Bernsteinsommer (German Edition)
erwischt zu haben, an denen Magdas Schwägerin sich um den Laden kümmerte. Zum Glück waren auch gerade keine Kunden im Laden.
„Kira! Welche Überraschung!“
„Guten Morgen, Elke, äh … ich wollte zu Magda, ist sie oben?“
„Ja, natürlich. Geh nur gleich hier durch den Laden nach oben. Magda wird sich sicherlich freuen, dich zu sehen, mein Kind. Ich habe sie schon gehört, sie ist also wach.“
Kira lächelte dankbar und schlüpfte durch die Hintertür des Ladens direkt in das Treppenhaus. Doch als Magda Quint ihr dann die Tür öffnete und sie mit großen Augen anstarrte, hatte Kira sofort einen dicken Kloß im Hals und ihre Augen begannen zu brennen.
„Ich brauche deine Hilfe, Magda“, brachte sie gerade noch hervor, bevor sie hemmungslos anfing zu schluchzen.
„Kira! Um Gottes willen, was machst du denn wieder hier auf der Insel? Oh … oh, nicht weinen, Kindchen, komm rein.“
Magda griff nach Kiras Hand und zog sie über die Schwelle der Haustür. „Setz dich, meine Kleine, hast du schon gefrühstückt?“
Während Kira sich die Wangen trocknete und laut die Nase schnäuzte, schüttelte sie ihren Kopf. „Hast du vielleicht einenKaffee für mich?“
„Natürlich kriegst du deinen Kaffee, Kind! Wir frühstücken jetzt erst mal vernünftig zusammen, okay? Dabei kannst du mir dann in Ruhe erzählen, was dich wieder nach Sameland getrieben hat. Komm mit in die Küche, wir machen es uns dort ein bisschen gemütlich. Ich habe auch noch nichts gegessen.“
Bei frischem Toast, selbst gemachter Erdbeermarmelade und einer Kanne Kaffee erzählte Kira ihrer mütterlichen Freundin schließlich all das, was in den vergangenen Tagen passiert war. Sie ließ auch ihre erneute körperliche Beziehung zu Finn nicht aus und beendete ihren Bericht schließlich mit dem Abend zuvor und dem Besuch von Lena Grendler.
„Ich kann machen, was ich will, Magda, ich kann ihm einfach nicht widerstehen. Der Mann ist … ach, was soll ich sagen, du hast ihn ja selbst auch kennengelernt.“
„Ja, das kann man wohl sagen“, entgegnete Magda ein wenig nachdenklich. Insgeheim rechnete sie schon damit, dass jeden Augenblick das Telefon klingeln würde und Finn sich bei ihr nach Kira erkundigte. „Du bist ihm also wieder davongelaufen, ja?“
Kira nickte. „Ich habe ihm letzte Nacht ein Schlafmittel verabreicht, damit er nicht so leicht aufwacht, wenn ich mich aus der Wohnung schleiche. Ich habe noch nicht einmal Kleidung zum Wechseln dabei, weil ich Angst davor hatte, ich könnte ihn versehentlich doch noch aufwecken. Ja, und dann habe ich sein Auto genommen und bin einfach losgefahren. Meinen Wagen hatte er ja wegbringen lassen, also musste ich seinen nehmen. Ich … ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten, Magda. Immer in seiner Nähe zu sein … und dann diese Frau …“
„Du sprichst wahrscheinlich von Lena Grendler?“
„Ja, genau die meine ich! Schneewittchen persönlich stand da plötzlich vor mir. Glaub mir, er hatte nur noch Augen für diese hinreißende Person! Es war einfach … furchtbar. Selbst wenn ich vorher noch Zweifel gehabt haben sollte … nachdem ich beobachtet habe, wie liebevoll er mit ihr umging und wieer sie angesehen hat …“
Magda lächelte nachsichtig und legte ihre Hand über Kiras. „Du liebst ihn wirklich sehr, nicht wahr?“
„Oh ja, das tu ich wohl.“ Kira seufzte, um den trockenen Schluchzer zu unterdrücken, der sich schon wieder in ihrer Kehle breitmachen wollte. „Es ist einfach so ungerecht. Ich verliebe mich rasend schnell in diesen Mistkerl, und für ihn bin ich nichts weiter als ein Job und ein willkommenes Betthäschen!“
„Entschuldige, Kira, aber du täuscht dich gewaltig in Finn Andersen“, warf Magda mit ruhiger Stimme ein.
Kira schüttelte nur ihren Kopf. „Nein, Magda, ich täusche mich nicht. Weißt du, was er erst gestern zu seinem Kollegen am Telefon gesagt hat, als er dachte, ich würde nicht zuhören?“
„Na?“
„Er sagte, ich wäre der Job seines Lebens, Magda! Der Job seines Lebens! Das waren seine Worte. Dieser hemmungslose Schuft! Er sagte das ungefähr eine halbe Stunde, nachdem er mit mir im Bett war! Das erklärt doch alles! Ich bin so dumm gewesen, mich überhaupt wieder mit ihm einzulassen, so unsagbar dumm!“
Magda erhob sich kurz, um noch einmal die Kaffeekanne zu holen und nachzuschenken. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Platz und blickte Kira eine kleine Ewigkeit lang einfach nur direkt ins Gesicht.
„Was ist denn,
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