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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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höchst peinlich. Um diese Jahreszeit sind wir nämlich ziemlich besetzt, und ich hatte bereits einen anderen Gast für sein Zimmer vorgemerkt. Die Honourable Mrs Saunders aus Lyme Regis, die immer dieses Zimmer hat. Dann rief mich seine Haushälterin an. Sie war in Sorge um ihn.«
    »Der Name der Haushälterin ist Mrs McCrae, wie ich von Erzdiakon Simmons erfahren habe. Ist Ihnen diese Dame bekannt?«
    »Nicht persönlich, nein, aber ich habe schon ein paar Mal mit ihr telefoniert. Sie ist, glaube ich, eine sehr zuverlässige Frau und führt dem Kanonikus schon seit langen Jahren den Haushalt.«
    »Ist dieser Kanonikus im Allgemeinen so zerstreut?«, fragte Vater.
    Miss Gorringe nahm keine Notiz von ihm. Dieser vierschrötige Mann, vermutlich der begleitende Sergeant, drängte sich in ihren Augen ein wenig zu sehr vor.
    »Und nun höre ich von Erzdiakon Simmons«, fuhr Miss Gorringe in verärgertem Ton fort, »dass der Kanonikus überhaupt nicht zu dieser Konferenz in Luzern gefahren ist.«
    »Hat er eine Absage geschickt?«
    »Ich glaube nicht – jedenfalls nicht von hier aus. Sicher kein Telegramm. Über Luzern ist mir wirklich nichts bekannt. Ich bin an der Sache eigentlich nur interessiert, soweit sie uns angeht. Es steht schon in den Abendzeitungen, wie ich sehe – ich meine, dass er als vermisst gemeldet ist. Sie haben nicht erwähnt, dass er hier wohnte. Hoffentlich tun sie das nicht. Wir möchten nicht durch die Presse gezogen werden. Unseren Gästen würde das gar nicht behagen. Wenn Sie uns die Reporter vom Halse halten könnten, Inspektor Campbell, wären wir Ihnen sehr dankbar. Es ist ja nicht so, dass er von hier verschwunden wäre.«
    »Ist sein Gepäck noch da?«
    »Ja. Im Abstellraum. Da er nicht nach Luzern gereist ist, haben Sie die Möglichkeit erwogen, dass er überfahren wurde oder sonst irgendeinen Unfall erlitten hat?«
    »So etwas ist ihm nicht zugestoßen.«
    »Das Ganze kommt mir wirklich sehr merkwürdig vor«, sagte Miss Gorringe. Ihre Veränderung schien einem Anflug von Mitgefühl zu weichen. »Ich meine, man fragt sich tatsächlich, wohin er gegangen sein könnte und warum.«
    Vater blickte sie verständnisvoll an.
    »Sie haben die Sache selbstverständlich nur vom Standpunkt des Hotels aus betrachtet«, sagte er. »Ganz natürlich.«
    »Wie ich unterrichtet bin«, sagte Inspektor Campbell, indem er noch einmal seine Notizen zurate zog, »ist Kanonikus Pennyfather am Donnerstagabend, den 19. November, gegen halb sieben hier aufgebrochen. Er hatte nur eine kleine Tasche mit seinem Nachtzeug bei sich und nahm ein Taxi. Durch den Portier hat er den Fahrer angewiesen, ihn zum Athenaeum-Club zu fahren.«
    Miss Gorringe nickte zustimmend.
    »Ja, er hat im Athenaeum-Club zu Abend gegessen – Erzdiakon Simmons erzählte mir, dass er dort zum letzten Mal gesehen worden sei.«
    »Nun, es ist angenehm, den Sachverhalt zu überblicken«, murmelte Vater sanft. »Wir haben jetzt alles klargestellt. Er ging mit seiner kleinen blauen BEA-Tasche oder was er sonst bei sich hatte – es war doch eine BEA-Tasche, ja? Er ging weg und kam nicht zurück. Und damit basta.«
    »Sie sehen also, dass ich Ihnen wirklich nicht helfen kann«, erklärte Miss Gorringe und machte Anstalten, aufzustehen und zu ihrer Arbeit zurückzukehren.
    »Es scheint so, als könnten Sie uns nicht helfen«, sagte Vater, »aber jemand anders weiß vielleicht etwas«, fügte er hinzu.
    »Jemand anders?«
    »Nun ja«, meinte Vater. »Ich denke an das Personal.«
    »Das glaube ich nicht. Sonst wäre es mir bestimmt berichtet worden.«
    »Nun, vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich meine: Sie wären informiert worden, wenn jemand etwas Greifbares gewusst hätte. Aber ich dachte mehr an etwas, was er vielleicht geäußert hat. Außerdem nehme ich an, Kanonikus Pennyfather hat manche von Ihren Gästen gekannt, da er recht oft hier wohnte.«
    »O ja«, gab Miss Gorringe zu. »Ich muss mal überlegen. Ja, ich habe gesehen, wie er sich mit Lady Selina Hazy unterhielt. Auch mit dem Bischof von Norwich. Sie sind alte Freunde, glaube ich, sie waren zusammen in Oxford. Und Mrs Jameson und ihre Töchter. Sie stammen aus derselben Gegend. Gewiss, der Kanonikus verkehrte mit einer Reihe von Menschen.«
    »Sehen Sie«, sagte Vater, »er hat vielleicht mit einem von ihnen gesprochen, hat irgendeine Kleinigkeit erwähnt, die uns weiterhelfen kann. Ist noch jemand im Haus, den der Kanonikus ziemlich gut kannte?«
    Miss Gorringe runzelte nachdenklich

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