Beruehrt
abgesehen davon, dass mich die Michelinsterne an der Eingangstür so was von gar nicht beeindrucken und es schließlich dein Portemonnaie ist?«
Graysons Mundwinkel zuckten. Er reckte sich neugierig über ihre Schulter nach vorn und spähte ins Restaurantinnere. Rachel nutzte die Gelegenheit, schnupperte unauffällig an seinem Hals und war für einen Moment abgelenkt.
»Oh«, sagte er. »Caleb …«
Irritiert öffnete Rachel die Lider. Ganz kurz hatte seine Stimme jede Wärme verloren und rau und kalt geklungen. Seine Augen hatten sich verengt. Als er ihren Blick spürte, richtete er sich auf und nahm Rachel fest am Arm. »Geht da irgendwas ab, das ich wissen sollte?«, fragte er leise und sah sie forschend an.
»Nein, wieso?« Rachel schüttelte verwundert den Kopf. Sie wand ihren Arm aus Graysons Griff und er ließ sofort los. Sie rieb die Stelle, an der er sie gepackt hatte. Was war das denn für eine heftige Reaktion? Anscheinend beruhte Calebs überschäumende Sympathie für Grayson auf Gegenseitigkeit.
»Tja, ich muss dich enttäuschen«, erklärte er mit gewohnt frechem Charme in der Stimme. »Diese musikalische Untermalung habe ich zwar nicht gebucht, aber lassen wir uns doch mal überraschen, was der Milchzahn da vorn so draufhat, einverstanden?«
»Genau das ist der Plan«, erklärte ein freundlicher Kellner, der sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatte. »Guten Abend, die Herrschaften. Kann ich Ihnen die Jacken abnehmen? Mr Wolf? Die junge Dame? Bitte folgen Sie mir an Ihren Tisch.«
Während der Ober sie durch den lichtdurchfluteten Raum an einen stilvoll dekorierten Tisch mit Seeblick navigierte, erklärte er weiter: »Wir haben in den nächsten Wochen diverse Bands und Musiker aus der Region zum Vorspielen eingeladen. Die Gäste dürfen abstimmen und die drei besten erhalten ein Engagement für unsere wöchentlichen Sommer-Barbecues draußen auf der Terrasse. Normalerweise finden die Castings am Wochenende und draußen statt, aber der junge Mann hat aus terminlichen Gründen auf dem heutigen Abend bestanden.« Na toll. Anscheinend hatte Caleb auch noch einen sechsten Sinn dafür, dass sie mit einem anderen Mann unterwegs war.
»Was für ein Zufall«, murmelte Rachel und ließ sich von Grayson den Stuhl zurechtrücken, während der äußerst engagierte Kellner ihr bereits die Karte unter die Nase hielt.
»Was darf ich empfehlen? Wir hätten heute tagesfrisch gefangenen Seehecht oder Schellfisch im Angebot. Und zum Nachtisch vielleicht ein Stückchen cornischen Zitronen-Käsekuchen nach Art des Hauses?«
Grayson bedankte sich und schickte den Mann erst einmal weg. »Wir brauchen noch einen Augenblick.«
Rachel saß seitlich zu der kleinen Bühne, auf der Caleb offenbar noch damit beschäftigt war, seine Gitarre einzustöpseln und den Monitor auszurichten.
Die ganze Situation war ihr unangenehm. Hatte er das mit Absicht eingefädelt? Aber woher sollte Caleb wissen, dass sie an diesem Abend hier sein würde und mit wem? Und sollte sie jetzt aufstehen, zu ihm hingehen und Hallo sagen oder eher so tun, als hätte sie ihn nicht gesehen? Er würde sich ja wohl nicht einfach zu ihnen setzen wie in einem schlechten Film – er musste Musik machen und das hoffentlich ebenfalls nicht wie in einem alten B-Movie direkt an ihrem Tisch. Sie studierte Grayson mit gerunzelter Stirn.
»Was ist?«, fragte der prompt und Rachel sprach laut aus, was sie dachte. »Du siehst glücklicherweise nicht wie jemand aus, der den Live-Musiker bittet, der Dame ein Ständchen am Tisch zu bringen.«
Grayson grinste. »Oh, möchtest du? Er erfüllt bestimmt Musikwünsche!« Er tat, als ob er den Arm heben wolle, und drehte sich halb in Calebs Richtung. Um ein Haar hätte Rachel ihr Glas umgestoßen, als sie entsetzt vorschnellte, um ihn zurückzuhalten.
Sie quietschte, Grayson lachte und spätestens jetzt hatten sie Calebs Aufmerksamkeit. Na wunderbar! Rachel fühlte seinen Blick bohrend in ihrem Nacken. Also setzte sie ein unbefangenes Lächeln auf, drehte sich zu Caleb um und drückte ihm demonstrativ die Daumen. Caleb nickte knapp und widmete sich wieder seiner Technik, bevor sie seine Miene wirklich sehen oder einordnen konnte. Rachel atmete tief durch.
Grayson räusperte sich.
»Eifersüchtig?«, fragte sie leichthin, als sie sich wieder zu ihm drehte.
»Sollte ich?«, konterte er. »Ich hab gehört, dass ihr befreundet seid.«
»Wir haben schon öfters was zusammen unternommen«, erwiderte Rachel
Weitere Kostenlose Bücher