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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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das Cynthia wahrscheinlich für ein Zeichen der Zustimmung hielt, aber ich wusste es besser: Dieses schwache Nicken konnte bei Bernie alles Mögliche bedeuten, alles Teil seines Talents für Befragungen.
    »G ut«, sagte Cynthia. »W arum sollte sie sonst auch anrufen? Sie will nicht, dass ich mir Sorgen mache, wobei ich vor Angst fast gestorben wäre.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen; sie liefen über und kullerten ihr übers Gesicht.
    »H m«, sagte Bernie, er wirkte verlegen. »Ä h.« Er klopfte seine Taschen ab, in der Hoffnung, wer weiß was zu finden. Cynthia ging rasch aus dem Zimmer. Bernie drehte sich zu mir. »D u hast Madison gesehen, stimmt ’ s, alter Junge? Du hast alles aufgedeckt, und ich habe es nicht mal mitbekommen.«
    Ich wedelte mit dem Schwanz. Was hätte ich sonst auch tun sollen? Aber hatte ich alles aufgedeckt, hatte ich den Fall gelöst? Nein, weil wir sie nicht hatten. Also hatte ich es vielleicht sogar vermasselt. Mein Schwanz hörte auf zu wedeln.
    »G ute Arbeit, alter Junge«, sagte Bernie. »A usgezeichnet. Aber was immer du mit diesem Vogel vorhast, vergiss es.«
    Moment mal. Was sollte das denn jetzt wieder heißen? Na gut, die Entfernung zwischen mir und dem Vogelkäfig schien sich ein bisschen verringert zu haben; um genau zu sein, rückte er allmählich in Schlagweite, falls mir danach der Sinn gestanden hätte, während mir im Gegenteil nichts ferner lag, und das war die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
    »C het?«
    Ich entfernte mich unauffällig von der Küchentheke, setzte mich mit dem Rücken zu Cap ’ n Crunch. Cynthia kam zurück, tupfte sich mit einem Taschentuch die Wangen.
    »E ntschuldigen Sie bitte«, sagte sie.
    »D a gibt es nichts zu entschuldigen«, sagte Bernie. »I ch nehme an, Damon weiß von diesem Anruf.«
    »J a, sicher. Ich habe ihn sofort angerufen.«
    »I st er hergekommen, um es sich anzuhören?«
    »N ein. Aber ich habe ihm alles genau beschrieben. Wir kommen nicht besonders gut miteinander aus, obwohl wir schon seit einer Ewigkeit geschieden sind, aber in dieser Hinsicht vertrauen wir einander.«
    »I n welcher Hinsicht?«, fragte Bernie.
    »W as Maddy und ihr Wohlergehen betrifft. Sie ist das Beste, was jeder von uns jemals zustande gebracht hat. Leute, die nicht selbst Eltern sind, können das vielleicht nicht verstehen. Tut mir leid, ich habe vergessen … ich weiß gar nicht, ob Sie Kinder haben.«
    Auf Bernies Gesicht erschien wieder dieser harte Ausdruck.
    Wirkte Cynthia ein bisschen verängstigt? Ich hatte schon öfter gesehen, dass Bernie das bei Klienten erreichte. »S ieht so aus, als würde der … äh … Schnitt in Ihrem Gesicht ein bisschen bluten«, sagte sie.
    »S tumpfe Rasierklinge«, sagte Bernie und wischte sich mit dem Ärmel über den Schnitt. Stumpfe Rasierklinge? Sicher, Bernie schneidet sich beim Rasieren, ziemlich oft sogar, aber an der Stirn? In diesem Moment kapierte ich, dass er absichtlich nichts von unserem Abenteuer auf dieser Bergstraße bei Sierra Verde sagte. Warum wohl? Keine Ahnung. Ich schob mich ein klitzekleines bisschen näher an Cap ’ n Crunch heran. Der Cap ’ n turnte nervös auf seiner Stange herum. »I ch hätte gern einen genauen zeitlichen Ablauf«, sagte Bernie.
    »V on was denn?«
    »E rstens«, sagte Bernie, »w ann dieser Anruf einging. Zweitens – wann Sie Damon anriefen. Drittens – wann Sie mich anriefen. Viertens – wann Damon Ihnen von meinem angeblichen Tod berichtete.«
    Owei. In solchen Momenten, wenn Bernie ganz schnell eine Liste mit Fragen runterrasselte, kam ich nicht mehr mit. Cynthia antwortete irgendetwas. Daraufhin stellt Bernie ihr noch mehr Fragen, dieses Mal zählte er sie an den Fingern ab. Die Worte vermischten sich zu einem einzigen Brei, eine Art Hintergrundrauschen, eigentlich gar nicht unangenehm. Ich ertappte mich dabei, dass ich mich langsam an den Cap ’ n ranschob, vermutlich hatte ich inzwischen den Käfig-Schubs-Bereich erreicht. Cynthias Küchentheke war ziemlich hoch. Wenn ich es schaffte, meine Schnauze über …
    »R unter damit«, schrie Cap ’ n Crunch mit seiner krächzenden Stimme und richtete sich dabei auf seiner Stange ein bisschen auf, die Flügel wieder wie Dracula ausgebreitet. Runter damit? Ich hatte gedacht, er könnte nur drei Sätze sagen: Einen Doppelten, bitte, Light my fire, Madison ist supercool. Jetzt kam er mit Runter damit an? Ich wollte nur …
    »C het?«
    Ich versuchte, unschuldig auszusehen, was mit einer Pfote auf der

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