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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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seiner Worte, Ekel überfiel mich wie eine ganze Armee von Schmeißfliegen. „Sie lebt?“
    „Natürlich. Aber ob sie am Leben bleibt oder nicht, hängt ganz von dir ab.“
    Ich blinzelte und versuchte, die Zeit mit meinem Schweigen weiter in die Länge zu ziehen. Ich wartete dringend auf Hilfe, denn das hier war definitiv eine Nummer zu groß für mich. Ich konnte nicht gegen einen Inkubus kämpfen, ich hatte ja keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Nur konnte ich Traci auf gar keinen Fall sterben lassen, wenn es auch nur die geringste Chance gab, das irgendwie zu verhindern. Und selbst wenn ich gewillt wäre, Emma und Sophie allein zurückzulassen – was ich nicht war –, in die Unterwelt konnte ich nicht fliehen, Beck würde mir einfach folgen. Oder meine beste Freundin und meine Cousine verführen.
    Ich sah zu Emma, dann zu Sophie. Die beiden schliefen immer noch. Beck folgte meinem Blick. „Mach dir keine Sorgen, sie werden so schnell nicht aufwachen.“
    „Sie saugen sie im Schlaf aus?“ Wie war das überhaupt möglich?
    „Gerade genug, damit sie aus dem Weg sind. Unsere Begierden schlafen nie, selbst wenn wir es tun. Schlafende sind praktisch die mentale Version von Fertiggerichten.“
    „Ich bringe Sie um, wenn Sie den beiden etwas antun.“
    Beck lachte laut heraus. „Weißt du, wie ich meinen Abend verbracht habe, Kaylee? Nachdem ich Miss Marshall ihrer wohlverdienten Ruhe überlassen habe?“ Ich schüttelte den Kopf, aber er schien es nicht einmal zu bemerken. „Ich habe nach einer ehemaligen Schülerin gesehen, die sich trotz ihrer schwindenden Gesundheit treusorgend um ein wertvolles kleines Gut von mir gekümmert hat.“
    Oh Mann . „Farrah?“
    Er lächelte, als hätte ich soeben einen besonders beeindruckenden Zaubertrick vorgeführt. „Deshalb bist du ja auch eine so gute Schülerin, Kaylee – du machst immer deine Hausaufgaben.“
    Ich zuckte mit den Schultern, während ich einen verstohlenen Blick zur Uhr warf. 00:12. Konnte Zeit etwa wirklich stehen bleiben? „Wie geht es Farrah?“
    Das amüsierte Glitzern in Becks Augen verschwand, sie wurden zu schmalen Schlitzen. „Sie ist tot. Ich hatte sie in die Unterwelt gebracht, damit die Geburt in Ruhe ablaufen konnte. Mit ihrem letzten Atemzug gebar sie mir einen Sohn – der keine fünfzehn Minuten später in meinen Armen starb. Monate harter Arbeit und großer Hoffnungen – umsonst.“ Er kam näher, und ich wich weiter zurück, bis ich mit dem Rücken an die Anrichte stieß. Ich konnte nicht weiter.
    „Farrah war im siebten Monat, das Kind war lebensfähig. Es hätte auch überlebt, wenn ich ihm eine Seele hätte einflößen können.“ Er ging noch einen Schritt auf mich zu, und meine Panik steigerte sich mit jedem Trommelschlag meines rasenden Pulses. „Doch als ich meinen neugeborenen Sohn mitnahm, um die Seele zu holen, die ich monatelang im Körper einer gewissen jungen Syphon für ihn warm gehalten hatte, musste ich feststellen, dass sie verschwunden war. Und mein Sohn starb, während er mich mit leeren Augen anstarrte – leer bis auf die Sehnsucht nach einer Seele.“ In Becks Augen dagegen brannte jetzt heiße Wut, lodernd wie die Flammen eines Lagerfeuers, angefacht von meinem Anblick. „Du weißt nicht zufällig etwas darüber, Miss Cavanaugh?“
    „Lydia war nicht verrückt“, flüsterte ich und räusperte mich. Ich brauchte eine feste Stimme, um eine Selbstsicherheit vorzugeben, die ich beileibe nicht fühlte. „Sie hätte niemals in der Psychiatrie sitzen sollen.“
    „Sicher, aber sie saß drin, und ihre Seele war für mich reserviert. Du hast mir eine Seele gestohlen, Miss Cavanaugh, und diesen Verlust wirst du mir heute ersetzen.“
    Ich stieß ein düsteres Lachen aus, wenngleich meine Belustigung über die Ironie des Schicksals wahrscheinlich unangebracht war. „Da haben Sie Pech, Mr Beck.“ Die Wahrheit, die in dieser Bemerkung steckte, und der unerwartet positive Aspekt meines bevorstehenden Todes rollten wie eine Flutwelle über mich und verliehen mir einen riesigen Schub an tollkühner Courage. Ich stützte die Hände auf, zog mich auf die Anrichte hinter mir und ließ die Beine baumeln. Dass ich etwas wusste, das er nicht wusste, gab mir tatsächlich ein wenig Oberwasser. „Aus mir werden Sie kein Leben herausbekommen, Mr Beck. Ich nütze Ihnen nichts, ich sterbe nämlich heute. Warum gehen Sie also nicht einfach wieder?“
    Beck blinzelte, und für einige kurze Sekunden genoss ich seine

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