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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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zu tun. Es hatte sogar diesen einen Moment gegeben, da hätte sie sich um ein Haar einfach in die Arme dieses elenden Lügners geworfen!
    Unglaublich, dachte sie.
    Ihre Wut und Enttäuschung über Finn verdrängte im Augenblick sogar das Angst einflößende Erlebnis mit Torben. Kira schüttelte sich und dachte daran, dass sie heute Abend sehr viel verloren hatte, was ihr lange Zeit am Herzen gelegen hatte.
    Ihre Freundschaft mit Torben gehörte nun endgültig der Vergangenheit an. Und Sameland? Für Kira war auch der Zauber dieser Insel verloren – vielleicht sogar für immer.
    Und Finn!
    Finn!
    Sie würde auch ihn vergessen müssen, diesen verlogenen Schweinehund.
    Morgen, dachte sie, morgen werde ich noch einmal mit Magda sprechen und sie bitten, Olaf und Anna alles zu erklären.Das war die einfachste Lösung. Danach würde sie die nächste Fähre nehmen, zu ihrem Vater nach Hause fahren und ihm die Hölle heißmachen.
    Finn hörte Kira noch eine Weile im ersten Stock rumoren. Wahrscheinlich packt sie bereits, dachte er. Nun gut, sie hatte deutlich gemacht, dass sie ihn hier nicht im Haus haben wollte, das musste er respektieren, ob es ihm in den Kram passte oder nicht. Kurzerhand machte er sich in ihrer Küche noch einen großen Becher Instantkaffee, dann verließ er das Haus, zog die beschädigte Tür, so gut es eben ging, ins Schloss und setzte sich in sein Auto. Zunächst kramte er nach seinem Handy, das bereits seit einigen Tagen unbeachtet im Handschuhfach herumlag. Als er es einschaltete, stellte er mit Erleichterung fest, dass der Akku noch nicht einmal halb leer war. Nachdem er zwei Telefonate geführt hatte, startete er schließlich den Motor und fuhr mit der vorderen Stoßstange seines Wagens so nah an den Hauseingang heran, wie es nur möglich war, dann lehnte er sich in seinem Sitz zurück und nippte an dem extrastarken Kaffee, den er sich gebraut hatte.
    Als Kira einige Stunden später mit mehreren Taschen beladen in der Tür erschien, blickte sie durch die Windschutzscheibe von Finns Auto direkt in seine dunklen Augen. Über ihrer Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Zornesfalten, sie stellte ihre Taschen ab und machte mit beiden Händen eine Art scheuchende Bewegung.
    Finn startete den Motor und setzte zwei Meter zurück.
    Von nun an würdigte Kira ihn keines Blickes mehr. Einige Male lief sie zwischen dem Haus und ihrem Auto hin und her und belud den Kofferraum. Auf ihrem Rücksitz landeten zu guter Letzt noch zwei größere Kartons. Dann zog sie die Tür zu, so wie auch er es gestern Nacht getan hatte, stieg in ihren Wagen und fuhr los. Finn drehte ebenfalls den Zündschlüssel herum und blieb direkt hinter ihr. Am Fähranleger stieg sie aus und marschierte mit zielsicheren Schritten auf den Laden vonMagda Quint zu. Finn parkte rückwärts ein und behielt die Ladentür fest im Blick. Erst nach einer guten Stunde kam Kira wieder heraus. Magda war bei ihr. Er beobachtete, wie sich die beiden Frauen zum Abschied herzlich in den Arm nahmen. Aus dem Augenwinkel sah Finn, dass die erste Fähre bereits anlegte. Kira würde also in spätestens zwanzig Minuten auf dem Weg zum Festland sein.
    In der vergangenen Nacht hatte er mit zwei seiner fähigsten und zuverlässigsten Männer telefoniert. Es war also sichergestellt, dass Kira sicher nach Hause kommen würde.
    Nachdem die Fähre abgelegt hatte, schloss Finn seinen Wagen ab und ging ebenfalls hinüber zum Inselladen.
    „Ich habe dich da in deinem Auto hocken sehen und dir schon mal Kaffee gekocht“, sagte Magda lächelnd, als er hereinkam.
    „Du bist ein wahrer Engel; ich sollte auf der Stelle mit dir durchbrennen, Magda Quint.“ Finn ging zu ihr und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange.
    „Ach was! Du bist mir viel zu alt“, entgegnete sie und lachte, dann reichte sie ihm einen dampfenden Becher. „Schwarz, mit viel Zucker.“
    „Ich danke dir!“
    Magda betrachtete prüfend sein Gesicht, während er an dem heißen Kaffee nippte.
    Finn war unrasiert, und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Alles in allem sah der Mann heute Morgen mindestens fünf Jahre älter aus als gestern Nachmittag, als sie ihn zuletzt gesehen hatte.
    „Du hast in der Nacht kein Auge zugemacht, oder?“
    „Stimmt.“ Er grinste schief. „Mir blieb nichts anderes übrig. Ich nehme an, Kira hat dir erzählt, was gestern Abend bei ihr passiert ist, oder?“
    Magda nickte. „Ja, hat sie. Den Schlüssel für das Haus hat sie mir auch dagelassen. Ich soll dafür

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