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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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niemand in Not, keiner brauchte ihre Hilfe. Rachel wich langsam einen Schritt zurück, dann noch einen. Ihre Hände um die Pumps entkrampften sich. Trotzdem konnte sie den Blick nicht von der Nische wenden.
    Selbst als ihre Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten, konnte sie den Umriss des Paares in dem kleinen Halbrund nur erahnen. Wer waren die beiden? Die Stimmen konnte sie jedenfalls nicht zuordnen.
    Die Fackeln an den Außenmauern beleuchteten bloß den vorderen Bereich und der Mond hatte sich hinter eine immer dichter werdende Wolkenwand zurückgezogen. Rachel sah sich um. Niemand sonst war in der Nähe. Niemand sah, wie sie gebückt näher heranschlich und hinter einer großen Buche Deckung suchte.
    Rachel nahm die Partyklänge auf der anderen Seite des altehrwürdigen Landsitzes kaum noch wahr. Gebannt starrte sie in die Nische. Jetzt, da die Geräusche zusammen mit den schemenhaften Bewegungen des Paares nicht mehr ganz jugendfrei waren, meinte sie, jedes Detail wahrzunehmen, als seien ihre Sinne seltsam geschärft. Die beiden waren mit Sicherheit nicht älter als sie selbst. Die Härchen an ihren Unterarmen stellten sich auf, als das Mädchen ein leises, kehliges Lachen von sich gab. Dabei ließ es sich langsam an dem Typen hinabgleiten und stockte auf Höhe seines Beckens. Rachel hörte mehr, als sie sah, wie sie den Reißverschluss aufzog, seine Hose öffnete und begann, ihren Kopf dicht vor seinem Körper zu bewegen. Sie würde doch nicht …?
    Rachel biss sich auf die Unterlippe.
    Der Junge flüsterte etwas und suchte mit ausgebreiteten Armen Halt an der Wand hinter sich. Oh doch, es sah ganz danach aus!
    Rachel stockte der Atem. Sie wollte sich zurückziehen, die Situation war ihr unangenehm und mehr als megapeinlich, aber sie konnte den Blick einfach nicht abwenden.
    Ein tiefer, rauer Ton entwich Rachels Kehle. Erschrocken drehte sie sich um, presste ihren Rücken an die harte Rinde des Baumes und krallte ihre Pumps fester. Ihre Lippen fühlten sich trocken an, genau wie ihr Mund. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und zwischen ihren Beinen begann es zu kribbeln. Was soll das, Rachel? Geh los und hol dir was zu trinken, ermahnte sie sich. Jetzt! Wein, Cola, Saft, Eistee, egal! Wasser, noch besser! Hau einfach ab. Wie lange stand sie hier schon mit offenem Mund wie ein widerlicher Spanner?
    In der Ferne grollte Donner und kündigte das Herannahen des Gewitters an, das hoffentlich der drückenden Schwüle eine Ende machte.
    Das Pärchen bekam nichts davon mit. Der Junge begann zu stöhnen. Rachel konnte nicht anders. Sie musste wieder hinsehen. Jetzt küssten sie sich leidenschaftlich. Ein Blitz zuckte. Als er das Mädchen hochhob, konnte Rachel für den Bruchteil einer Sekunde seine Erregung sehen. Ihr eigener Unterleib vibrierte, als die andere ihre Beine um den Jungen schlang. Er stemmte sie gegen die Wand. Das Blut schoss Rachel ins Gesicht und pulste nicht nur in ihren Ohren. Zitternd presste sie sich eine Hand zwischen die eigenen Beine, während keine zehn Meter von ihr entfernt die Bewegungen immer rhythmischer wurden. Das Keuchen der beiden wurde unerträglich laut in ihren Ohren und vermischte sich mit dem Rauschen ihres eigenen Blutes. Rachel zuckte zusammen, als vor ihr in der Nische eine offenbar mitgebrachte Weinflasche klirrend auf den Boden fiel und von den beiden unbeachtet in den Lichtkegel der Fackeln rollte.
    Wie in Trance beobachtete sie, wie die rote Flüssigkeit sich gierig ihren Weg durch die Ritzen leckte und zwischen den Steinen zerrann, während erste Regentropfen daneben zerplatzten.
    Als die junge Frau aufschrie, löste sich Rachel endlich aus ihrer Erstarrung. Sie rannte los, barfuß, die Hände mit den Pumps an den Ohren, verwirrt von dem, was sie gesehen hatte, verwirrt von ihrer eigenen Erregung. In diesem Zustand konnte sie auf keinen Fall zurück auf die Party. So viel war klar. Hoffentlich hatte niemand sie bemerkt. Aber war da nicht ein Schatten gewesen, der sich bewegt hatte, als sie am Gebüsch vorbeigerannt war?
    Völlig außer Atem stürzte Rachel in die Gartentoilette und verriegelte die Tür. Es dauerte eine Weile, bis das Beben in ihren Ohren und zwischen ihren Beinen nachließ. Endlich war es still. Die Fliesen fühlten sich angenehm kühl an unter ihren nackten Füßen. Doch als sie sich vergegenwärtigte, was womöglich alles auf diesem Boden klebte, schlüpfte sie in die Schuhe, noch bevor sie den Lichtschalter betätigte. Geblendet von der plötzlichen

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