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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zuvor bei ihnen festgestellt hatte, krabbelten sie an den Felswänden und an seinem Anzug empor, als wäre er lediglich eine Ausdehnung des Steins. Er verharrte bewegungslos, da er in seiner Verblüffung, wie seine Opfer auch, nur dümmlich starren konnte. Seine Opfer, seine Gefangenen … ein Trog sprang von seiner Schulter auf den Sims. Sie versuchten alle, an die Schachtel heranzukommen. Hatten die Gefangenen sie hierhergerufen? Aber wie? Es handelte sich um dumme, primitive Geschöpfe mit kaum entwickelten Gehirnen. Wie konnte sie zusammenarbeiten?
    Aber sie arbeiteten doch zusammen, denn mittlerweile hatten sich alle um die Schachtel geschart, die sie mit ihren langen Fingern untersuchten, wobei die Kräftigeren schoben und drückten. Sie untersuchten die Oberfläche mit ihren Körpern – was im Licht seiner Lampe offensichtlich wurde –, als könnten sie deren Natur nur durch den Tastsinn in Erfahrung bringen. Er erinnerte sich, daß sie in dem Teil des EM-Spektrums blind waren, der für ihn sichtbares Licht darstellte. In ihrer Dunkelheit war er nur ein Teil des Steins. Und sie waren hier, in der Finsternis der Höhle, vernünftige, intelligente Geschöpfe. Draußen im Lager hatten sie hingegen niemals Anzeichen von Intelligenz oder Gruppenaktivität gezeigt, niemals. Warum? Ließen sie ihr Gehirn hinter sich im Schlamm zurück, wenn sie an die Oberfläche kamen?
    Plötzlich fragte sich Jary, ob er selbst den Verstand verloren hatte. Nein, es geschah wirklich. Wenn sein Verstand umkippen könnte, dann hätte das schon vor langer Zeit geschehen müssen. Aber für ihn bestand überhaupt kein Zweifel daran, daß diese Tiere nur aus einem einzigen Grund hergekommen waren – um die Gefangenen aus der Schachtel zu befreien. Diese Tiere …
    Er beobachtete ihre unermüdlichen, vergeblichen Bemühungen, die Schachtel zu öffnen. Er wußte, im Endeffekt würden sie dabei scheitern, denn nur ein Mensch konnte die Schachtel öffnen und sie befreien. Nur ein Mensch …
    Er hob zitternd eine Hand und näherte sich der Schachtel. Schlamm tropfte herab. Er öffnete das Schloß und damit den Deckel. Die gefangenen Trogs wichen verwirrt zurück, als ihre Artgenossen von draußen über den Rand kletterten. „K-kommt schon!“ Er zog die Schachtel zornig zu sich und stülpte sie um. Ihre unwilligen Körper fielen heraus ins dampfende Wasser.
    Danach klammerte er sich wieder an dem Sims fest. Sein Verstand war seltsam leicht und leer. Dann erst fiel ihm der zweite Lichtkegel auf, der sich zu seinem eigenen gesellt hatte und die Felswand sowie die nun leere Schachtel erhellte. Er sah nach oben und erkannte Corouda, der stumm an einem Seil hing und die Beine gegen die Felswände stemmte. „Hilfe gefällig, Jary?“
     
    Er betrachtete die leere Schachtel, deren Sicherungsriemen er immer noch in der Hand hielt. „Ja.“
    Corouda nickte und warf ihm ein Seil zu.
     
    Ishtp: Aber wir müssen mit diesen Geschöpfen Kontakt aufnehmen. Wir wissen nun ja definitiv, daß es Wesen wie wir sind, zwar fremd, aber uns doch ähnlich, und keine unbekannte Macht. Sie haben Mobile, deren Formen sich ertasten lassen.
    (Warme, kräftige Strömungen steigen aufwärts)
    (Mobile bewegen sich gemeinsam aufwärts)
    (Flüstern heißer Neutronenwolken)
     
    Mng: Sie haben Seelen, die man erreichen kann. Der scheinende Fremde, der unsere Mobilen freiließ, als alle unsere Bemühungen … wir müssen mit ihm Kontakt aufnehmen und ihm unser Problem mitteilen. Diese Außerirdischen scheinen ebenfalls die Raumfahrt zu beherrschen, denn sie sind fremd hier. Sie gehören nicht hierher. Sie können uns helfen.
    (Meine Ranken werden flacher)
    (Goldgrüne Kohlenstoffgespinste)
    (Helles Gamma wird zu Rot, als wir aufsteigen)
     
    Ahm: Unser einziges Problem ist, daß diese Außerirdischen versuchen, uns zu vernichten! Dieses Wesen hatte nicht den Schein des Lebens – es war ein kaltes Geschöpf der Dunkelheit, das warmen Schlamm verspritzte.
    (Morastströmungen werden kälter, während dieser aufsteigt)
    (Samtene Dunkelheit oben – wir nähern uns der Dunkelheit)
     
    Mng: Aber er hatte unsere Not erkannt. Er befreite die Mobilen. Er zeigte guten Willen. Wir wußten nichts von der wahren Natur der Außerirdischen, vielleicht erfahren sie gerade erst unsere.
    (Stille Abwesenheit von Neutronenströmen)
     
    Ahm: Aber woher sollen wir wissen, daß sie uns nun in Frieden lassen werden? Wir haben bereits dreimal Mobile nach oben in die Dunkelheit gesandt, damit

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