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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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draußen bereits die Bässe der Musikanlage entgegen. Helen trug als einzige lange Ärmel, angeblich wegen ihrer Sonnenallergie, aber Rachel vermutete, dass sich ihre Freundin wegen ihrer etwas üppigen Oberarme zierte, denn sie rannte grundsätzlich mit Strickjäckchen herum. Stattdessen zeigte sie gern viel von ihrem üppigen Dekolleté. Aber bitte, jeder hatte seine Baustellen. Rachel fand dafür ihren Busen viel zu klein im Verhältnis zu ihrem Po.
    Schlagartig wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als ihr irgendein Typ ein Glas Sekt in die Hand drückte.
    »Wahnsinn, wie viele Leute habt ihr denn eingeladen?«, brüllte Rachel gegen den Lärm in Kathys Ohr.
    »Keine Ahnung«, gab die grinsend zurück. »Jeder lädt jeden ein und der bringt meistens auch noch jemanden mit, da verliert man den Überblick. Dafür schmeißen die Gäste von außerhalb ein paar Pfund in unsere aufgestellten Spendentöpfe und von dem Überschuss finanzieren wir unsere nächsten Flurpartys im kleinen Rahmen – und den Reinigungsdienst. Das war mal eine von Calebs konstruktiven Ideen. Und jetzt komm, lass uns tanzen!«
    Kathy nahm ihr das Sektglas aus der Hand, stellte es auf einen der Tische und zog Rachel mit sich auf die Tanzfläche zwischen den großen Buchen gleich unterhalb der Terrasse. Die Jungs hatten einen Teil der Lautsprecher direkt in die Äste gehängt und Rachel fragte sich einen Augenblick lang, wie die armen alten Bäume diese Zwangsbeschallung wohl fanden. Vielleicht würden sie vor Schreck am nächsten Morgen alle Blätter fallen lassen. Dann gab sie sich dem Wummern der Bässe in ihrem Bauch hin und tauchte in die Musik ein. Sie schloss die Augen. Es roch nach Blumen, Aftershave und Bowle und schon nach wenigen Minuten klebte ihr das Kleid bereits auf der Haut, als hätte sie überhaupt nicht geduscht. Sie hoffte nur, dass ihr Deo hielt. Als ihr irgendjemand auf die Schulter klopfte, blinzelte sie mürrisch. Ein sommersprossiges Gesicht mit rotblonden Bartstoppeln und Pickeln auf der Nase grinste sie unbeholfen an. »Tanzen wir?«
    Bevor Rachel antworten konnte, drängte sich eine Gestalt zwischen sie und den fremden Jungen, nahm ihre Hand und zog sie ein Stück weiter. »Tut mir leid, die junge Dame ist vergeben.«
    »Caleb!?«, sagte Rachel überrascht.
    »Ich wohne hier, schon vergessen?«, gab er zurück.
    »Und das gibt dir das Hausrecht? Vielleicht wollte ich mit diesem Kerl tanzen?«
    »Das hat zwar nicht so ausgesehen …«, gab Caleb zurück. »… aber bitte!« Er führte sie in eine Pirouette, drehte sich mit ihr und hielt dann suchend Ausschau nach seinem Konkurrenten. »Den werden wir schon wiederfinden!«
    »Nein«, kreischte Rachel und stützte sich einen Augenblick an Caleb ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Wieso hatte sie sich von Helen nur in diese hohen, wackeligen Pumps quatschen lassen? Sein Herz schlug hart gegen ihre Hand. Als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen, nahm Rachel sie von seiner Brust. Caleb beugte sich zu ihrem Ohr herunter. Sie konnte seinen Atem an ihrem Hals spüren und sein Eau de Toilette riechen. »Du siehst übrigens umwerfend aus«, hauchte er.
    »Ähm … wollen wir was trinken?«, fragte Rachel und bemühte sich, die Fassung zu bewahren. Er roch gut. Ziemlich gut sogar. Und er ließ einfach nicht ihre Hand los. Oder sie seine? Was passierte hier gerade? War das der Sekt? Und wo waren verflixt noch mal die Mädels, wenn man sie brauchte? Suchend sah sie sich um, doch in dem Gedrängel und der einsetzenden Dämmerung waren sie nicht auszumachen.
    »Na, soll ich ihn dir doch ausrufen lassen?«, fragte Caleb heiter, während sie sich einen Weg durch die schwitzende Menge in Richtung des Weintresens bahnten. Falsche Frage! Unvermittelt ließ Rachel seine Hand los.
    »Nein danke«, fauchte sie eine Spur gröber, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. »Verscheucht ist verscheucht.«
    »Fandest du den wirklich gut?« Als sie seinen bestürzten Gesichtsausdruck sah, musste sie nun doch lachen. »Nein, ich steh eher auf …« Sie brach ab, wischte sich rasch eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte süßlich. »Das werd ich dir doch nicht erzählen.« So, jetzt hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
    »Schade«, meinte Caleb. »Bowle?«
    Rachel nickte nervös und sah sich um. »Hast du irgendwo Helen oder Kathy gesehen?« Hier hinten war die Musik etwas leiser, aber um den anderen verstehen zu können, musste man immer noch sehr gut im Lippenlesen sein

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