Bernsteinsommer (German Edition)
„Elke Quint. Magda ist die Schwester meines verstorbenen Mannes. Wir sind nicht nur Schwägerinnen, sondern auch sehr gut miteinander befreundet, deshalb übernehme ich regelmäßig an zwei Nachmittagen für sie den Laden.“Oben angekommen, wandte sie sich Finn wieder zu und reichte ihm ihre Hand.
Finn ergriff sie instinktiv und schüttelte sie leicht. „Freut mich, Frau Quint. Nochmals danke.“
„Auf Wiedersehen, Herr Andersen. Und, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf … hören Sie auf das, was Magda Ihnen rät.“ Sie machte eine Bewegung mit ihrem Kopf und deutete damit auf die geschlossene Tür vor ihnen, dann drehte sie sich um und ging wieder nach unten in den Laden.
Finn wollte gerade auf den kleinen, schwarzen Klingelknopf drücken, als die Tür auch schon von innen geöffnet wurde.
„Finn, komm doch rein. Ich habe mir schon gedacht, dass du heute noch von dir hören lässt. Hast du Lust auf einen guten Friesentee?“
„Gerne.“
Er folgte ihr durch einen kurzen Flur in das Wohnzimmer und sah sich erstaunt um. Magda Quints Wohnung war farbenfroh und ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet. Er hatte etwas vollkommen anderes von einer Frau ihres Alters erwartet.
„Wow!“
„Meine kleine Behausung gefällt dir also?“
„Na, und ob! Du hast einen fantastischen Geschmack, Magda.“
„Danke. Ich halte nichts von altem Mief und dunklen Farben. Ich mag sanfte Pastelltöne, besonders dieses zarte Gelb.“ Sie deutete auf das Sofa. „Setz dich doch. Ich hole inzwischen unseren Tee.“
Kurz darauf saßen sie einträchtig zusammen und genossen ihren Tee. Nach einer Weile des Plauderns kam Magda schließlich zum Punkt.
„So, nun aber mal raus mit der Sprache! Warum bist du wirklich hier?“
„Verdammt, Magda! Warum gibst du mir nur das Gefühl, ich könnte dir alles sagen?“
„Für jeden von uns gibt es Menschen auf der Welt, zu denen wir sofort eine tiefe Verbundenheit fühlen können. Mir geht esebenso wie dir. Es ist fast, als ob ich dich schon ewig kennen würde. Vielleicht hast du, ohne es auch nur zu ahnen, nach mir ebenso gesucht wie nach dieser Insel und … nach unserer Prinzessin.“
„Warum nennt ihr sie alle so?“
„Wie? Prinzessin?“
Er nickte.
„Weil sie es doch irgendwie ist, Finn. Es gibt hier auf Sameland schließlich nur eine einzige Millionärstochter, oder? Wir Inselbewohner bringen es halt gerne auf den Punkt. Die Brockmanns haben ihr diesen Spitznamen schon vor Jahren gegeben, und es ist irgendwie dabei geblieben, auch wenn Kira sich zunächst dagegen gewehrt hat.“ Sie lächelte. „Du hast dich also in sie verliebt.“
Finn zuckte leicht zusammen und zog die Augenbrauen hoch. „Nun ja, ich … mag sie sehr.“
„Du bist jedenfalls völlig verrückt nach ihr.“
Er schnaufte. „Und ob.“
„Was ist es, Finn? Was steht dir im Weg?“
„Ich … habe mit ihr geschlafen. Gestern. Dann bin ich gegangen, weil ich es irgendwie nicht mehr ausgehalten habe. Sie hat … Besseres verdient. Sie … Gott im Himmel, ich kann dir das irgendwie doch nicht erzählen. Ich habe mich geirrt.“ Entnervt sprang er auf.
„Setz dich, Finn!“ Magda umfasste sein Handgelenk. Nachdrücklich zog sie ihn wieder zurück auf das Sofa. „Rede, Junge! Du fühlst in deinem Herzen doch ganz genau, dass ich niemals mit irgendeiner Seele über das reden würde, was du mir hier und jetzt anvertraust, nicht wahr? Was es auch immer sein mag.“
Wieder nickte er. Mit einem leisen Aufseufzen vergrub er sein Gesicht in den Händen. Nach einigen Minuten der Stille sah er Magda wieder an.
„Mit ihr … es war … überwältigend! Es war mir durchaus klar, dass ich einen Riesenfehler mache, wenn ich mit ihr schlafe, aber ich konnte einfach nichts dagegen tun, weil ich aus irgendeinem Grund zugleich wusste, wie es mit uns seinwürde – ja, ich wusste es einfach. Es ist, als ob … als ob ich kein eigenständig denkender Mensch mehr bin, seit Kira und ich uns begegnet sind. Wenn sie in meiner Nähe ist, geht mir jedwede Logik und Selbstkontrolle verloren. Ich … hätte es niemals tun dürfen, aber ich konnte einfach nichts dagegen tun“, wiederholte er aufgebracht.
Magda beobachtete ihn genau. Sie sah in sein Gesicht und erkannte die Ausweglosigkeit und auch die innere Qual in seinen Augen. Der Mann war ohne Frage mehr als nur verzweifelt. „Und was ist daran so schlimm, Finn? Was ist es, das das Ganze für dich so furchtbar macht?“
Nun stand er doch wieder auf, aber Magda
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