Bernsteinsommer (German Edition)
bist du ein toter Mann!“, mischte sich Finn erneut ein. „Glaub mir, Brockmann, ich bluffe nie! Wenn du noch irgendwie mit heiler Haut aus dieser Sache herauskommen willst, sieh zu, dass du da draußen in dein verdammtes Auto steigst und ganz schnell Land gewinnst! Und halte dich in Zukunft von ihr fern, verstanden?“
Torben Brockmann warf Kira noch einen letzten, fast flehenden Blick zu, dann ging er vorsichtig an Finn vorbei, dessen Waffe auf ihn gerichtet blieb, und verließ schließlich das Haus. Finn folgte ihm, wartete sogar so lange draußen ab, bis der Wagen, den Torben ein Stück weiter die Straße hinab abgestellt hatte, in der Dunkelheit verschwunden war.
Schließlich sicherte er die Waffe und schob sie in seinen Hosenbund. Als er sich umdrehte, stand Kira in der offenen Haustür und starrte ihn aus riesigen Augen an.
„Du bist in Sicherheit“, sagte Finn rau.
„Was ist hier los, Finn?“
„Geht es dir gut?“ Sein Blick glitt hastig über sie hinweg, um noch einmal sicherzugehen, dass sie heil und unversehrt geblieben war.
„Ich habe dich etwas gefragt!“
„Tut mir … tut mir leid, wegen deiner Tür, ich bringe das gleich morgen wieder in Ordnung.“
„Finn, verdammt!“
„Ich habe … ähm, ich wollte zu dir, da hab ich …, ich habe den Wagen gesehen. Du hast ja eben mitgekriegt, dass er ihn nicht direkt vor dem Haus geparkt hatte, und dann konnte ich euch durch die Fenster da hinten sehen. Ich …“
„Finn, du hast vor wenigen Minuten meine Tür eingetreten, und dann hast du mit einer Waffe in der Hand irgendeine verrückte Heldennummer abgezogen. Erkläre mir das bitte!“
Er machte zwei Schritte auf sie zu und hob seine rechte Hand, ließ sie dann aber sofort wieder sinken. Jetzt, nachdem die unmittelbare Gefahr für Kira endlich vorbei war, ergriff eine seltsame Müdigkeit von ihm Besitz. Verzweifelt versuchte er, irgendwo in seinem Hirn eine vernünftige Erklärung für sein vollkommen überzogenes Handeln zu finden, aber alles in ihm schien wie leer gefegt zu sein. Die Angst um sie hatte seinen Verstand offenbar vollkommen ausgeschaltet.
„Ich wollte … dich beschützen, Süße, ich wollte dich einfach nur beschützen!“ Seine Stimme versagte, denn er ahnte schon jetzt, dass er praktisch aufgeflogen war. Er war schließlich keinDummkopf. „Oh Scheiße!“, stieß er aus.
„Beschützen …? Woher …?“
Sie schluckte hörbar und griff sich instinktiv an die Kehle. „Du hast gewusst, dass jemand bei mir war, richtig? Ich meine, du hast es schon gewusst, bevor du sein Auto gesehen hast, hab ich recht?“ In ihren Augen schimmerten Tränen. „Verdammt, Finn, hab ich recht?“
„Kira, bitte …“ Trotz der schwachen Beleuchtung erreichte ihn der Blick aus ihren Ozeanaugen so klar, dunkel und kalt, dass er es nicht fertigbrachte weiterzureden.
„Wer bist du?“, fragte sie mit eisiger Stimme.
Er presste kurz seine Lider zusammen, atmete tief durch und sah sie dann wieder an. „Finn Andersen.“
„Sehr witzig, wirklich sehr witzig!“
Finn pumpte erneut frische Luft in seine Lungen. „Das ist nun einmal mein Name. Ich bin … Sicherheitschef bei ‚Lengrien & Martinelli‘. Ich bin hier, um …“
„Mein Vater hat dich also hergeschickt, um auf mich aufzupassen? Oh, gottverdammt!“ Vor lauter Wut stampfte sie mit ihrem rechten Fuß auf und stieß gleichzeitig einen kurzen Schrei aus.
„Ja.“
Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu, aber sie hob sofort beide Hände, um ihn aufzuhalten.
„Versuche es gar nicht erst, Finn Andersen, hörst du! Komm mir ja nicht zu nahe!“
Voller Verzweiflung warf sie kurz die Hände in die Luft, drehte sich dann um und ging zurück ins Haus. Finn folgte ihr, ohne nachzudenken.
„Dein Vater hat sich Sorgen gemacht! Diese Briefe, die er und Werner bekommen haben … Meine Güte, Kira, wir alle haben uns Sorgen gemacht, es war doch nur vernünftig von ihm, jemanden herzuschicken, der dich im Auge behält, solange du hier auf der Insel bist.“
„Halt verdammt noch mal den Mund, Finn!“
„Kira, Süße …“
„Nenn mich niemals wieder so, hast du verstanden! Du bist … du bist … du hast mich eiskalt angelogen … und du hast mit mir … oh, Finn, wie konntest du mich nur so anlügen!“
„Hör mir wenigstens eine Minute zu! Ich konnte doch nicht damit rechnen, dass das zwischen uns passieren würde! Niemand konnte damit rechnen, dass wir … dass ich … Herrgott! Mir ist die Sache aus dem Ruder
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