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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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»Warten Sie mal. Als er das Hotel verließ, fuhr er mit einem Taxi zum Athenaeum. Dort werde ich jetzt mal anrufen.«
    Hier bekam er eine klare Auskunft. Kanonikus Pennyfather, der im Club gut bekannt war, hatte am Abend des 19. um sieben Uhr dreißig dort gesessen. In diesem Augenblick fiel dem Erzdiakon etwas auf, was er bis dahin übersehen hatte. Das Flugticket war für den 18. ausgestellt, aber der Kanonikus war am 19. von Bertrams Hotel in einem Taxi zum Athenaeum gefahren, nachdem er zuvor erwähnt hatte, er sei auf dem Weg zur Konferenz in Luzern. Dem Erzdiakon ging ein Licht auf. Dämlicher alter Esel, dachte er bei sich, hütete sich aber wohl, diesen Gedanken laut vor Mrs McCrae auszusprechen. Hat die Daten verwechselt. Die Konferenz fand am 19. statt. Dessen bin ich sicher. Er muss angenommen haben, am 18. aufgebrochen zu sein. Er hat sich um einen Tag geirrt.
    Er versuchte, die Vorgänge zu rekonstruieren. Der Kanonikus war also zum Athenaeum gefahren, hatte dort gegessen und sich dann wahrscheinlich zum Stadtbüro der Fluggesellschaft in Kensington begeben. Dort hatte man ihn zweifellos darauf aufmerksam gemacht, dass sein Flugschein abgelaufen war. Es war ihm dann zum Bewusstsein gekommen, dass die Konferenz, die er besuchen wollte, bereits stattgefunden hatte.
    »So ist’s gewesen«, erklärte Erzdiakon Simmons. »Darauf können Sie sich verlassen.« Er setzte Mrs McCrae seine Theorie auseinander, und sie gab zu, dass sie einleuchtend sei. »Aber was hat er dann gemacht?«
    »Er ist wahrscheinlich ins Hotel zurückgekehrt«, sagte Mrs McCrae.
    »Er wäre wohl nicht sofort nachhause gefahren? Ich meine, direkt zum Bahnhof gegangen?«
    »Nicht, wenn sein Gepäck noch im Hotel war. Auf jeden Fall hätte er es abgeholt.«
    »Allerdings«, stimmte Simmons zu. »Na schön. Wir wollen mal unsere Fantasie spielenlassen. Er verließ die Abfertigungsstelle mit seiner kleinen Tasche und kehrte ins Hotel zurück. Oder schlug jedenfalls den Weg zum Hotel ein. Vielleicht aß er unterwegs zu Abend – ach nein, das hatte er ja schon im Athenaeum getan. Also gut, er ging wieder ins Hotel zurück. Aber er ist dort nicht angekommen!« Er machte eine kleine Pause und setzte dann nachdenklich hinzu: »Oder etwa doch? Niemand scheint ihn dort gesehen zu haben. Was ist ihm also unterwegs zugestoßen?«
    »Wenn er einen Unfall erlitten hätte…«
    »Ja, Mrs McCrae, das ist natürlich möglich. Wir könnten die Krankenhäuser anrufen. Sie sagten aber doch, er habe viele Papiere bei sich, mit deren Hilfe er identifiziert werden könne, nicht wahr? Hm – mir scheint, es bleibt uns nur ein Weg übrig.«
    Mrs McCrae warf ihm einen ängstlichen Blick zu.
    »Ich glaube nämlich«, sagte der Erzdiakon mit sanfter Stimme, »dass wir uns nun an die Polizei wenden müssen.«

12
     
    M iss Marple fiel es durchaus nicht schwer, sich in London die Zeit zu vertreiben. Sie unternahm viel, wozu sie bei ihren bisherigen kurzen Besuchen der Hauptstadt nicht gekommen war. An einem besonders milden und angenehmen Nachmittag bestieg Miss Marple einen Bus nach Battersea Bridge. Sie wollte zwei Genüsse miteinander verbinden: einmal ihre Erinnerung an Princes Terrace Mansions auffrischen, wo eine ihrer alten Gouvernanten gewohnt hatte, und zum anderen Battersea Park besuchen. Der erste Teil ihres Vorhabens erwies sich als undurchführbar. Miss Ledburys ehemaliges Heim war spurlos verschwunden und durch eine gewaltige Masse schimmernden Betons ersetzt. Miss Marple bog in den Battersea Park ein. Sie war immer gut zu Fuß gewesen, musste jedoch zugeben, dass sie sich heutzutage nicht mehr so viel zumuten konnte. Nach einem knappen Kilometer wurde sie bereits müde. Sie würde es wohl noch fertig bringen, dachte sie, den Park zu durchqueren und dann über die Chelsea Bridge zu gehen, um einen günstigen Bus zu erreichen. Doch ihre Schritte wurden immer langsamer, und sie war hocherfreut, als sie auf einen Teegarten am Rande des Sees stieß.
    Trotz der herbstlichen Kühle war noch draußen gedeckt. Es saßen nicht viele Menschen im Freien: einige Mütter mit Kinderwagen und eine Reihe von Liebespaaren. Miss Marple holte sich ein Tablett mit Tee und zwei Stück Biskuitkuchen, trug es vorsichtig an einen Tisch und setzte sich erleichtert hin. Der Tee war genau das, was sie jetzt brauchte: heiß, stark und sehr belebend. Wieder erfrischt, ließ sie ihre Blicke umherwandern. Als sie an einem der Tische hängen blieben, richtete sie sich kerzengerade

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