Bernsteinsommer (German Edition)
sorgen, dass die Tür so schnell wie möglich in Ordnung gebracht wird. Diese Tür … du hast sie tatsächlich eingetreten?“ Magda wirkte irgendwieamüsiert und Finn musste deshalb ein wenig grinsen.
„Jep, hab ich. Man könnte wohl sagen, die Pferde sind ein bisschen mit mir durchgegangen.“
„Das ist irgendwie ziemlich … ähm …“ Sie kicherte wie ein junges Mädchen und wurde sogar ein bisschen rot. „Entschuldige, Finn.“
Er grinste immer noch. „Schon gut, ich glaube, ich weiß ansatzweise, was du meinst.“
Magda schüttelte kurz den Kopf und griff dann ebenfalls nach ihrem Kaffeebecher, um einen Schluck zu nehmen. Finn wurde wieder ernst, er wandte sich ab und sah aus dem Fenster des Ladens hinaus auf die leere Straße. Während er ein weiteres Mal an seinem Kaffee nippte, rutschte seine linke Hand kurz in die Vordertasche seiner Jeans. Magda stand hinter ihm und sah, dass er nun das Bernsteinherz in der Hand hielt, das er vor Kurzem an der Nordspitze der Insel gefunden hatte. Sie beobachtete eine Weile, wie er gedankenverloren dastand und sein Daumen immer wieder über die glatte Oberfläche des honigfarbenen Steins glitt. „Du trägst es also tatsächlich bei dir?“, fragte sie leise. Finn wandte sich ihr wieder zu und sah ihr fragend ins Gesicht. Offenbar war er tatsächlich so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er sie gar nicht richtig verstanden hatte.
„Den Stein, Finn. Du trägst ihn ständig bei dir?“
Er nickte wortlos und zuckte ein wenig mit den Schultern.
„Das ist gut, mein Junge. Ich habe das Gefühl, dass er dir bereits hilft.“
Sein nachsichtiges Lächeln hatte sie fast schon erwartet.
„Ach, Magda.“
„Doch, glaub mir, der Stein entfaltet bereits seine Wirkung.“
Noch einmal warf er einen langen und sichtbar zweifelnden Blick auf den herzförmigen Stein und schob ihn dann kopfschüttelnd wieder zurück in seine Hosentasche.
„Wann fährst du ihr nach, Finn?“, fragte Magda schließlich nach weiteren Minuten des gemeinsamen Schweigens.
„Hm, ich nehme an, heute noch, das heißt, wenn alles klappt. Ich muss zuerst mit Edgar telefonieren, das hat Priorität –dann werde ich natürlich noch mit meinem Bruder sprechen … ja, und diesen Torben sollte ich mir wohl auch noch einmal vorknöpfen.“
„Das überlässt du am besten Olaf. Glaub mir, das ist für euch alle die bessere Lösung. Ich werde Olaf genau berichten, was bei euch los war. Damit brauchst du dich jetzt nicht mehr zu belasten. Sieh lieber zu, dass du dir Kira wiederholst.“
„Hah!“ Finn stieß ein bitteres Lachen aus. „Keine Chance, Magda. Der Zug ist abgefahren. Sie hasst mich.“
„Herrje, Finn, Liebe und Hass lagen schon immer sehr dicht beieinander, meinst du nicht?“
Finn schüttelte langsam seinen Kopf. „Sie hasst mich nicht nur, sie verachtet mich auch – und das ist tausendmal schlimmer, glaub mir!“ Er trank den Kaffee aus und stellte den Becher schließlich auf dem Verkaufstresen ab. „Gib mir mal einen Zettel, Magda, ich schreibe dir meine private Telefonnummer in Hamburg und auch meine Handynummer auf. Ich sage dir aber lieber gleich, dass ich mein Handy nur eingeschaltet habe, wenn es aus beruflichen Gründen nicht anders geht. Ich hasse diese Dinger. So, und jetzt sollte ich wohl mal nachschauen, ob mein kleiner Bruder brav in seinem eigenen Bett geschlafen hat, und so schnell wie möglich meinem lieben Chef eine Hiobsbotschaft übermitteln, bevor der Orkan auch über ihn hereinbricht.“
Lukas saß allein am Frühstückstresen und schrieb irgendwas in ein Notizbuch. Als Finn hereinkam, sah er nur kurz auf, stutzte dann aber und sah seinen Bruder wieder an. „Meine Güte, wie siehst du denn aus? Hast du nicht geschlafen?“ Er grinste breit.
„Damit liegst du absolut richtig, ich habe keine Sekunde dieser langen Nacht geschlafen. Allerdings nicht aus all den angenehmen Gründen, die dir wahrscheinlich gerade in deinem verliebten Kopf rumspuken, Kleiner.“ Finn ging direkt zum Telefon und nahm den Hörer ab. „Hör zu, Lukas, ich muss heute noch zurück nach Hamburg. Wenn du … also,wenn du noch hierbleiben willst, solltest du dir lieber eine andere Bleibe suchen, okay?“
„Was ist passiert, um Gottes willen? Ist Kira in Ordnung?“
„Kira geht es gut. Sie ist bereits auf dem Weg nach Hause. Ich erkläre dir gleich alles, lass mich bitte nur eben mit Edgar sprechen, ja? Es ist wirklich wichtig, Lukas.“
„Alles klar. Ich bin dann oben, wenn
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