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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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bislang abspeisen wollten.«
    »Erst die Ware, dann das Geld – so gut müssten Sie mich inzwischen kennen.«
    Nur noch wenige Meter vom Strand entfernt, drehte sich Slavín schwungvoll um. »Sie sind ein knallharter Geschäftsmann, Besuchow!«, rief er dem Kaukasus-Paten über das Rauschen der Brandung hinweg zu. »Das habe ich schon immer gewusst. Erlauben Sie mir trotzdem eine Frage?«
    Besuchow nickte, den Finger am Abzug der Tokarew, die sich in der Innentasche seiner Flanelljacke befand.
    »Weshalb wollen Sie das verdammte Zimmer eigentlich unbedingt haben?«
    »Das, mein lieber Slavín«, entgegnete Besuchow, wobei er den gelangweilt-hochtrabenden Tonfall seines Kontrahenten gekonnt imitierte, »muss ich leider für mich behalten.«
    »Warum denn? Was ist so schlimm daran, wenn herauskommt, in welch vornehmen Kreisen Sie sich bewegen? Keine Angst!«, beteuerte Slavín voller Häme, »von mir wird niemand je erfahren, dass Sie für Berija [30] arbeiten.«
    »Das will ich Ihnen auch geraten haben, Slavín!«, knurrte Besuchow, plötzlich wieder der Alte. »Sonst müsste ich Sie töten.«

18
     
    Berlin-Tiergarten, Sowjetisches Ehrenmal | 06.55 h
     
    »Keine Sorge, Herr Kommissar«, versicherte der 35-jährige Russe hinter dem Steuer des schwarz lackierten Moskwitsch 400, nachdem der amerikanische Jeep auf der Gegenfahrbahn die Geschwindigkeit kurz gedrosselt, danach aber in Richtung Brandenburger Tor weitergefahren war. »Solange ich in Ihrer Nähe bin, sind Sie vor den Yankees sicher.«
    »Gut zu wissen«, gab Sydow zurück, auf den die Lässigkeit, die der tipptopp gekleidete sowjetische Geheimdienstoffizier an den Tag legte, wie eine Provokation wirkte. Um den einzigen Trumpf, den er derzeit im Ärmel hatte, nicht zu verspielen, verkniff er sich jeglichen Kommentar und warf einen Blick auf einen der beiden T-34-Panzer, die den Zugang zum sowjetischen Ehrenmal flankierten. So früh am Morgen war außer der Ehrenwache, die in stocksteifer Haltung auf der Stelle verharrte, kein Mensch zu sehen. Mit ein Grund, weshalb sein Gesprächspartner ausgerechnet diesen Treffpunkt vorgeschlagen hatte, jedoch beileibe nicht der einzige. Das Ehrenmal war eine sowjetische Exklave, Vorsicht bekanntlich die Mutter der Porzellankiste. »Die Frage ist nur, ob Sie sich mit denen anlegen wollen.«
    Juri Andrejewitsch Kuragin, Liebhaber maßgeschneiderter Anzüge, kubanischer Zigarillos und französischer Haute Cuisine, wog das dunkelhaarige Haupt, welches ihm den Spitznamen ›Kaukasier‹ beschert hatte, und schwieg sich geraume Zeit aus. »Nicht unbedingt«, gestand der Oberstleutnant des MGB [31] schließlich mit übernächtigter Miene ein, wobei sich Sydow nicht zum ersten Mal fragte, durch welche Art von Familienbande ein in Leningrad geborener Geheimdienstoffizier wie Kuragin zu einem ausgeprägt südländischen Teint, dunklen Augen und dichten schwarzen Brauen gekommen war. »Es sei denn, man zwingt uns dazu.«
    Die Skepsis, mit der Sydow die Aussage des Oberstleutnants aufnahm, war weder zu übersehen noch zu überhören. »Sie glauben doch wohl nicht, dass die Amis hinter dem ganzen Schlamassel da drüben stecken?«, begehrte er mit hochgezogenen Brauen auf und wies mit dem Daumen über die rechte Schulter. »Im Ernst, Kuragin, auf so eine Idee kann man ja wohl nicht kommen. Die Genossen brauchen was zwischen die Kiemen, und zwar dringend. Sonst kann Ulbricht den Laden dichtmachen. Wie viele von denen bereits die Kurve gekratzt haben, brauche ich Ihnen bestimmt nicht zu verklickern.«
    Kuragin schüttelte den Kopf. »Nein, brauchen Sie nicht«, bekräftigte er, den Blick nach vorn gerichtet, wo die Siegessäule aus dem morgendlichen Dunst emporragte. Ein weiterer heißer Tag stand bevor, und das gleich in mehrfacher Beziehung. »Und wissen Sie, was? In letzter Zeit stelle ich mir immer häufiger die Frage, ob unsere deutschen Genossen überhaupt so etwas wie Fingerspitzengefühl besitzen. Oder ob sie nicht schon längst jeglichen Kredit bei der Bevölkerung verspielt haben. Falls ja, ist guter Rat teuer.«
    Im Begriff, seine Sicht der Dinge darzulegen, überlegte Sydow es sich anders. Er wollte nicht mehr Öl ins Feuer gießen als nötig, nicht jetzt, wo es weitaus wichtigere Dinge zu besprechen gab.
    Kuragin schien es nicht zu bemerken. »Soweit also der Tragödie erster Teil«, sprach er in gedämpftem Ton, trotz alledem wachsam und vor möglichen Beobachtern auf der Hut. »Titel: ›Die Deutschen und der

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