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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Simmons, zu Besuch. Daran würde sich der Kanonikus sicher erinnern. Deshalb würde zweifellos spätestens bis übermorgen er selbst oder ein Telegramm oder Brief von ihm eintreffen.
    Der Morgen des nächsten Tages brachte jedoch kein Lebenszeichen von Kanonikus. Zum ersten Mal spürte Mrs McCrae eine gewisse Unruhe. Zwischen neun Uhr vormittags und ein Uhr mittags schlich sie um das Telefon herum wie die Katze um den heißen Brei.
    Die Notwendigkeit, ein Ferngespräch zu führen oder gar nach London zu telefonieren, brachte sie ganz aus der Fassung. Es war in ihren Augen eine schändliche Geldverschwendung. Nichtsdestoweniger begann sie allmählich, dieses problematische Unterfangen ins Auge zu fassen.
    Schließlich, als ein weiterer Tag ohne Nachricht vom Kanonikus anbrach, beschloss sie zu handeln. Sie wusste, wo er in London abgestiegen war. Bertrams Hotel. Mrs McCrae nahm allen Mut zusammen und meldete ein Ferngespräch nach London an. Während sie wartete, biss sie sich auf die Lippen und hielt den Hörer fest ans Ohr gepresst.
    »Bertrams Hotel, zu Ihren Diensten«, ertönte eine Stimme.
    »Oh, bitte, ich möchte gern mit Miss Gorringe sprechen«, sagte Mrs McCrae.
    »Einen Augenblick, bitte. Wen darf ich melden?«
    »Hier ist Kanonikus Pennyfathers Haushälterin, Mrs McCrae.«
    »Eine Sekunde, bitte.«
    Bald darauf erklang Miss Gorringes ruhige und Vertrauen erweckende Stimme. »Miss Gorringe am Apparat. Ist dort Kanonikus Pennyfathers Haushälterin?«
    »Ganz recht. Mrs McCrae.«
    »Ach ja. Natürlich. Womit kann ich Ihnen dienen, Mrs McCrae?«
    »Wohnt Kanonikus Pennyfather noch bei Ihnen im Hotel?«
    »Ich bin froh, dass Sie mich anrufen«, sagte Miss Gorringe. »Wir haben uns schon den Kopf darüber zerbrochen, was wir tun sollen.«
    »Soll das heißen, dass Kanonikus Pennyfather etwas zugestoßen ist? Hatte er einen Unfall?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen. Aber wir haben ihn am Freitag oder Sonnabend von Luzern zurückerwartet.«
    »Das war auch sein Plan.«
    »Aber er kam nicht. Nun, das war allerdings nicht sehr überraschend. Er hatte sich ja sein Zimmer reservieren lassen – das heißt, bis gestern. Er ist jedoch auch gestern nicht zurückgekehrt. Hat auch nichts von sich hören lassen, und seine Sachen sind noch hier, jedenfalls der größere Teil seines Gepäcks. Wir waren uns nicht ganz schlüssig, was wir unternehmen sollten. Natürlich wissen wir«, setzte Miss Gorringe hastig hinzu, »dass der Kanonikus manchmal – hm – etwas vergesslich ist.«
    »Das kann man wohl behaupten!«
    »Es ergeben sich nun einige Schwierigkeiten. Wir haben so viele Vorbestellungen. Sein Zimmer ist tatsächlich für einen anderen Gast vorgesehen.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Sie haben keine Ahnung, wo er sein könnte?«
    Voller Bitterkeit erwiderte Mrs McCrae:
    »Der Mann könnte überall stecken!« Sie riss sich zusammen. »Nun, vielen Dank, Miss Gorringe.«
    »Kann ich irgendetwas tun…«, erbot sich Miss Gorringe hilfsbereit.
    »Ich werde wohl bald von ihm hören«, sagte Mrs McCrae. Sie dankte Miss Gorringe noch einmal und legte den Hörer auf. Voller Unruhe saß sie neben dem Telefon. Sie sorgte sich nicht um die persönliche Sicherheit des Kanonikus. Wenn er einen Unfall erlitten hätte, wäre sie inzwischen schon benachrichtigt worden, davon war sie fest überzeugt. Das Dumme war nur, dass Erzdiakon Simmons heute Abend eintreffen und bestimmt erwarten würde, den Gastgeber vorzufinden. Sie konnte Erzdiakon Simmons nicht absagen, da sie nicht wusste, wo er war. Es war alles sehr kompliziert, aber wie in den meisten Fällen gab es auch in dieser schwierigen Situation einen Lichtblick. Und das war der Besuch von Erzdiakon Simmons – er würde Rat wissen. Sie würde die Angelegenheit vertrauensvoll in seine Hände legen.
    Erzdiakon Simmons war von ihrem Brotherrn grundverschieden. Er stand heiter mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen. In jeder Lage wusste er mit Sicherheit, was zu tun war, und tat es. Ein zuversichtlicher Geistlicher. Erzdiakon Simmons, der bei seinem Eintreffen von Mrs McCrae mit Erklärungen, Entschuldigungen und beunruhigenden Gedanken überschüttet wurde, erwies sich tatsächlich als der erwartete Fels in der Brandung.
    »Nun, machen Sie sich nur keine Sorgen, Mrs McCrae«, sagte er in seiner munteren Art, als er sich zu dem Mahl niederließ, das sie für seinen Empfang zubereitet hatte. »Wir werden den zerstreuten Burschen schon aufspüren.«
    Nach dem

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