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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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die Uhr entschied sie, dass sie sowieso nur noch Zeit für die Dusche, ein kurzes Styling und eine vermutlich etwas längere Beratung mit sich selbst vorm Kleiderschrank hatte. Verflixt, sie hätte fragen sollen, wohin er sie ausführen wollte …
    Als könne Grayson Wolf Gedanken lesen, klingelte in diesem Augenblick das Telefon.
    »Ich bin’s«, meldete er sich. Womit erwiesen war, dass er ihre Nummer bereits hatte – woher auch immer. Auf jeden Fall gab er sich Mühe! »Ich wollte nur sagen, nimm eine Jacke mit, es könnte kühl werden heute Abend, für später ist Regen angesagt.« … und ein Gentleman war er noch dazu! Aber konnte er nicht einfach eine SMS schicken, wie alle anderen auch? Sie hatte ein klein wenig Schiss, völligen Stuss zu reden.
    »Wohin fahren wir denn?«, fragte Rachel nervös.
    »Ich wollte mit dir nach Maenporth runter. Warst du da schon mal? Dort gibt es ein nettes kleines Restaurant am Strand. Heißt The Cove.«
    »Nein, kenn ich nicht. Was muss ich anziehen?«, fragte Rachel betont sachlich.
    »Da kann man auch direkt vom Strand mit dem Hund reinschneien«, erwiderte Grayson. Er hatte eine sehr angenehme Telefonstimme, warm, so als ob er die ganze Zeit lächeln würde.
    »Klingt gut«, meinte Rachel. Zum Glück wusste Grayson nicht, dass sie nicht nur seine Antwort meinte.
    »Bis später dann.«
    »Ja.«
    »Ich freu mich.«
    Sie legten auf. Rachel unterdrückte ein begeistertes Quietschen und tanzte ins Bad. Obwohl sie sich ihre letzte Bemerkung lieber hätte verkneifen sollen. Ich freu mich – wie bekloppt klang das denn? Und außerdem sollte er sich bloß nicht zu früh freuen! Sie hatte ihr Kriegsbeil nur vorläufig und nicht sehr tief vergraben. Daran musste sie sich nur vor allen Dingen immer wieder selbst erinnern.
    Legere Kleidung also. Wunderbar, sie hatte schon Angst gehabt, dass er sie womöglich in irgendeinen Nobelschuppen zerren wollte. Rachel entschied sich für eine Dreivierteljeans und schwankte zwischen ihrem Lieblings-T-Shirt und der fliederfarbenen Tunikabluse. Und drüber ihren Wind abweisenden Kängurupullover oder doch lieber die leichte Strickjacke und eine Weste dazu? Der Rest war wesentlich einfacher: kein Make-up, nur Kajal, ein wenig Wimperntusche und ihr Lieblingsgloss. Sie wollte nicht angemalt aussehen. Und über die Unterwäsche zerbrach sie sich erst recht nicht den Kopf. Grinsend dachte Rachel an Helen. Im Gegensatz zu ihr würde sie sich heute garantiert keine Gedanken ums Ausziehen und den entsprechenden Drunter-Kult machen. Wenn Grayson darauf spekulierte, musste er sich was Besseres einfallen lassen. Allerdings hatte er gar nicht den Eindruck gemacht, dass das sein Ziel war. Helen hatte garantiert so was von unrecht mit ihrer Warnung! Blödsinn!
    Rachel sah auf ihre Armbanduhr. Schon Viertel nach sieben. Himmel, wieso raste die Zeit heute denn nur so? Sie föhnte sich über Kopf die Haare, band sie zu einem unspektakulären Pferdeschwanz im Nacken zusammen und musste schon wieder zur Toilette. »Wie gut, dass ich nicht aufgeregt bin«, erzählte sie selbstironisch ihrem Spiegelbild. Das streckte ihr als Kommentar die Zunge heraus. Frechheit!
    Und dann klingelte es.
    »Komme gleich!«, brüllte sie in Richtung der verschlossenen Tür. Hatte sie alles? Taschentücher, Schlüssel, Pfefferminzbonbons, Geld, Busfahrkarte? Für den Heimweg – man konnte ja nie wissen! Während sie das alles und dazu ihren Sweater in die Umhängetasche stopfte, fiel ihr ein, dass sie vielleicht eine Nachricht deponieren sollte. »Liebe Nachwelt, bin/war mit Grayson Wolf essen. Maenporth, The Cove. Donnerstag, 19.30 Uhr«, krickelte sie auf einen Zettel. Nur für den Fall, dass König Blaubart sie verschleppen sollte. »Wow!«, war das Einzige, das Rachel herausbrachte, als sie Grayson die Tür öffnete. Am liebsten hätte sie ihm die gleich wieder vor der Nase zugeschlagen und sich noch mal komplett umgezogen. Hatte er nicht etwas von lockerer Kleidung gesagt? Hatte sie da etwas falsch verstanden? Wieso sah er so gestriegelt aus? Er trug ein Sakko zur Jeans und darunter ein halb aufgeknöpftes petrolfarbenes Hemd. Keine Brustbehaarung, stellte Rachel zufrieden fest.
    »Für dich«, riss er sie aus ihren Gedanken und streckte ihr eine Orchideenblüte entgegen.
    »Keine Rose?«, fragte Rachel erstaunt.
    Grayson lachte. »Auf die Idee kommt ja wohl jeder. Wusstest du, dass die meisten Orchideen an den unmöglichsten Orten wachsen, auf Bäumen oder Steinen?«
    »Was du

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