Beruehrt
nicht sagst«, gab Rachel abwesend zurück. Sie wusste nicht recht, was sie mit der Blume anstellen sollte. In die Wohnung legen? In die Tasche stopfen? In der Hand behalten?
»Steck sie dir doch ins Haar«, schlug Grayson vor, der ihre Reaktion interessiert beobachtete. Seine Mundwinkel zuckten. »Soll ich dir helfen?«
Rachel ließ die Schultern fallen und drehte sich ein wenig. »Na gut.«
Mit wenigen Griffen befestigte er die Blüte in ihren Haaren. Rachel konnte ihr Spiegelbild zwar nicht sehen, aber als sie behutsam nach ihrer Frisur tastete, fühlte es sich edel an.
Und so wie er sie anlächelte, sah es wohl auch so aus. »Wollen wir?«
Rachel nickte stumm. Womöglich hätte sie sich bei einer Antwort verhaspelt. Der Typ war ein Alchemist. Keine Ahnung, ob er Gold herstellen konnte, aber aus ihren Knochen Pudding machen und in ihre Zunge einen Knoten zaubern, das gelang ihm sehr gut. Und zwar schon durch die leiseste Berührung, wie beispielsweise ein beiläufiges Streifen seiner Hände über ihren Nacken. Aber sie hatte alles im Griff. Mindestens so fest wie ihre Hände die Henkel ihrer Tasche.
Rachel ließ Grayson auf der Treppe vorausgehen und beglückwünschte sich zu der Entscheidung, ihren frisch verheilten Blasenfüßen eine zweite Begegnung mit den superteuren Pumps erspart zu haben. Stattdessen hatte sie sich für ihre hellen Sneakers entschieden. Deren Sohle war bei Nässe zwar etwas rutschig, aber dafür konnte sie in ihnen wunderbar laufen – selbst mit wackeligen Knien wie jetzt.
Nach dem kurzen Spazierweg die Auffahrt hinunter erreichten sie Graysons Auto. Es war ein Sportwagen in Dunkelgrünmetallic.
»Ein Daihatsu Copen Cabrio.« Rachel pfiff durch die Zähne. »Ich dachte, die werden gar nicht mehr gebaut? Cool. Hat nicht jeder.« Bewundernd strich sie über den Kotflügel und ergänzte »Stil« auf ihrer virtuellen Pro-Grayson-Liste.
Grayson lächelte und hielt ihr die Tür auf. »Du kennst dich mit Autos aus?«
»Ein wenig«, gab Rachel zurück. »Fahren wir offen?«
»Wenn die Orchidee das aushält?!«
»Muss!«, sagte Rachel enthusiastisch. Damit es nicht allzu undankbar klang, fügte sie rasch hinzu: »Ich werde gut auf sie aufpassen.«
Glücklicherweise hatte Grayson einen ganz anderen Fahrstil als Caleb. Er nahm die Kurven bedächtig und ließim Kreisverkehr auch mal anderen die Vorfahrt. Auf geraden Strecken erhörte er allerdings Rachels unausgesprochenen Wunsch und beschleunigte. Vielleicht hatte er auch aufmerksam die unkontrollierten Muskelanspannungen seiner Beifahrerin bemerkt. Rachel drückte leidenschaftlich auf ein leider nicht vorhandenes Beifahrergaspedal, während sie mit den Händen pflichtschuldig ihre Orchidee im Nacken schützte.
Als er ihr auf dem Restaurantparkplatz die Tür öffnete und beim Aussteigen half, hatte Rachel ein seliges Grinsen im Gesicht. »Tolles Auto!«
»Na, ich hoffe, ich hab den Tisch nicht umsonst gebucht. Aber wenn es dir lieber ist, können wir uns auch belegte Brote besorgen und eine kleine Spritztour machen?«
Rachel tat, als würde sie einen Moment lang ernsthaft überlegen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich glaube, dann könnte ich nicht mehr für die Orchidee garantieren. Aber wenn du magst, kannst du gern zwei bis fünf Gläser Bier trinken und ich fahr uns nach Hause.«
Rachel meinte, einen Schatten über Graysons Gesicht huschen zu sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde nur, dann hatte er sich wieder im Griff.
»So weit kommt's noch.« Lachend wedelte er mit den Schlüsseln vor Rachels Nase herum. »Ich lass mich doch von dir nicht betrunken machen. Zumindest nicht mit Alkohol.« Er sah sie vieldeutig an. »Die hier muss man sich erst verdienen.«
»Wer hat hier bei wem was gut?«, erinnerte Rachel.
»Eins nach dem anderen«, meinte Grayson. Augenzwinkernd hielt er ihr die Restauranttür auf, ließ sie wohlerzogen vorausgehen – und prallte im nächsten Augenblick recht unelegant gegen seine Begleiterin. Rachel hatte den Raum im Bruchteil einer Sekunde überblickt und war abrupt stehen geblieben. Als sie sich zu Grayson umdrehte, hätte sie ihm um ein Haar auch noch einen Kinnhaken verpasst.
»Kann ich doch noch die Autofahrt mit Butterbroten buchen? Oder können wir einfach irgendwo 'ne Pizza essen gehen?«, fragte sie hektisch und drängte Grayson zwei Schritte rückwärts Richtung Ausgang.
»Stimmt was nicht?«, fragte er amüsiert. »Das ist auch nur ein Restaurant wie jedes andere.«
»Du meinst,
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