Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
»Verzeihung, ich vergaß«, näselte er, woraufhin Sydow einen schicksalsergebenen Blick zum Himmel sandte. »Apropos Raubmord – die Meldung der zuständigen Streifenbeamten aus Wannsee hat uns um 1.45 Uhr erreicht, also kurz vor meinem Anruf bei Ihnen … äh … dir. Ersten erkennungsdienstlichen Maßnahmen der Kollegen zufolge …«
    »Geht’s noch ein bisschen hochgestochener?«, polterte Sydow, der Verzweiflung nahe.
    »Verzeihung, Herr …«
    »Tom, verdammt noch mal!«
    Krokowski schlug betreten die Augen nieder. »Wie dem auch sei«, winselte er im Stile eines Primaners, der einer Arreststrafe zu entgehen versucht, »schenkt man den Streifenbeamten Glauben, scheint der Täter den Eigentümer des Motorrades … ähm … scheint der Täter ihn zum Halten gezwungen, ihm eine Kugel verpasst, von seiner BMW R 51/3 runtergezerrt …«
    »Mein Kompliment, Eduard. So hört sich das schon viel besser an.«
    »… und sich samt Motorrad in südlicher Richtung verpisst zu haben.«
    »Richtung Grenzübergang Dreilinden?«, hakte Sydow mit nachdenklicher Miene nach.
    »So hat es zumindest den Anschein«, bestätigte Krokowski, der dem Stimmungsumschwung seines Vorgesetzten nicht so recht traute. »Dem Vernehmen nach wäre er dabei um ein Haar mit einer amerikanischen Streife zusammengestoßen. Sieht so aus, als sei er mit nicht angepasster Geschwin… äh … mit einem Affenzahn unterwegs gewesen und habe den Zeugen die Vorfahrt genommen.«
    »Und der Motorradfahrer?«
    »Derzeit noch nicht vernehmungsfähig«, erklärte Krokowski lapidar. »Wer weiß, vielleicht wissen wir heute Abend mehr.«
    »Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Kriminalrat oder so ähnlich«, kalauerte Sydow in dem Bemühen, sein Stimmungstief zu überwinden. Genug Zeit, sich eingehender mit dem Fall zu beschäftigen, würde er im Moment ohnehin nicht haben. »Im Klartext: Eins nach dem anderen. Zuallererst kommt ein gewisser Herr von Oertzen an die Reihe, und danach sehen wir weiter.«
    »Und der Tote am Spreebogen?«
    »Stimmt, Eduard, den hätte ich beinahe vergessen.« Sydow fuhr mit der Handfläche über die Stirn, schüttelte unwirsch den Kopf und kramte den Zettel mit den Namen der Spaziergänger hervor, die den Leichnam entdeckt hatten. »Bitte tu mir den Gefallen und bestelle die beiden Herrschaften auf 8 Uhr ins Präsidium ein, ja?«
    »Wird umgehend erledigt, Tom.«
    Beeindruckt von so viel Diensteifer, verpasste Sydow seinem Assistenten einen freundschaftlichen Klaps. »Über einen Mangel an Beschäftigung können wir beide weiß Gott nicht klagen, was, Eduard?«
    »Mit Sicherheit nicht«, stimmte Krokowski zu und strich die Haare beiderseits seines wie mit einem Lineal gezogenen Mittelscheitels glatt. »Mir scheint, da kommt noch eine Menge auf uns zu.«
    »Und echter Bohnenkaffee, um euch beide wieder auf Vordermann zu bringen«, platzte Naujocks dazwischen, rechts und links einen dampfenden Pappbecher in der Hand. »So viel Zeit muss einfach sein.«
    »Du sprichst mir aus der Seele, Waldi«, seufzte Sydow und nahm die Morgengabe von Waldemar Naujocks, seines Zeichens Leiter der Spurensicherung, mit dankbarem Lächeln entgegen. »Schieß los – was gibt’s Neues?«
    »Nicht viel«, entgegnete Naujocks geknickt und überreichte Krokowski den anderen Becher. »Kieswege und Platzregen – schlechtere Ausgangsbedingungen hätte ich mir wohl kaum wünschen können. Doch wie heißt es so schön: Jeder hinterlässt Spuren, sogar der cleverste Gangsterboss.«
    »Und die wären?«, fragte Sydow und nahm einen kurzen Schluck. Der Bohnenkaffee tat ihm gut, auf einmal sah die Welt wieder halbwegs erträglich aus. »Dein Hang zu Ami-Deutsch in allen Ehren, aber könntest du dich vielleicht ein bisschen gesitteter …«
    »Kann ich, Tom, kann ich«, versicherte Naujocks, dessen Halbstarkenfrisur aufgrund einer ausgedehnten Suchaktion im umliegenden Gestrüpp erheblich gelitten hatte, mit einem reumütigen Grinsen. Das Gleiche galt für seine nagelneuen Cowboystiefel, die durchnässte Ledermontur mit inbegriffen. »Die Fußabdrücke des Mannes, der in von Oertzens Grab gelandet ist, sind mit denjenigen unter der Kiefer da hinten identisch«, erläuterte er und wies mit dem Daumen über die linke Schulter. »So viel zum Thema Opfer.«
    »Und der vermeintliche Täter?«
    »Scheint bis auf eine Kippe, die möglicherweise von ihm stammt, keinerlei Spuren hinterlassen zu haben.«
    »Eine Kippe, sagst du?«
    »Lungentorpedo Marke DDR. Für Insider – soll

Weitere Kostenlose Bücher