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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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gewöhnten. So etwas zählt nicht, erst recht nicht bei den Weibern! Was zählte, war, dass der Rubel rollte, aus welchen Quellen er auch stammen mochte. In diesem Fall standen einem alle nur erdenklichen Türen offen. Nicht nur die zu den Frauengemächern.
    Wieder einigermaßen klar im Kopf, drehte sich Besuchow um, warf einen Blick auf die schneebedeckten Dreitausender des Kaukasus, an deren Hängen er im Winter Ski fuhr, und kehrte in seine im Fin-de-Siècle-Stil möblierte Suite zurück. Beim Anblick von Nataljas Hinterteil, was allein die 1.000 Rubel wert war, die er für sie hingeblättert hatte, wurde er von einer Gier gepackt, gegen die er seit jeher machtlos gewesen war. Im Hinblick darauf, was ihm der Tag bescheren würde, riss er sich jedoch am Riemen, raffte seine Oberbekleidung zusammen und trottete in Richtung Bad.
    Zu seinem Verdruss, dem er durch einen obszönen Fluch Luft verschaffte, kam er dort allerdings nicht an. »Ja, ja – ich komm schon!«, knurrte er, ein Klopfgeräusch im Ohr, mit dem das Dröhnen in seinem Schädel nicht mithalten konnte. »Was ist denn los, verdammt noch mal?«
    »Es ist dringend«, wisperte Wolodja, sein Faktotum, nachdem er die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte.
    »Das will ich auch hoffen, du alter Hurenbock.« Erst im Angesicht des täppisch grinsenden Tscherkessen fiel Besuchow auf, dass er nur seine Unterhose trug. Peinlich genug, wenn man von seiner Wodkafahne absah. »Sonst kannst du nämlich gleich dein Testament machen.«
    »Er ist wieder da, seit einer halben Stunde.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte Besuchow, nicht etwa ein Ausdruck von Hohn, sondern Resultat eines Impulses, der sämtliche Nachwehen einer durchzechten Nacht vertrieb. »Dann wollen wir mal sehen, was es Neues gibt.«
     
    *
     
    Knapp zehn Minuten später, frisch rasiert und die übernächtigten Züge hinter einer Sonnenbrille verborgen, durchquerte Besuchow die Hotellobby, begutachtete sein Konterfei in einem Barockspiegel und trat ins Freie. In seinem dunkelgrauen Flanellanzug war er von den Sommerfrischlern, welche die Strandpromenade bereits zu Dutzenden bevölkerten, nicht zu unterscheiden, und genau darauf kam es ihm an. So kurz vor dem Ziel durfte nichts mehr schiefgehen. Sonst wäre die Mühe, die er auf sein Lieblingsprojekt verwandt hatte, umsonst gewesen. Die Mühe, jede Menge Schmiergelder und sonstige Gefälligkeiten. Kostenlose Bordellbesuche natürlich mit inbegriffen.
    Kurz vor dem verabredeten Treffpunkt, einer Mole in knapp zwei Kilometern Entfernung, warf Besuchow einen Blick auf die Uhr. Drei vor sieben, genau pünktlich!, schoss es ihm durch den Kopf, und obwohl er seit seiner Zeit beim NKWD [28] ein Gespür für Verfolger entwickelt hatte, sah er sich unauffällig um. Als er sich vor unerwünschten Schnüfflern sicher wähnte, verließ er die Strandpromenade und steuerte auf die weit ins Meer hinausragende Mole zu. Der Wind, um diese Zeit noch recht frisch, trieb den feinkörnigen Sand vor sich her, und als er Slavín erspäht hatte, fröstelte ihn.
    »Pünktlich wie …«, sprach der Mann, von dem sehr viel abhing, in gedämpftem Ton, während unmittelbar neben ihm eine Gischtfontäne in die Höhe schoss. Der Rest ging im Gekreische der Möwen unter, die sich um die Brotkrumen zankten, mit denen er sie fütterte. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht.«
    »Geht so«, antwortete Besuchow, dem die Art, wie ihn sein Gesprächspartner empfing, überhaupt nicht behagte. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm den Rücken zudrehte, schon gar nicht bei einem derart wichtigen Gespräch. »Und die Ihrige?«
    »Vor oder nach dem Flug hierher?«
    »Wenn Sie mich so fragen – vordem Flug«, stellte Besuchow mit unüberhörbarem Missfallen klar. »Bei der Durchführung Ihres Auftrages.«
    »Der, wie ich annehme, zu Ihrer vollsten Zufriedenheit erledigt worden ist«, nahm der fast zwei Köpfe größere Kleiderschrank die Antwort auf die nächste Frage ohne erkennbare Gefühlsregung vorweg. »Von der bedauerlichen Tatsache, dass ich einen Mitwisser liquidieren musste, einmal abgesehen.«
    Besuchow runzelte die Stirn und holte tief Luft. »Hatte ich Ihnen nicht eingeschärft, Komplikationen jedweder Art tunlichst zu …«
    »Natürlich war ich darauf bedacht, sie zu vermeiden«, kam Wassili Danilowitsch Slavín dem Rüffel seines Auftraggebers in hochnäsigem Tonfall zuvor. »Leider ging es nun mal nicht anders. Der Leutnant, mit dem ich mich auseinanderzusetzen hatte, wusste

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