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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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seinen Besuchen interessiert er sich auch für die Belange der einfachen Mitarbeiter und nimmt sich Zeit für sie. Das Ergebnis ist eines der besten Krankenhäuser des Landes, das, so Beitz, gleichwohl keine »Genesungsmaschine« sein dürfe: »Bei aller hervorragenden Technik bleibt der Patient der Mittelpunkt.«
    Ein weiterer Förderschwerpunkt sind die neuen Bundesländer. In Ostdeutschland ist die Stiftung schon vor 1989 aktiv gewesen, etwa bei der Sanierung des Greifswalder Doms. Anfangs hat Beitz sogar gezögert, Mecklenburg-Vorpommern und damit die eigene Heimatregion so stark zu unterstützen. Aber teils lässt er sich überzeugen – etwa von Marheineke, der es für effizienter hält, die Hilfe regional zu konzentrieren; teils entsteht, gerade in Greifswald, aus ebendiesem Grund und aus den ersten Erfolgen eine Sogwirkung. Ursprünglich stammt die Idee, das marode Gesundheitswesen in der DDR sanieren zu helfen, nach Marheinekes Erinnerung an eine Kuratoriumssitzung gleich nach dem Fall der Mauer von Johannes Rau. Noch im November 1989 stellt die Stiftung ein Soforthilfeprogramm über drei Millionen D-Mark für die DDR -Krankenhäuser auf, aber das ist erst der Anfang. Die Mediziner des Essener Krupp-Krankenhauses besichtigen zahlreiche Häuser in Ostdeutschland, um schnell und direkt helfen zu können. So erhält die Augenklinik des Kreiskrankenhauses Neubrandenburg ohne weitere Bürokratie ein Lasergerät, »wie wir es uns immer gewünscht haben … Bei sehr vielen Patienten«, so die Klinik in einem Dankesschreiben, »konnten wir bisher nur die Netzhauterkrankungen feststellen, ohne sie vor der Erblindung schützen zu können. Jetzt ist mit Ihrer Großzügigkeit in vielen Fällen Hilfe möglich. Diese Hilfe ist es, die den Arztberuf so einmalig macht.«
    Anfang 1990 erscheint dann der Gesundheitsminister der DDR , Klaus Thielmann ( SED ), samt seinem Staatssekretär in Essen. Wie sich Marheineke erinnert, überraschen die beiden Beitz mit dem Vorschlag, das Stiftungsgeld über ihr Ministerium zu leiten, das sich dann um alles weitere kümmern werde. Beitz aber lacht und sagt: »Vielen Dank, aber das können wir selbst erledigen, und Herr Marheineke wird hinfahren und sich um alles kümmern.«
    So ist es. In der Greifswalder Klinik findet der Vize »desolate Zustände«, aber auch einen »runden Tisch« voll junger Reformer vor, welche die Stifter warnen, das Geld nicht über die SED fließen zu lassen. Beitz schickt zur Soforthilfe auch einen jungen Assistenzarzt zur Gynäkologie ins Kreiskrankenhaus nach Demmin, der ein gut ausgebildetes und motiviertes Team antrifft, aber eben auch haarsträubende Zustände: »Die Zimmer sind eng, baulich marode, die Patientinnen machen jedoch einen zufriedenen Eindruck. Dann der Kreißsaal: Auch hier Enge, das Vakuumgerät alt, Klagen der Hebammen über marode Schläuche, nur eine Saugglocke. Am dürftigsten die Neugeborenen-Reanimation.«
    Heute ist all das Vergangenheit. Für Berthold Beitz sind Zemmin, Demmin, Greifswald, die Stätten seiner Jugend, Heimat geblieben, vielleicht mehr, als es die große Stadt Essen auch nach Jahrzehnten noch ist. Kurz vor der Wende, im Januar 1989, schreibt er an Rudolf Böhme, den Studienrat und Dorfchronisten von Zemmin: »Je älter man wird, desto mehr denkt man an seine Heimat.« 2003, anlässlich der Feier seines 90. Geburtstags, bittet Beitz seine Gäste, statt ihm persönlich etwas zu schenken, um eine Spende für die arg verfallene Dorfkirche; zwei Jahre später ist er sichtbar gerührt zugegen, als sie neu eingeweiht wird. Und im Sommer 2009 wird dort eine neue Glocke aufgehängt, ein Geschenk der Kinder und Enkel zum 95. Geburtstag. Die kleine Dorfkirche, ein schöner, kompakter Feldsteinbau aus dem 15. Jahrhundert, in der Beitz als Kind manchmal barfuß ging, ist nun wieder in dem würdigen Zustand, in dem sie damals war.
    Zu den offiziellen Förderinitiativen in den neuen Bundesländern gehören nun – eine kleine Auswahl – Stiftungsprofessuren in Erfurt, die Sanierung des Kleist-Museums in Frankfurt/Oder und des großen Leibniz-Saals der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, eine Million Euro für die bei der Elbflut von 2002 schwer mitgenommene Dresdner Semper-Oper sowie der Kinderzirkus »Cabuwazi« in den sozial schwierigen Stadtbezirken des Berliner Ostens. Um all diese Dinge kümmert sich Beitz persönlich. Das beste Stück der Förderung ist aber gewiss das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in

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