Bernie und Chet
die Kaninchengeschichte damals kein besonders gutes Ende genommen hatte. Leda und Bernie hatten deswegen gestritten, und Bernie hatte danach lange auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen, vielleicht sogar so lange, bis sie mit Charlie auszog. Die Erinnerung an Circle-Z lenkte meine Gedanken auf eine andere Ranch, aber was für eine? Eine Ranch … eine Ranch mit einer Mine auf dem Gelände, ja, und Madisons Gesicht hoch oben in einem Scheunenfenster. Das durfte ich nicht vergessen: sehr wichtig.
»W arum bellst du denn, alter Junge?«
Ich sah Bernie in die Augen, bellte und bellte.
»K omm schon, Chet, beruhig dich.«
Ich beruhigte mich.
Nicht lange danach hielten wir vor einem Gebäude mit einem Vordach und einer hell erleuchteten goldenen Palme obendrauf. Vordächer bedeuteten Kinos, Orte, an denen ich meiner Erfahrung nach nicht sehr willkommen war – ich war noch nie in einem gewesen, obwohl ich ein echter Filmfan bin.
»D u bleibst besser hier, Chet«, sagte Bernie und stieg aus.
Hatte ich nicht gewusst, dass das kommen würde? Klar, aber das machte es nicht besser. Ich riss das Maul auf, so weit es ging, keine Ahnung, warum.
»B in gleich wieder da.« Bernie war erst einen oder zwei Schritt weit gekommen, als aus dem Auto hinter uns Damon Keefer ausstieg; dass er es war, wusste ich zum einen wegen des Ziegenbärtchens, vor allem aber deshalb, weil es plötzlich so stark nach Prince dem Kater roch. Gleichzeitig stieg Cynthia Chambliss, nach Blumen, Zitronen und einem Hauch Menschenschweiß riechend, aus einem anderen Auto, das ein paar Meter weiter weg geparkt war. Beide näherten sich Bernie. Er drehte sich um und sah sie an.
»H aben Sie sie gefunden?«, fragte er.
»N ein«, sagte Keefer.
»N och nicht«, sagte Cynthia. »A ber bald – davon bin ich überzeugt, jetzt, wo wir wissen, was los ist.«
»U nd das wäre?«, sagte Bernie.
»C ynthia meint, dass es sich eindeutig um einen Fall von Ausreißen handelt«, sagte Keefer, »u nd nicht um etwas Schlimmeres.«
»D as ist für uns noch nicht erwiesen«, sagte Bernie.
»U ns?«, sagte Keefer. »W er ist ›u ns‹?«
»D as habe ich Ihnen schon mal gesagt«, sagte Bernie. »D ie Little Detective Agency.«
»W arum ist das noch nicht erwiesen?«, fragte Cynthia. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, ein sicheres Zeichen dafür, dass ein Mensch besorgt ist. »S ergeant Torres sagte, er hätte mit Ihnen gesprochen. Hat er Ihnen nichts von dem Foto erzählt?«
»E s klingt einleuchtend«, sagte Bernie, »a ber ich bin trotzdem nicht zufrieden damit.«
»E s spielt keine Rolle, ob Sie das sind oder nicht«, sagte Keefer. »C ynthia und ich sind uns einig, dass Ihre Dienste nicht länger benötigt werden.«
»W arum?«
»D as habe ich Ihnen doch gerade erklärt«, sagte Keefer. »S ie ist ausgerissen.«
»D iese Möglichkeit bestand von Anfang an«, sagte Bernie. »D aran hat sich nichts geändert.«
»A ußer dem Ort«, sagte Keefer. »W ir, Cynthia und ich, haben beschlossen, dass wir einen Privatdetektiv aus Las Vegas anheuern, falls wir überhaupt weiter mit einem zusammenarbeiten wollen.«
Bernies Gesicht wurde manchmal auf so eine seltsame Art gleichzeitig schmaler und härter, als würde es versteinern. Wenn das passierte, bedeutete das für gewöhnlich: Passt auf, Bösewichte und Verbrecher. Aber dieses Mal nicht. Bernie sagte nur: »I ch kann Ihnen jemanden empfehlen.«
»D as wäre sehr fr…«, setzte Cynthia an.
Keefer fiel ihr ins Wort. »N icht nötig«, sagte er. »S chicken Sie uns einfach bei Gelegenheit Ihre Abschlussrechnung.«
»L egen Sie sie einfach auf den Stapel«, sagte Bernie.
»H ä?«, fragte Keefer.
»I rgendwo unter die von Myron King – ich will mich ja nicht vordrängeln.«
»W as soll das heißen?«, fragte Cynthia und drehte sich zu Keefer. Der Schweißgeruch war jetzt ein bisschen stärker, sehr angenehm. »W er ist Myron King?«
»D er Mann mit dem Wasserfall«, sagte Bernie. Er stieg ins Auto. Keefers Gesicht sah rot und geschwollen aus; Cynthia öffnete den Mund, um ihm eine weitere Frage zu stellen. Wir fuhren los. Bernie ließ die Reifen quietschen. Das fand ich besonders toll.
Wir fuhren ein paar Straßen weit, bogen ein paarmal ab, blieben vor einem Supermarkt stehen. Bernie ging hinein, kam mit Zigaretten und Kaustreifen wieder heraus. Er stellte das Auto unter einer großen Werbetafel ab, auf der Münzen aus einem Spielautomaten fielen. Wir saßen da, rauchten und kauten.
»A n einem Fall
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