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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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höchstwahrscheinlich ganz genauso gehandelt hätte. Ohne auch nur den Wagen zu wechseln, war Finn direkt weitergefahren. Doch als er die Lagerhalle erreichte, gab es dort nur noch Blaulicht, mehrere Polizeifahrzeuge und … eine einsame Leiche auf nassem Asphalt: Mikes toter Körper, ohne Mikes Gesicht.
    Warum …
    Finn stützte seine Ellenbogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in seinen Händen. So saß er noch einige Minuten da, dann hob er langsam wieder seinen Kopf und starrte aufs Meer hinaus. Als er sich einige Zeit später von dem flachen Felsen erhob, beförderte seine linke Schuhspitze einen kleinen Gegenstand an die Sandoberfläche. Nur weil sich die Sonne in diesem Augenblick glitzernd darin brach, wurde Finn überhaupt darauf aufmerksam. Er bückte sich und hielt kurz darauf einen walnussgroßen Bernstein in der Hand. Ja, es war tatsächlich ein Bernstein, daran gab es keinen Zweifel. Erstaunt blickte er auf den goldglänzenden Stein, der sich in seine Handfläche schmiegte, als würde er genau dorthin gehören. Schließlich nahm er ihn zwischen Zeigefinger und Daumen, um ihn im Licht der Sonne eingehender betrachten zu können. Der Stein war honigfarben und vollkommen klar. Man konnte im Inneren deutlich zwei kleine dunkle Einschlüsse erkennen. Das Meer und der Sand hatten ganze Arbeit geleistet, denn der Steinwirkte bereits wie geschliffen. Auf der einen Seite lief er spitz zu und auf der anderen Seite besaß er eine kleine Kerbe, die ihn wie ein Herz aussehen ließ.
    „Ich sitze hier und finde ein Bernsteinherz, ich glaube es ja nicht“, sagte Finn laut zu sich selbst und grinste. „Wenn ich das Magda erzähle …“ Er schickte ein lautes, unvermitteltes Lachen über das Meer und schob den Stein tief in seine Hosentasche, bevor er sich schließlich auf den Rückweg zum Martinelli-Haus machte.
    Lukas war mit seiner Arbeit fertig geworden und hatte bereits auf seinen Bruder gewartet. Zusammen setzten sie sich in Finns Auto und fuhren die inzwischen schon vertraute Sandstraße hinab bis zum Parkplatz neben dem Fähranleger der Insel. Wie auch schon die letzten Male stellte Finn dort, direkt gegenüber vom Gasthof, den Wagen ab, und sie stiegen aus.
    „Schau mal“, sagte Lukas und wies auf einen kleinen schneeweißen Motorkutter, den Olaf Brockmann gerade festmachte. Olaf lächelte, als er seinerseits die Andersen-Brüder entdeckte, und winkte ihnen erfreut zu. „Wartet!“, rief er. „Ich bin gleich so weit!“
    „Ist das dein Boot?“, fragte Finn, nachdem sich die Männer zur Begrüßung kurz die Hände geschüttelt hatten.
    „Unser Boot, ja. Es gehört unserer ganzen Familie. Mein Vater ist früher damit zum Fischen rausgefahren, aber nach seinem Tod haben Torben und ich aus dem alten Kahn eine Art Schmuckstück gemacht. Es gibt sogar eine richtige Kajüte mit Kojen, Kochnische und allem Drum und Dran.“ Olaf Brockmann war sichtlich stolz auf sein kleines Schiff. „Manchmal vermieten wir es an Urlauber. Ab und an fährt einer von uns damit rüber zum Festland, wenn wir nicht auf die nächste Fähre warten wollen, aber Torben und ich waren mit unserem Kutter auch schon in Schweden und Norwegen. Wenn ihr Lust habt, können wir bei Gelegenheit ja zusammen eine Tour machen.“
    „Sehr gerne“, erwiderte Lukas sichtlich interessiert, und auch Finn nickte.
    „Aber jetzt sind wir erst mal hergekommen, um uns bei euch ein kühles Bier zu genehmigen“, sagte er grinsend.
    „Na dann, immer rein in die gute Stube!“ Olaf lachte. „Ich gebe einen aus, Jungs.“
    Sie waren bereits beim zweiten Bier, als die Tür aufging und Magda Quint zusammen mit dem alten Dr. Sander die Gaststube betrat. Nach einer kurzen Begrüßung setzten sich Magda und der Doktor allein an einen der anderen Tische und bestellten bei Torben jeweils einen großen Becher Kaffee. Magdas wacher Blick schien jedoch immer wieder von der kleinen Männergruppe angezogen zu werden, die sich am Tresen zusammengefunden hatte. Finn registrierte das ebenso wie die Tatsache, dass Torben Brockmann offenbar schon nicht mehr ganz nüchtern gewesen war, als sie vorhin zusammen mit Olaf das Lokal betreten hatten.
    „Kira hat mir erzählt, du würdest im Martinelli-Haus irgendwas umbauen, Finn. Was machst du da eigentlich genau?“, fragte Olaf.
    „Ihr kennt ja sicherlich das Haus“, antwortete Finn. „Ich renoviere das Dachzimmer ein wenig. Nicht viel – ein paar neue Bücherregale, ein bisschen Öl für die Hölzer und hier und da

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