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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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mystischen Beigeschmack verlieh, tat ein Übriges, weshalb Sydow mit sich und den Nachwirkungen seines Alkoholkonsums erheblich zu kämpfen hatte. Scheiß Sauferei!, verwünschte er sich insgeheim, ein zuletzt recht häufig geäußerter Stoßseufzer, wenn auch einer ohne Folgen.
    »Ran an die Buletten, Holzauge!«, forderte Peters den Kripo-Beamten auf, tippte ihm auf die Schulter und ließ sich mit entspanntem Lächeln auf einer nahen Bank nieder, um den Lichtkegel seiner Taschenlampe von dort aus über den Körper des Toten wandern zu lassen. »Nur keine Scheu, der gute Mann beißt nicht.«
    »Wie gesagt – deinen Humor möchte ich haben.«
    »Humor oder nicht«, konterte Peters, unter dessen Achseln sich zwei riesige Schweißflecken gebildet hatten, »was will uns dieser Tote sagen?«
    »Gar nichts.«
    »Scherzkeks. Und was noch?«
    Sydow kniete sich hin und dachte nach. Der Geruch, den die Leiche verströmte, war kaum auszuhalten, die leere Augenhöhle des Makaberen entschieden zu viel.
    »Vermutlich ein Hecht, vielleicht aber auch eine Wasserratte«, erriet der Gerichtsmediziner seine Gedanken und breitete die Arme auf der Lehne aus. »Sonst noch was? Komm schon, für jemanden, der zu Höherem berufen scheint, könntest du dich ruhig etwas mehr ins …«
    »… Zeug legen, ich weiß«, vollendete Sydow mit verbissener Miene und ließ den Blick über den Körper des Unbekannten wandern. »Anfang bis Mitte dreißig, knapp 1,80 Meter groß, männlich, Hämatom am Hinterkopf, jede Menge blaue Flecken am Oberarm und nur noch drei intakte Fingernägel an der rechten Hand.«
    »Für einen Anfänger gar nicht so übel«, ließ Peters gönnerhaft verlauten. »Ihre Schlussfolgerung, Watson?«
    »Sieht so aus, als sei Mister Namenlos ziemlich durch die Mangel gedreht worden.«
    »Oder verunglückt.«
    »Und was ist mit den fehlenden Fingernägeln?«
    »Nebensache«, tat Peters den Einwand des Kripo-Beamten mit einem mitleidigen Lächeln ab. »Augen auf, Sonnyboy, oder willst du hier übernachten?«
    »Die Striemen oberhalb des Knöchels?«
    »Genau die«, antwortete der Gerichtsmediziner und applaudierte affektiert. »Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt für einen Orden vorschlagen. ›Held der Berliner Kripo‹ – nicht übel, oder?« Ein vermutlich seit Weihnachten in Gebrauch befindliches Taschentuch in der Hand, betupfte Peters seine schweißglänzende Stirn und sah seinen vermeintlich begriffsstutzigen Eleven mit mitleidigem Augenaufschlag an. »Deine Hypothese, Blaublüter?«
    »Klarer Fall von missglücktem Vertuschungsmanöver.«
    »Volltreffer«, spöttelte Peters und verfiel ins Dozieren, »unabhängig davon, auf wessen Konto das Ganze geht, waren der oder die Täter darauf aus, ihr Opfer den Fischen zum Fraß vorzuwerfen.«
    »Stattgegeben.«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach mithilfe eines Steins, Gewichts oder anderer Konstrukte, deren man sich in solchen Fällen zu bedienen pflegt. Pech gehabt, sprach der Gott des Zufalls, entwickelte diese bemitleidenswerte Kreatur doch post mortem [17] ungeahnte Kräfte und entledigte sich seiner Fesseln.«
    »Wie gesagt – …«
    »Mein Humor – ich weiß«, setzte sich Peters mit entschuldigender Geste zur Wehr. »Soll nicht wieder vorkommen. Wo war ich denn gerade stehen … genau! Nachdem die Strömung, der Dilettantismus des oder der Täter oder welcher Umstand auch immer dafür gesorgt haben, dass der Tote zurück an die Oberfläche kommt, treibt der Leichnam spreeabwärts und verheddert sich geraume Zeit später im Ufergestrüpp.«
    »Sehr lange kann das nicht gedauert haben.«
    »Ins Schwarze getroffen, Traum aller ledigen Großmütter. Vom Zustand des Leichnams aus betrachtet, in etwa einen halben Tag, unter Umständen etwas länger.«
    »Heißt das, du willst damit sagen, dass …«
    »… der Tote irgendwann heute früh in der Spree gelandet ist. Wo genau, bleibt ungewiss, höchstwahrscheinlich nicht allzu weit entfernt. Wenn’s hochkommt, ein paar Hundert Meter.«
    Sydow schürzte die Lippen und warf dem auf der Bank sitzenden Falstaff, der sich gerade eine Fluppe ansteckte, einen schrägen Blick zu.
    »So wenig?«
    Heribert Peters, in diesem Moment ganz thronender Zeus, runzelte indigniert die Stirn. »Was heißt hier ›wenig‹!«, polterte er drauflos, kurz davor, sein Blitzbündel zu schleudern. »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Darauf, Herr Professor Blaffke, dass der Tote ebenso gut mehrere Kilometer flussaufwärts in der Spree versenkt

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