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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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dass ich eben auch als Reaper nicht immer dem Tod ein Schnippchen schlagen kann, wenn ich will, gibt mir dieses furchtbare und doch auch gute Gefühl, ein ganz normales Wesen zu sein und kein ‚Bruce Allmächtig‘. Aber ein Teil von mir ist froh darüber. Und das macht mir Angst.“
    Ich blinzelte und versuchte, in dem Wortschwall, der gerade aus Todds Mund gesprudelt war, die Logik zu finden. „Du hasst es, nichts ausrichten zu können, aber es gefällt dir, dass du dich dadurch menschlich fühlst?“, fasste ich noch einmal zusammen, ziemlich sicher, dass mir etwas Entscheidendes entgangen sein musste.
    Todd dachte kurz darüber nach, dann nickte er. „Genau. Ergibt das für dich irgendeinen Sinn?“
    Ich konnte nur mit den Schultern zucken. „Im Moment ergibt für mich überhaupt nichts einen Sinn, also fragst du da wahrscheinlich die Falsche.“ Ich starrte auf meine Finger, die ich fest ums Lenkrad klammerte. „Todd, ich erwarte nicht von dir, dass du mich rettest. Welchen Zweck hätte es bitte, wenn du deine Berufung …“ – und somit sein Leben nach dem Tod – „… aufs Spiel setzt, um mir zu helfen, obwohl ich am Ende sowieso sterben werde, egal, was du tust oder nicht tust.“
    „Kaylee …“, begann er, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. Jetzt redete ich, und ich war entschlossen zu sagen, was ich zu sagen hatte.
    „Ich habe mitbekommen, was du vorhin über die Regeln gesagt hast. Und ich akzeptiere sie. Kein zweiter Austausch, keine zweite Verlängerung. Das ist okay für mich.“ Selbst dann, wenn es den einzigen kleinen Hoffnungsschimmer erstickte, der in mir entgegen jeder Vernunft noch zaghaft herangewachsen war. „Aber mein Dad nimmt das nicht so hin. Du musst mir versprechen, dass du ihn keine Dummheit machen lässt. Denn er wird unter Garantie versuchen, sein Leben gegen meins einzutauschen. Und wenn du ihn davon nicht abhältst, verfolge ich dich für den Rest deiner untoten Existenz und mache sie dir zur Hölle, ist das klar?“
    „Darum musst du dir keine Sorgen machen“, versicherte mir Todd. „Er wird deinen Reaper nicht mal zu Gesicht kriegen. Kein Reaper, der auch nur einen Funken Ehre im Leib hat, würde sich jemals einem trauernden Hinterbliebenen zeigen.“
    „Gut.“ Also konnte ich zumindest aufhören, mir um diesen Teil der Sache Gedanken zu machen.
    Ich wollte gerade wieder losfahren, als Todd seine Hand auf meine legte, mit der ich schon nach dem Schalthebel gegriffen hatte. „Kaylee“, sagte er, und ich drehte mich zu ihm und sah in seine Augen. „Wenn es etwas gäbe, das ich für dich tun könnte, würde ich es tun. Scheiß auf die Konsequenzen.“
    „Ich weiß.“ Und in diesem Augenblick war das so ziemlich das Einzige, was ich mit absoluter Sicherheit wusste.
    Styx hob träge den Kopf, der bis eben gemütlich auf Nashs Schoß geruht hatte, als ich durch die Haustür hereinkam. Prima Wachhund . Andererseits bestand ihre Aufgabe ja in erster Linie darin, mich vor der Inbesitznahme meines Körpers durch einen Hellion zu schützen. Um mehr oder weniger geduldig auf mich wartende Freunde, die ich versetzt hatte, musste ich mich selbst kümmern. Wer sich die Suppe einbrockt …
    Nash stand auf, und Styx, halb Zwergspitz, halb Unterweltkreatur oder irgendwie so was, tat es ihm gleich und zockelte gemächlich zu mir. Dieses besondere Geschöpf gehörte zu mir, mir allein. Wir hatten eine innige Beziehung zueinander aufgebaut, als sie noch ein Welpe gewesen war – heute war sie weit mehr als ein kleiner, niedlicher Babyhund –, und sie würde auf niemanden außer mir hören, bis zu dem Tag meines Todes.
    Der vor wenigen Stunden in meiner Vorstellung noch sehr viel weiter in der Zukunft gelegen hatte.
    „Hey“, sagte ich, und Nash drückte mich an sich, so fest, dass ich kaum noch Luft bekam.
    „Geht’s dir gut?“ Schließlich ließ er mich wieder los, doch nur, um mir forschend in die Augen zu sehen und dort nach Gefühlen zu suchen, die so tief verborgen waren, dass sie sich ihm normalerweise nicht offenbaren sollten.
    „Sie haben es dir erzählt?“ Ich bückte mich, um Styx hochzuheben, und streichelte schon aus purer Gewohnheit ihr wuscheliges Fell.
    „Ich dachte, es wäre dir sicher recht“, sagte mein Dad, der plötzlich im Türrahmen stand, einen dampfenden Becher mit Kaffee in der Hand, obwohl er sonst um diese Zeit keinen mehr trank.
    War es mir recht? Wollte ich, dass Nash Bescheid wusste? Es gab nichts, was er hätte tun können.

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