Beruehre meine Seele
– beziehungsweise ein kleines bisschen weiter unten – Gestalt annahm, wirklich in die Tat umsetzen konnte. „Du wirst ja wohl hoffentlich nicht irgendeinen Unsinn ausbrüten, wie zum Beispiel dass es leichter für mich wäre, dich zu verlieren, wenn du jetzt schnell mit mir Schluss machst.“
„Nash, würde ich denken, dass ich dir irgendwas leichter machen müsste, hätte ich gar nicht erst zugelassen, dass wir ein Paar werden. Es ist nur … ich will mich nicht einfach damit abfinden, wie viele Dinge mir entgehen werden, und nichts anderes tun, als deswegen traurig zu sein.“ Ich holte tief Luft und ignorierte meinen rasenden Puls. Gut, ich konnte nicht entscheiden, wann oder wie ich mein Leben aushauchte, aber ich konnte wenigstens die Zeit, die mir noch blieb, so gut wie möglich nutzen und in vollen Zügen auskosten.
Mach schon, Kaylee. Du schaffst das .
Ich nahm Nash an der Hand und zog ihn vom Stuhl hoch und zu mir. Ich musste nicht besonders viel Kraft dazu aufwenden, vielmehr führte ich ihn sanft dorthin, wo ich ihn haben wollte. Auf meinem Bett. Nur er und ich. „Verstehst du, ich möchte ein paar dieser Dinge erleben, bevor es zu spät ist.“
Ich rutschte auf der Matratze rückwärts, und er schob sich über meine Beine nach oben, bis er über mir lag, während ich mich in die Kissen sinken ließ. Mein Herz klopfte so heftig, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen hören konnte.
„Ist das der Grund, weshalb du die Tür zugemacht hast?“, flüsterte er zwischen den vielen kleinen Küssen, mit denen er die Unterseite meines Kinns bedeckte.
„Nicht vorsätzlich, falls du das meinst …“, keuchte ich leise, während ich mit den Händen über seinen Rücken fuhr und spürte, wie sich die Muskeln unter seinem T-Shirt anspannten. Schlug sein Herz genauso schnell wie meins? War das überhaupt möglich?
„Hätte man aber fast glauben können.“
„Halt die Klappe.“ Ich schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn zu mir hinunter, bis unsere Lippen sich berührten. Sein Mund fühlte sich warm und weich an, und der vertraute Geschmack seines Kusses brachte nichts als gute Erinnerungen zurück – der einzige Vorteil daran, wenn man von einem Hellion übergezogen wurde wie ein Kostüm, war, dass man später absolut nichts mehr davon wusste, was während der temporären Abwesenheit aus dem eigenen Körper so alles mit ihm angestellt worden war. Was es mir ein klein wenig leichter machte, die Tatsache beiseitezuschieben, dass Nash sich mir gegenüber in der Vergangenheit alles andere als vertrauenswürdig verhalten hatte, und einfach zu beschließen , ihm jetzt zu vertrauen.
Bisher war ich unfähig gewesen, das zu tun, jedenfalls nicht voll und ganz. Doch das Wissen darum, dass mit jeder Stunde mein Tod näher rückte – und dies hier vermutlich die letzte Chance war, die ich bekommen würde –, machte mich für meine Verhältnisse ungewöhnlich wagemutig. Nicht komplett furchtlos wie Sabine, aber immerhin bereit, Risiken einzugehen. Und mehr als nur ein wenig erpicht darauf.
Ich öffnete leicht die Lippen, und Nash vertiefte den Kuss. Sein Gewicht auf mir fühlte sich gut an, schwer und warm und sehr, sehr real. Ein nervöses Kribbeln breitete sich von meinem Magen in alle Richtungen hin aus, und ein wohliger Schauer durchfuhr mich. Nashs Berührungen gaben mir das Gefühl, noch nie so lebendig gewesen zu sein wie in diesem Moment, wobei mir die Ironie daran keinesfalls entging.
Es wird passieren. Es wird wirklich passieren . Und ich war bereit. Erstens, weil ich schlichtweg keine Zeit mehr hatte, es nicht zu sein – außer, ich wollte als Jungfrau sterben. Zweitens, weil dies von all den Dingen, die ich in meinem kurzen Leben noch vorhatte, das Einzige in unmittelbarer Reichweite war.
Nash bedeckte meinen Hals mit Küssen und wanderte mit den Lippen immer weiter hinunter. Ich schloss die Augen und ließ mich ganz fallen, konzentrierte mich auf das elektrisierende Prickeln meiner Haut unter seinen Händen, die feuchte Hitze seiner Lippen. Nur zu gern ließ ich zu, dass diese Empfindungen den dumpfen Schmerz der Angst überdeckten, der in mir schwelte wie eine Glut, die einfach nicht vollständig zu löschen war. Es gab eine Menge Sachen, vor denen ich mich zu Recht fürchten konnte – echte Bedrohungen –, aber das hier gehörte nicht dazu. Und so ließ ich, ganz langsam, meine Hände von Nashs Brust über seinen Bauch weiter nach unten gleiten.
Ich zog einmal kurz und kräftig
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