Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
Vom Netzwerk:
Kaylee, und ich wünsche dir das nicht. Dein Dad bestimmt auch nicht.“
    Aber ich würde nicht allein sein, wäre ich ein Reaper. Und auch Todd wäre dann nicht allein. Wir könnten zusammen sein, und … „Als Reaper komme ich nicht in Betracht, schließlich steht mein Tod bereits fest, richtig? Die Reaper würden mich ja nicht einmal wahrnehmen.“ Außer Todd und natürlich derjenige, der mir geschickt wurde. „Ich werde schließlich ganz normal sterben.“
    Todd wollte schon etwas erwidern – wahrscheinlich wollte er mir sagen, dass ein echter Tod gnädiger war –, als das Klingeln seines Handys ihn unterbrach. Er holte es aus der Tasche und sah auf das Display. „Mist, es ist Sabine.“
    Mir wurde ganz mulmig, und die Sorge ließ meine Schuldgefühle wieder aufkommen.
    „Mach nur“, forderte ich ihn auf, als er mich ansah, unsicher, ob er den Anruf annehmen sollte. „Sie würde sich nicht melden, wenn es nicht wichtig wäre.“
    Todd klappte das Handy auf, und auch wenn ich nur seine Hälfte des Gesprächs mithören konnte, war mir der Grund des Anrufs sofort klar: Sabine wurde mit Nash nicht mehr fertig, sie brauchte Hilfe, zumindest für den Moment. „Gut, ich bin gleich da.“ Der Reaper unterbrach die Verbindung und sah mir in die Augen. Ärger und Sorge wirbelte in seinen. „Seine Körpertemperatur sackt immer weiter ab, er kann nichts bei sich behalten. Ich muss meine Mutter holen.“ Denn er konnte sie mit einem Blinzeln von der Arbeit nach Hause bringen, viel schneller, als sie mit dem Wagen war.
    „Ist das nicht ein bisschen heftig? Wie lange ist er jetzt nüchtern? Zwölf Stunden?“
    „Der Rückfall scheint ihn härter zu treffen als die erste Sucht. Entweder nimmt er dieses Mal anderen Stoff, nicht den von Avari, oder er hat mehr genommen. Oder aber sein Körper kann sich nicht mehr so gut gegen die Attacke wehren, weil es nicht das erste Mal ist.“
    Die Möglichkeiten, die Todd aufzählte, halfen nicht, meine Angst zu beruhigen, im Gegenteil. Ein riesiges Gewicht wollte mich erdrücken. Das war allein meine Schuld, auch wenn ich dieses Mal nicht den Ballon vor Nashs Gesicht hatte platzen lassen.
    „Ich muss gehen“, sagte Todd, und ich hielt seine Hand fester, hörte meinen eigenen Puls in den Ohren.
    „Ich weiß. Ist in Ordnung.“ Aber das war es nicht. Es war fast Mitternacht. Fast Donnerstag. Fast mein Todestag. Mein Vater war noch immer nicht zurück, meine Cousine und meine beste Freundin schliefen friedlich, ohne die lähmende Angst, die ich nicht abschütteln konnte. Der Tod grinste mir über die Schulter, lauerte in jedem Schatten, und die Panik brachte meinen Herzschlag zum Rasen.
    „Nash braucht dich.“ Das wusste ich. Doch Todds Hand loszulassen war das Schwerste, was ich je hatte tun müssen.
    „Es tut mir so leid, Kaylee. Ich komme so bald wie möglich zurück“, versprach er, und der Konflikt, den er innerlich mit sich austrug, wirbelte in seinen blauen Augen wie ein Sturm über dem Meer.
    Stumm nickte ich. Es bedeutete mir viel, dass er nicht lächelte und so tat, als wäre alles in Ordnung. Alles war fast vorbei. Schon bald konnte jeder Atemzug, den ich nahm, der letzte für mich sein. Und der Welt wäre es völlig gleich.
    „Ich komme zurück, wenn ich jemanden gefunden habe, der meine Schicht übernimmt.“ Er beugte sich vor, um mir einen Kuss zu geben, und ich legte die Hand an seinen Kopf und hielt ihn fest, als er sich zurückziehen wollte. Der Kuss sollte noch etwas dauern, es könnte ja mein letzter sein. Denn an Todds Schulter vorbei konnte ich die Mikrowellenuhr in der Küche blinken sehen: 00:04 – 00:04 – 00:04 …
    Es war Donnerstag.
    Heute würde ich sterben.
    Nachdem Todd weg war, rollte ich mich unter der Decke zusammen, um den Film weiterzugucken. Emma schlief neben mir auf der Couch, Styx schnarchte leise in ihrer Armbeuge. Trotz meines festen Vorsatzes, keine Minute meines letzten Tages zu vergeuden, döste ich irgendwann ein, bis Emmas Handy auf dem Wohnzimmertisch ertönte. Sie hatte eine SMS bekommen.
    Ich nahm das Handy auf, überlegte hin und her, ob ich Em aufwecken sollte, entschied mich dagegen und las. Die Nachricht war von Traci, ihrer Schwester.
    Bin sitzen gelassen worden. Brauche dringend Schokolade. Wo bist du?
    Mist. Traci war allein zu Hause … Aber wahrscheinlich war alles okay. Beck musste schon vor Stunden gekommen und wieder gegangen sein. Nur würde ich mit Ems Schwester kein Risiko eingehen.
    Komm zu Kaylee. Junkfood

Weitere Kostenlose Bücher