Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
Vom Netzwerk:
noch eine Spur breiter, und es wurde ihm erst jetzt bewusst, wie sehr er sich unterdessen entspannt hatte. Nachdem er einen weiteren Schluck von seinem Wein getrunken hatte, lehnte er sich wieder bequem zurück und zwinkerte Kira zu. „Gut aufgepasst. So war es tatsächlich. Meine Mutter hat zetermordio geschrien.“
    „Und du, Finn?“
    „Ich? Du weißt doch bereits, dass ich nicht gebunden bin.“
    „Ja schon, aber … es könnte doch früher anders gewesen sein, nicht wahr? Du bist schließlich keine zwanzig mehr.“ Kira drehte sich ihm noch ein wenig mehr zu und stützte ihren Unterarm auf der Rückenlehne der Couch ab. Das Glitzern in ihren tiefblauen Augen verriet ihre Neugierde und ließ ihn schmunzeln. Die lockere Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte, tat ihm wirklich gut, und es beruhigte deutlich seine Nerven, dass er ihre Fragen nun frei und ehrlich beantworten konnte. Das Terrain, auf dem sie sich befanden, war unverfänglich genug.
    „Ich muss dich enttäuschen, Kira. Ich habe noch keine längeren Beziehungen vorzuweisen.“
    „Aber du warst doch sicherlich schon mal verliebt, oder?“
    „Natürlich war ich das.“ Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, als sie theatralisch die Augen verdrehte.
    „Okay, okay, ich erzähl es dir ja schon! Meine erste Liebe hieß Caroline. Ich war fünfzehn, sie vierzehn, und ihr Haar hatte die Farbe eines Weizenfeldes in der Sommersonne. Wir knutschten so circa drei Wochen miteinander. Dann kamen … hmmm, warte mal … Petra, Nadine, Martina … Sabine … Yvonne, Birte … äh …“
    „Oh Finn!“ Kiras Lachen schien seine Bauchdecke von innen zu kitzeln.
    „Du wolltest es wissen.“
    „Du bist unmöglich! Sei doch einmal ernst. Keine echten Gefühle?“
    „Also gut. Um ehrlich zu sein, einmal … einmal war ich wirklich heftig verknallt.“
    „Wer war sie?“
    „Lena.“
    „Lena also. Und weiter? Was wurde aus Lena?“
    „Sie wurde die Frau meines besten Freundes und die Mutter seiner Kinder.“
    „Oh!“
    „Kein Grund, um gleich zu erschrecken, Kira. Es ist kein Beziehungsdrama aus dieser Geschichte geworden. Ich binziemlich schnell über die Sache weggekommen. Ich meine, ich habe immer schon geahnt, dass sie letztlich doch den Richtigen von uns beiden ausgewählt hat, aber … als der Schmerz in mir so verdammt schnell verrauchte und nur noch ein bisschen verletzte Eitelkeit übrig blieb, war ich mir sicher, dass es so ist. Mike … war der bessere Mann von uns beiden.“
    Kiras Mundhöhle wurde trocken, und sie musste schlucken. Das lag nicht allein an dem, was er sagte, sondern wie er es sagte. Seine Stimme klang auf einmal hohl. Der leichte, fröhliche Unterton, der bis eben noch ihre Unterhaltung bestimmt hatte, war verschwunden, und sie sah einen dunklen, sichtbar heftigen Schmerz in seinen Augen aufglimmen. Dennoch wusste sie plötzlich mit unerschütterlicher Sicherheit, dass heute nicht mehr die Frau – Lena – dafür verantwortlich war, sondern dass dieser Schmerz ganz allein mit seinem Freund zusammenhing, von dem er soeben in der Vergangenheit gesprochen hatte.
    Finn blieb plötzlich stumm. Er griff erneut nach seinem Weinglas und leerte es mit einem Zug. Kira beobachtete ihn dabei und hätte ihn am liebsten in ihre Arme gezogen, seinen Kopf an ihren Busen gedrückt und sein Haar gestreichelt. Stattdessen klemmte sie ihre Hände zwischen ihre Knie und sah ihn weiterhin unverwandt an.
    „Was ist … mit deinem Freund, … mit Mike passiert?“, fragte sie schließlich mit rauer Stimme.
    Sein dunkler Blick hob sich und er sah sie direkt an. Die unsägliche Qual in seinen Augen war so greifbar, dass sie Kiras Brust noch enger werden ließ.
    „Er lebt nicht mehr.“ Finn stand unvermittelt auf, drückte sein Rückgrat durch und atmete tief ein. „Entschuldige, Kira, ich …, ich möchte wirklich nicht darüber sprechen.“
    Obwohl sie fühlte, wie sehr ihr die Knie zitterten, erhob auch Kira sich. Instinktiv machte sie einen Schritt auf ihn zu, aber er wich zurück. „Nicht“, flüsterte er, dann räusperte er sich. „Es ist gut.“
    „Es tut mir leid, Finn. Ich wollte mit meinen dummen Fragen keine alten Wunden aufreißen, glaub mir.“
    Es war auch für ihn selbst erstaunlich, wie schnell er sich wieder in den Griff bekam, als er ihren mitfühlenden und zugleich schuldbewussten Blick auffing. Mutwillig versuchte er sich an einem warmen Lächeln, und es gelang ihm auch. „Natürlich wolltest du das nicht. Du konntest … es

Weitere Kostenlose Bücher