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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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gelaufen, okay? Ich wollte es nicht, aber ich …“ Er stemmte entnervt seine Hände in die Hüften und sah sie unverwandt an. Kira brach fast das Herz dabei. Der Mann, in den sie so unsterblich verliebt war, hatte offensichtlich nur eine Rolle gespielt. Er hatte sie belogen und bei passender Gelegenheit benutzt – und zu allem Überfluss wurde er auch noch dafür bezahlt. Und zwar von ihrem eigenen Vater.
    „Du bist …“, sie brach ab, bevor sie die Beschimpfung aussprechen konnte, die ihr schon auf der Zunge gelegen hatte. „Hau ab, Finn! Verschwinde von hier! Verschwinde aus meinem Leben!“
    „Kira, bitte, nicht so. Hör mir doch wenigstens zu.“
    „Geh!“, schrie sie.
    In ihren Augen schimmerten Tränen. Sie wandte sich demonstrativ ab, bevor sie sich vor ihm noch gänzlich lächerlich machte, und ging einfach nach oben. Als er ihr folgen wollte, drehte sie sich auf dem Treppenabsatz noch einmal zu ihm um. „Wage es ja nicht, Andersen! Du wirst mein Schlafzimmer nie wieder betreten, hörst du!“
    Er machte tatsächlich einen Schritt rückwärts und stand wieder am Fuß der Treppe. „Was hast du vor, Kira?“
    „Ich packe meine Sachen zusammen und verschwinde sofort von dieser vermaledeiten Insel. Das habe ich vor!“
    „Du … bitte, Kira, hör zu, du kommst hier heute Abend nicht mehr weg, und deine Tür ist noch … äh, was ich sagen will … ich glaube nicht, dass sie sich noch vernünftig verschließen lässt. Ich …“
    „Keine Sorge, John Wayne, darum kümmere ich mich morgen früh.“
    „Wo willst du schlafen?“
    Sie funkelte ihn an. „Das geht dich einen feuchten Dreck an! Dein Auftritt hier ist erledigt, hörst du! Du kannst dir deine Gage ganz beruhigt bei meinem Vater abholen. Ist das so weit klar für dich?“
    Er zuckte zusammen und schloss kurz die Augen. „Ich kann ja verstehen, dass du sauer bist, Kira, aber …“
    „Ach, bevor ich es vergesse, du brauchst dir übrigens keine unnötigen Sorgen um deinen heiligen Job zu machen, Dobermann, ich werde meinem Vater nicht verraten, dass du mich so ganz nebenbei auch noch flachgelegt hast. Es sei denn, du legst gesteigerten Wert auf einen Callboy-Zuschlag von Daddy! Nein? Ach, was rede ich, wäre ja noch schöner, wenn ich mich derart erniedrigen würde!“ Sie stieß ein wütendes Zischen aus. „Hauptsache, du bleibst mir auch in Zukunft aus den Augen, ist das klar? So, und nun verschwinde endlich!“
    „Komm mit ins Martinelli-Haus. Es gibt dort genug Zimmer, okay?“
    „Du bist ja immer noch da, Wachhund!“
    „Bitte, Kira, sei vernünftig. Die Gefahr ist noch nicht vorbei. Wir wissen schließlich immer noch nicht, wer diese Drohbriefe geschrieben hat. Du kannst unmöglich hier im Haus bleiben mit dieser kaputten Tür.“
    „Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du die Action-Nummer zum Besten gegeben hast.“
    Er fluchte. „Gut, dann leg du dich oben ins Bett, ich bleibe hier unten auf der Couch. Morgen früh kannst du dann immer noch abreisen, wenn du willst.“
    „Du scheinst auf dem Ohr taub zu sein! Ich bleibe keine einzige Minute mehr mit dir zusammen unter einem Dach, Dobermann!“
    Irgendwo in ihm kroch die Wut hoch. Sie wusste, wie sie ihn wütend machen konnte, keine Frage. Wieder stieß er einen derben Fluch aus.
    Kira verschwand nach oben, knallte die Tür zu ihrem Schlafzimmer zu, und er selbst stand ratlos da und wusste in diesem Augenblick schlichtweg nicht, was er tun sollte. Nureines war klar: Er würde sie heute Nacht sicherlich nicht aus den Augen lassen. „Himmel“, sprach er leise zu sich, „wenn ich vorher gewusst hätte, wie weh es tut, dich wieder loslassen zu müssen, hätte ich dich niemals berührt, Kira Julie Lengrien.“
    Kira suchte in ihrer Kommodenschublade nach dem Schlüssel für ihre Schlafzimmertür, den sie niemals zuvor benutzt hatte, einfach, weil es nie einen Anlass dafür gegeben hatte. Jetzt wühlte sie ihn unter ein paar alten Skizzen hervor und steckte ihn ins Schloss. Als sie ihn herumdrehte, empfand sie fast einen Anflug von Erleichterung, doch dann fiel ihr siedend heiß wieder ein, mit welcher Leichtigkeit Finn ihre Haustür eingetreten hatte, und ihre abgeschlossene Schlafzimmertür kam ihr plötzlich nur noch lächerlich vor.
    Herrje, wie er dagestanden hatte, mit gestreckten Armen, die Waffe auf Torben gerichtet!
    Kira lief ein Schauer über den Rücken – und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte dieses leichte Frösteln ganz und gar nichts mit Kälte

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