Bernie und Chet
Autofahrten machten mich nie müde, kein bisschen, aber ich wusste, dass das bei Bernie anders war. Wir stiegen wieder ein. Bernie wollte schon den Schlüssel umdrehen, dann hielt er inne.
»D er Kettensägenexorzist II«, sagte er. »I st das die Art von Film, die sich ein Mädchen wie Madison ansehen würde?« Ich wartete auf die Antwort. »A uf keinen Fall, Chet. Da geh ich jede Wette ein.«
Bloß nicht, bitte.
Als wir nach Hause kamen, hatte Bernie Augen wie ein Waschbär, so wie immer, wenn er richtig fertig war. Waschbären – da fang ich lieber gar nicht erst an. Ich selbst fühlte mich ziemlich fit, denn irgendwann unterwegs war ich eingeschlafen. Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte, aber Bernie bemerkte es nicht. Er öffnete den Schrank über der Spüle und holte eine Flasche Bourbon heraus. Bernie mochte Bourbon sehr, versuchte sich davon fernzuhalten. Er goss sich ein Glas ein, hob es an den Mund und sah das blinkende Lämpchen. Er ging hin und drückte auf eine Taste.
Zuerst ertönte die Stimme von Leda, Leda mit schlechter Laune. »W ir sind am Samstag zu einem Segeltörn bei Cabo eingeladen. Ich weiß, es ist dein Wochenende, aber du willst doch bestimmt nicht, dass Charlie das verpasst.«
Dann die Stimme eines Mannes, die ich nicht kannte. »H ier spricht Robert Burk. Ich bin der persönliche Assistent eines Finanziers hier im Valley. Wir suchen jemanden, der sich ab übermorgen für zwei Wochen um die Sicherheit unseres Geländes auf Maui kümmert. Lieutenant Stine vom Metro PD hat Sie empfohlen. Wir sind ein bisschen spät dran, ich weiß, aber die Bezahlung ist gut – fünftausend Dollar. Falls Sie interessiert sind, melden Sie sich bitte so schnell wie möglich. Also, ich biete Ihnen fünftausend pro Woche.«
Dann wieder Leda. »I ch kann es nicht fassen, dass du Malcolm das Schulgeld immer noch nicht zurückgezahlt hast.«
Bernie ließ sich auf einen Stuhl sinken, das Glas locker in der Hand. Cabo? Ein Segeltörn? Kein Charlie an diesem Wochenende? Und was war das mit Maui? Ich ging zu meinem Wassernapf und trank einen Schluck: abgestanden und fade. Ich überlegte, ob ich ins Badezimmer gehen und nachsehen sollte, ob es dort frischeres Wasser gab, drehte mich dann aber stattdessen ein paarmal im Kreis und legte mich hin.
Bernie rieb sich übers Gesicht. »W eißt du, an was mich diese Nachrichten erinnern, Chet? An ein Drama in drei Akten.«
Bernie, geh ins Bett. Bitte.
»W as zum Teufel sollen wir jetzt machen? Zehntausend. Warum ausgerechnet jetzt?«
Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. Ich stand auf, ging zu ihm hinüber, setzte mich neben ihn auf den Boden. Bernie wischte etwas von meinem Rücken. Was? Doch nicht schon wieder eine Zecke?
»S iehst du das Problem?«, fragte er. »Z ehntausend und ein leichter Job auf Maui gegen null für einen Fall, mit dem wir eigentlich gar nichts mehr zu tun haben.« Ich hatte nicht die geringste Ahnung von Maui, aber leichter Job klang gut. »U nd was, wenn sich rausstellt, dass Madison doch nur eine Ausreißerin ist?« Madison: Ich konnte sie in dem Fenster sehen. Und hören auch. Sie hatte gesagt: »W ehe, Sie tun dem Hund etwas!« In diesem Augenblick entdeckte ich Boris ’ Messer auf dem Küchentisch. Ich ging hin und knurrte es an.
»C het?«
Ich knurrte weiter. Sie war keine Ausreißerin. Ich knurrte und knurrte.
»W as ist los, alter Junge? Was geht in deinem Kopf vor sich?« Bernie nahm das Messer, drehte es in der Hand. »I rgendetwas stört dich.« Er trommelte mit den Fingern auf die Armlehne, trank langsam den Bourbon aus. Als das Glas leer war, rief er Robert Burk, Assistent des Finanziers an, und lehnte den Auftrag ab. Maui, was immer das war, würde warten müssen.
Das Telefon läutete, laut und schrill. Ich lag zusammengerollt am Fußende des Betts auf dem Boden, fühlte mich ausgesprochen wohl, in meinem Kopf war alles angenehm leicht und neblig. Oben auf dem Bett warf Bernie sich herum und tastete nach dem Telefon. Es fiel auf den Boden. »M ist«, sagte Bernie.
»H allo? Hallo?« Hey – Suzies Stimme, ein bisschen blechern und ziemlich weit weg: Bernie musste aus Versehen auf die Lautsprecher-Taste gedrückt haben. »H allo?«
»S uzie?«
»H i«, sagte sie. »I ch hab Sie doch nicht aufgeweckt, oder?«
»N ein, nein, natürlich nicht. Ich bin schon seit Stunden auf.«
Nach einer kurzen Pause sagte Suzie: »I ch wollte mich nur erkundigen, ob Sie sie gefunden haben.«
»N ein.«
»W aren Sie in
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