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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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Geschichte. Nebenbei bringt sie sich selbst das Schreiben am PC bei; am Computer verfasst sie ihre Dissertation. Dem Journalisten Roland Kirbach sagt sie über diese späte akademische Leistung: »Mein Gesichtskreis hat sich stark verändert«; sie sei »viel selbstbewusster« geworden.
    So kommt es, dass Altkanzler Helmut Schmidt bei seiner Rede anlässlich der Feier von Bertold Beitz’ 90. Geburtstag 2003 sagt: »Wenn heutzutage eine Ehe so lange hält und wenn die Familie zusammenhält, dann ist das zumeist im überwiegenden Maße ein Verdienst der Frau. Frau Beitz hat aber auch außerhalb von Ehe und Familie gezeigt, was in ihr steckt …: ein wirklich erarbeiteter Doktortitel und kein Ehrendoktor, wie Berthold Beitz und ich sie gesammelt haben!«
    Else Beitz liest gern und viel, während ihr Mann von sich sagt, er lese eigentlich nicht, dazu fehle ihm die Geduld. Mehr als Literatur oder das Theater, das er ebenfalls nach Möglichkeit meidet, fasziniert ihn die moderne Kunst. So erwirbt er mit der Zeit, für noch vergleichsweise bescheidene Summen, mehrere Werke Emil Noldes. Das bekannteste ist das Frauenporträt Vera . Vor diesem glutäugigen Antlitz warnte Großvater Hochheim die heranwachsende Susanne: »Das ist ein ganz böses Weib, die sollte hier nicht hängen.« Beitz identifiziert sich gern mit einem der beiden Clowns auf seinem Gemälde Max Beckmanns Clown mit Frauen und kleiner Clown . Weit über den Zeitgeschmack hinaus reicht Beitz’ Begeisterung für die Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976). Er entwickelt ein recht enges Verhältnis zu dem expressionistischen Maler. Farbenfroh, jenseits gängiger Konventionen, wild, spannungsgeladen und lebendig sind viele seiner Gemälde, und wie bei kaum einem anderen Künstler erkennt Beitz darin sein eigenes Lebensgefühl wieder. Zwei farbige Werke vom Beginn der zwanziger Jahre mit heftig deformierten Figuren – Fischer auf der Düne und Heuernte – erinnern ihn an die bäuerliche Welt seiner Kindheit. Sie kommen seinem eigenen Hang zur Ursprünglichkeit, wie ihm die Maler der expressionistischen Gruppe »Brücke« frönten, sehr entgegen. Zwischen den beiden Männern entsteht eine lebhafte Korrespondenz, allerdings stets in Beitz’scher Kürze, so wie in einem Brief von 1959: »Das Bild [ Fischer auf der Düne ] hängt an der schönsten Stelle in unserem Haus, und wir würden uns freuen, wenn Sie einmal vorbeikommen, um sich Ihre Bilder anzusehen.« Der erfreute, schon 75-jährige Maler antwortet: »Das Bild wird gewiß ausgezeichnet zu Ihnen passen. Sollte ich noch mal durch einen Jungborn tauchen, werde ich gewiß noch nach Essen kommen – sehr gern sogar!« Oft schickt der Künstler Bilder, die Beitz dann probeweise aufhängt. Für die, die er am Ende auch kauft, zahlt er beachtliche Summen, mal 12 000, mal 20 000 Mark. Bei einem Angebot für 44 000 streicht er dann aber die Segel: »Zu teuer.«
    Die Gemälde sind heute natürlich ein Vielfaches ihres ursprünglichen Ankaufspreises wert – was Beitz gern zum Anlass nimmt, zu erklären, warum er niemals an der Börse spekuliert hat: »Wenn die Aktien fallen, verliere ich mein Geld; wenn meine Bilder fallen, hänge ich sie wieder auf.« Als Ruhrbischof Hengsbach einmal zu Besuch ist, gehen sie an Badeszenen-Bildern des Malers Otto Mueller vorbei, und Beitz scherzt angesichts der nackten Mädchen auf den Gemälden: »Herr Bischof, nun schauen Sie aber besser in die andere Richtung.«
    Überhaupt ist Beitz ein Freund der schönen Dinge. Er verdient bei Krupp viel Geld, aber er steckt es nicht in Immobilien oder riskante Wertanlagen, die ihm oft angeboten werden, und eben auch nicht in Aktien. So kann er sich ganz ohne Sorgen mehr leisten, als er es sich jemals erträumt hat. 1939 etwa stand er gern vor den Schaufenstern der Hamburger Mercedes-Niederlassung in der Hamburger Innenstadt und bewunderte die Karossen, eine so schön und unerschwinglich wie die andere. 1964 kauft er Else ein ledergepolstertes Mercedes-Sportcoupé 230 SL Roadster neuester Bauart, ein Schmuckstück, das unter dem Spitznamen »Pagode« noch heute eingeschworene Fans in aller Welt hat. In Sylt fährt Beitz gern mit einem gemieteten blauen Käfer herum – passend zu dem einfachen Leben, das er dort genießt. Und er liebt das Fotografieren; bald besitzt er eine große Kamerasammlung. Noch als alter Herr lernt er den Umgang mit digitalen Geräten. Liebstes Motiv ist durch alle Jahre seine Familie.
    Noch wichtiger ist ihm

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