Bernsteinsommer (German Edition)
Torben. Soweit es mir bekannt ist, hat sich Torben seither auch nie wieder danebenbenommen.“
„Hatte er später mal eine Freundin oder so? Ich meine, beide Brockmann-Brüder scheinen Singles zu sein.“
Magda schüttelte ihren Kopf. „Ich weiß natürlich nicht, was in seiner Ausbildungszeit gewesen ist. Da war er nur selten hier, aber Torben ist nie mit irgendeinem Mädel hier aufgetaucht und hat auch nichts mit einem Mädchen von der Insel angefangen. Olaf hingegen hat eine feste Freundin in Hamburg, wusstest du das nicht?“
Finns erstaunter Blick sprach Bände. „Nein, das wusste ich wirklich nicht. Niemand hat bisher eine Frau auch nur erwähnt. Warum ist sie nicht hier bei ihm?“
„Maren betreibt eine kleine Kinderboutique in der Innenstadt. Sobald hier auf der Insel die Saison ihren Anfang nimmt, führen die beiden eine Art Fernbeziehung. Sie möchte ihren eigenen finanziellen Rückhalt noch nicht aufgeben. Ich verstehe das.“ Magda lächelte. „Das Mädchen ist toll. Olaf und sie sind schon einige Jahre ein Paar. Ich denke, er wird sie heiraten, sobald er sie davon überzeugt hat, wie schön es sein kann, überwiegend hier auf Sameland zu leben. Das ist zwar ein immer wiederkehrendes Thema zwischen den beiden – aber sie sind zweifellos glücklich miteinander.“ Wieder lächelte Magda. „Wenn Maren das nächste Mal hier ist, werde ich ihr anbieten, meine Nachfolge im Laden anzutreten, vielleicht macht ihr das die Entscheidung ein bisschen leichter. Sie kann das Sortiment ja erweitern, wenn es ihr Spaß macht.“
„Du bist unglaublich, Magda Quint.“
„Ich mag es nun einmal, wenn zwei junge Menschen zusammenfinden, die sich lieben – und die beiden lieben sich wirklich, das ist offensichtlich.“
„Apropos Liebe …“ Finn verzog ein wenig seinen Mund.
„Na? Hast du es dir endlich eingestanden, Finn Andersen?“
„Das wird zwar nichts ändern, Magda, aber wenn es dich beruhigt, ja … ja, ich liebe Kira.“
„Du solltest endlich Klartext mit ihr reden.“
„Das ist unmöglich.“
„Du hältst es nur für unmöglich, das ist ein Unterschied.“
Er lachte. „Du bist die geborene Kupplerin, Magda Quint. Warte … ich zeige dir was, das wird dir gefallen.“ Er steckte die Hand in die Hosentasche, zog den Bernstein hervor und legte ihn in Magdas Hand. „Sieh dir das an.“
„Oh …, ein Bernstein, und so schön golden und klar. Wie herrlich!“
„Ich habe ihn heute Mittag an der Nordspitze gefunden.“ Er grinste und zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
„Es kommt eher selten vor, dass sie schon so klar gewaschen sind. Er muss sehr alt sein, und vielleicht hat er sogar bis vor Kurzem noch im Meer gelegen. Du weißt, was dieser Stein bedeutet, Finn?“
„Ähm, … okay, er sieht aus wie ein Herz, aber ich …“
„Das kommt noch dazu, aber das meinte ich nicht. Es ranken sich alle möglichen Geschichten und Mythen um den Bernstein und auch um seine Entstehung. Von Göttinnentränen über ein zerborstenes Schloss aus goldenem Stein auf dem Meeresgrund bis hin zum Zauber gegen Dämonen ist alles dabei. Als ganz junges Mädchen habe ich ein Buch über die alten Legenden und Sagen der Nordmeere besessen. Bernsteine spielten darin oft eine sehr wichtige Rolle. Es gibt zum Beispiel eine Geschichte, die besagt, dass nur derjenige einen besonders geformten und goldklaren Bernstein findet, der diesen auch wirklich verdient hat. Ich erinnere mich noch gut, es war eine meiner Lieblingsgeschichten. Leider besitze ich das Buch heute nicht mehr.“
Magda lächelte leicht, löste ihren Blick wieder von dem Stein und sah Finn direkt in die Augen. „Ein Bernstein ist darüber hinaus einer der ältesten Heilsteine der Erde. Wenn du ihn bei dir trägst, soll er vor allem innere Blockaden lösen, seelische Schmerzen lindern, positive Energien wecken und die negativen vertreiben.“ Ihr anhaltendes und gütiges Lächeln vertiefte sich noch ein wenig. „Wie passend für dich, Finn. Mal abgesehen davon, dass schon Herzsteinen eine gewisse Wirkung nachgesagt wird. Wenn man der alten Sage Glauben schenkt, bist du also so eine Art Auserwählter.“
Finn lächelte ebenfalls. „An so etwas glaube ich nicht, Magda, tut mir leid.“
„Nun, das musst du auch nicht. Es reicht, wenn du den Stein bei dir behältst, bis er seine Wirkung getan hat, dann kannst du ihn ja immer noch an die Frau deines Herzens weitergeben. Sie wird ihn sicherlich immer in Ehren halten.“ Magda ließ den
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