Bernie und Chet

Kleinigkeit?«, fragte Bernie. »W ir haben den blauen BMW gefunden.«
    Rick sah Bernie einen Moment lang an, dann schlug er seinen Block auf, blätterte darin herum. »D en mit dem blonden Fahrer?«
    »E r saß nicht drin«, sagte Bernie. »A ber der Vorführer.«
    »A us Las Vegas?«
    »E r heißt Anatoly Bulganin.«
    »W o?«
    »O ben in Sierra Verda.«
    »W as für eine Geschichte hatte er denn auf Lager?«
    »S o weit sind wir nicht gekommen.«
    Ricks Blick wanderte zu der Wunde auf Bernies Stirn. »K ennzeichen?«
    »N evada«, sagte Bernie. »C3 P 2 Z 9 .«
    »I ch lass es durch den Computer laufen«, sagte Rick. »A ber sei nicht überrascht, wenn dabei noch weniger rauskommt als bei allem, was wir schon haben.« Er leckte sich den Puderzucker von den Lippen. Ich machte es ihm nach.

Kapitel 26
    D ie Hinweise liegen direkt vor unserer Nase«, sagte Bernie, genauer gesagt murmelte er es. »I st es nicht immer so?« Er hatte auf der Fahrt vom Donut Heaven wohin auch immer sehr viel vor sich hingemurmelt. Es kümmerte mich nicht weiter – auf dem Kopilotensitz zu sitzen und irgendwohin zu fahren genügte mir. Alles in allem war mir der Porsche lieber, aber das Schöne an dem Kopilotensitz im Pick-up war, dass man so hoch saß. Von oben in all die anderen Autos reinzuschauen, machte den Spaß noch größer, ich wusste auch nicht, warum. Ich hielt den Kopf aus dem Fenster. Die Luft wurde immer wärmer – der Sommer nahte, wie Bernie sagte –, aber wir gehörten zur Sorte Fenster runter, Klimaanlage aus, zu der Sorte, wie er manchmal sagte, die den Westen erobert hatte.
    »L ass uns das Ganze mal analysieren«, sagte Bernie. Owei: Analysieren – das war nicht gerade meine starke Seite. »F angen wir mit einer ganz einfachen Frage an. Von allen Leuten, mit denen wir in diesem Fall bisher zu tun hatten, und zwar von dem Moment an, als Cynthia Chambliss unsere Straße entlanggefahren kam, wer ist da am wenigsten vertrauenswürdig?«
    Hey. Analysieren war ja ein Klacks. Die Antwort auf die Frage, wer am wenigsten vertrauenswürdig war, lautete ganz klar Cap ’ n Crunch; ein Blick in seine winzigen boshaften Augen, und man wusste Bescheid. Aber brachte uns das weiter? Cap ’ n Crunch lebte in einem Käfig, und selbst wenn wir mal annahmen, dass er es schaffte, nachts da rauszukommen und herumzufliegen, wohin konnte er schon groß …?
    »D arauf gibt es nur eine Antwort«, sagte Bernie, »D amon Keefer.«
    Damon Keefer? Damon Keefer vor Cap ’ n Crunch? Da war ich mir nicht so sicher. Aber dann erinnerte ich mich wieder daran, wie sehr Keefer nach Katze roch, und ich erinnerte mich außerdem an seinen Kater, diesen Prince mit seiner Hochnäsigkeit, und ich wechselte auf Bernies Seite. Er hatte recht, wie immer. In einem der Autos da unten telefonierte eine Frau hinter dem Lenkrad mit einem Handy, während hinten auf dem Rücksitz eine von meinem Stamm den Kopf in eine Einkaufstüte steckte und wie wild mit ihrem kleinen Korkenzieherschwanz wedelte. Irgendwie gefiel mir dieser Korkenzieherschwanz, ich begann mich zu fragen, wie …
    »U nd was tun wir, wenn wir auf das schwache Glied einer Kette stoßen?«, fragte Bernie.
    Ich zog meinen Kopf wieder zurück. Keine Ahnung, wie die Antwort auf Bernies Frage lautete, aber das Wort Kette erinnerte mich sofort wieder an das Würgehalsband und Mr Gulagow. Er hatte versucht, meinen Namen in Stalin zu ändern! Dabei war mein Name Chet.
    Bernie sah mich an. »G anz genau«, sagte er, und erst da merkte ich, dass ich knurrte. »W enn wir auf ein schwaches Glied stoßen, dann ziehen wir so lange an der Kette, bis sie irgendwo nachgibt. Bist du bereit?«
    Da musste er nicht lange fragen.
    Wir spürten Damon Keefer in seinem Haus auf, diesem Riesenhaus mit der Mauer drum herum und dieser seltsamen Hydrantenskulptur auf dem Rasen. Im Moment stand die Skulptur allerdings nicht auf dem Rasen; ein saftig grüner Rasen – ich brauchte Bernie nicht erst anzusehen, um zu wissen, dass er die Stirn runzelte. Stattdessen baumelte die Skulptur in der Luft, sie hing an dem Haken eines Krans, der auf einem großen Lastwagen stand. Ziemlich aufregende Sache, ich konnte es kaum erwarten, aus dem Pick-up zu kommen und auszuprobieren, ob ich hochspringen und das Ding erwischen konnte, aber stattdessen blieben wir sitzen, während Bernie zusah. Der Kran schwenkte die Skulptur auf die Ladefläche des Lastwagens, und der Lastwagen fuhr davon. Die Männer an den Hebeln waren nichts weiter als