nicht Russisch.«
    Wir fuhren eine Weile in Las Vegas herum, schauten in der Vermisstenabteilung der Polizei und bei ein paar Notunterkünften für Jugendliche vorbei, aber es kam nichts dabei heraus. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg, unter einem Himmel, der bald wieder normal aussah, schwarz und voller Sterne. Bernie rauchte. Ich fraß ein paar Hundespaghetti, die wir irgendwo unterwegs gekauft hatten; ich fand Hundespaghetti toll, hätte mich ausschließlich davon ernähren können. Es war schön, Hundespaghetti zu fressen, vielleicht mehr als ein paar, und die glühende Spitze von Bernies Zigarette anzustarren, womit ich aus irgendeinem Grund gar nicht mehr aufhören konnte. Wir ließen Billie Holiday laufen. »H örst du das?«, sagte Bernie. »D as ist Roy Eldridge an der Trompete. Der große Roy Eldridge.«
    Klar hörte ich es. Trompeten mochte ich am liebsten, sie machten das tollste Geräusch auf der ganzen Welt. Bernie drückte auf die Wiederholungstaste, und wir hörten uns das gleiche Lied noch mal an. Und dann noch viele Male. So war Bernie, wenn ihm etwas gefiel. Das hatten wir gemeinsam, Bernie und ich.
    »S ie haben ihn Little Jazz genannt, keine Ahnung, warum.«
    Ich wusste es auch nicht. Aber es war mir auch egal.
    Nach einiger Zeit legten wir eine Pinkelpause ein. Bernie ging zu einem Mesquitebaum, ich suchte mir eine Mülltonne aus. Er sah hinauf in den Himmel; ich lauschte auf das zweifache Plätschern – meins war besser, wegen der Mülltonne. Es klang so, als würde jemand drauftrommeln.
    »S iehst du die Milchstraße?«, fragte er.
    Milchstraße? Wovon zum Teufel redete er? Lange

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