Bernsteinsommer (German Edition)
Finger gewickelt, und ich habe ihr vertraut. Das hätte ich nicht tun dürfen.“
„Blödsinn! Du hast eine weitere Partie verloren, aber noch nicht das ganze Spiel, mein Junge. Meine Tochter ist nicht dumm. Ich habe mir schon vorher gedacht, dass sie mit allen Mitteln versuchen wird, dir zu entwischen.“ Kiras Vater holte tief Luft, bevor er weitersprach: „Was schlägst du vor?“
Finn schnaufte und machte dann seinerseits einen sehr tiefen Atemzug. „Eddie, ich muss dir noch was sagen, das schon lange überfällig ist. Wenn du mich danach rausschmeißen willst, würde ich das absolut verstehen.“
„Was ist los, Finn?“
„Ich … also, ich …“
„Finn, bitte, stammle nicht herum, uns läuft die Zeit weg! Raus mit der Sprache!“
„Ja, also, es ist so: Es gab einen triftigen Grund, warum sie mich so leicht austricksen konnte, Edgar.“
„Und der wäre?“
„Wenn es um Kira geht, bin ich … also, ich habe mich ziemlich heftig in deine Tochter verliebt! So, nun ist es raus.“ Finn atmete noch einmal tief durch. Das Herz in seiner Brust machte gerade einem Dampfhammer Konkurrenz.
„Na bravo!“, erwiderte Edgar Lengrien nur, und Finn wusste nicht so richtig, wie er diese Antwort einordnen sollte.
„Okay, ich bin draußen, oder?“
Edgar Lengrien lachte dröhnend. „Nie im Leben, mein Junge, nie im Leben!“
„Ich verstehe nicht …“
„Was kann mir als Vater denn Besseres passieren, frage ich dich? Du bist jetzt auch noch gefühlsmäßig involviert und wirst sicherlich alles Mögliche dafür tun, um sie gesund und munter wieder nach Hause zu holen. Was also schlägst du nun vor, Finn? Du wirst sie uns doch wieder zurückholen, oder?“
Finn fühlte die Erleichterung warm durch seinen Körper strömen. Diese Reaktion hätte er niemals von Edgar Lengrien erwartet. „Natürlich werde ich sie zurückholen! Darauf kannst du dein gesamtes Vermögen verwetten, Chef!“
„Gut, so will ich dich hören. Was brauchst du?“
„Sascha Schellenberg, ein schnelles Auto und sonst nicht allzu viel. Sascha weiß schon, was er sonst noch mitbringen muss. Ich werde ihn gleich selbst kontaktieren. Edgar, sie hat übrigens mein Auto genommen. Ich habe irgendwie das starke Gefühl, dass sie nach Sameland gefahren ist. Frag mich bitte nicht, warum. Sobald wir unterwegs sind, werde ich Magda anrufen, um meine Vermutung zu erhärten. Es wäre aber gut, vorsichtshalber die Passagierlisten der Flughäfen und so weiter zu überprüfen. Übernehmt ihr das?“
„Natürlich, aber ich glaube, du hast recht mit deiner Vermutung. Ich habe komischerweise auch sofort an die Insel gedacht. Also, du kümmerst dich jetzt darum, Kira zurückzubringen, alles klar? Du bekommst alles, was du brauchst, Finn! Wenn du zusätzlich noch etwas benötigst, lass es mich wissen. Ich will meine Tochter zurück, verstanden!“
„Ich will sie auch zurück, Edgar, und wie ich das will, verdammt noch mal!“
Die Fähre erreichte pünktlich um sieben Uhr morgens Sameland. Kira fuhr langsam über die Rampe und parkte Finns Geländewagen direkt gegenüber von Magdas Inselladen. Um diese Zeit war nicht viel los hier am Anleger. Für die Touristen war es zu früh, und die Einheimischen saßen entweder am Frühstückstisch oder gingen bereits ihrer Arbeit nach. Die Fischer sind sicherlich noch draußen auf dem Meer, dachte Kira, denn im Hafen lagen kaum Boote.
Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, ließ sie ihren Kopf zurück an die Nackenstütze sinken und stieß einen langen Seufzer aus. Dann klappte sie die Sonnenblende herunter und warf einen schnellen Blick in den Spiegel. Glücklicherweise hatte ihre Handtasche noch auf der Kommode im Flur gestanden. Sohatte sie zumindest die notwendigsten Mittel zur Verfügung, um sich ein bisschen zurechtzumachen, bevor sie Magda unter die Augen trat. Ihr Magen knurrte vernehmlich. Sie brauchte dringend einen starken Kaffee, denn schließlich hatte sie in dieser Nacht kein Auge zugemacht.
Sie tuschte sich ein bisschen die Wimpern und strich einige Male mit einem getönten Pflegestift über ihre Lippen, dann zog sie eine einfache Spange aus dem Seitenfach ihrer Handtasche hervor und hielt damit ihr Haar im Nacken zusammen. Einen tiefen Atemzug später stieg sie aus dem Auto aus und überquerte die schmale Straße.
Der Inselladen war schon geöffnet, aber nicht Magda, sondern Elke Quint stand heute hinter dem Verkaufstresen. Irgendwie war Kira froh darüber, gerade einen der Wochentage
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