Beruehrt
stapfte blind voraus. Ihre Lippen zitterten und sie wollte nicht, dass er es sah.
7
G rayson reichte ihr die Hand, wann immer der Aufstieg über die Klippen steil oder rutschig war. Er ging barfuß, Rachel hatte keine Ahnung, wo er seine Schuhe gelassen hatte, aber sie wollte auch nicht fragen. Erneut bot er ihr sein Sakko an, was Rachel ablehnte. Und obwohl sie so dicht nebeneinanderher gingen, hätte er nicht weiter entfernt sein können.
Kurz bevor sie um die Ecke des Restaurants bogen und den Wagen erreichten, fürchtete Rachel beinah, ihn mit zerstochenen Reifen, zerkratztem Lack und zerborstenen Scheiben vorzufinden. Zum Glück war das nicht der Fall. Wenigstens etwas Schönes, das in dieser Nacht heil geblieben war, dachte sie zynisch.
»Es wäre besser, du würdest diese Nacht für dich behalten«, sagte Grayson tonlos, als er ihr die Wagentür aufhielt.
»Ach ja?«, fragte Rachel und lehnte sich provozierend gegen den Türrahmen. »Ist das die Wolf'sche Floskel für einen One-Night-Stand? Baby, ruf mich nicht an, ich werf deine Nummer sowieso weg?«
Grayson schüttelte den Kopf. »Nein, Rachel, glaub mir. Diese Nacht gehört dir und mir. Die kann uns keiner nehmen. So intensiv … so überwältigend …« Er brach ab und sah sie einfach nur an.
Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, als wollten sie sich jede Sommersprosse einprägen. Er schien mit sich zu kämpfen, sie anfassen zu wollen. Doch er gab dem Impuls nicht nach, ließ seine Hand sinken und schüttelte noch einmal den Kopf. Seine Augen glänzten im Dämmerlicht. »Trotzdem war es falsch. Wir haben eine Grenze überschritten. Lass es uns nicht noch weitertreiben. Ich bring dich nach Hause.«
Er ging um den Wagen herum und stieg barfüßig ein. Von irgendwoher fischte er seine Schuhe und Socken und warf sie auf die Rückbank. Hatte er die Dinger etwa ausgezogen, bevor er ihr nachgelaufen war? Und war sie so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass ihr das überhaupt nicht aufgefallen war? Rachel war verwirrt, sogar mehr als das. Und Graysons Schuhe waren ihr geringstes Logikproblem.
»Was redest du da eigentlich für einen Mist?«, fluchte sie und schlug die Autotür hinter sich zu, Copen hin oder her. »Lass mich raten«, stichelte sie, als er neben ihr saß und den Motor startete. »Wir werden gute Freunde bleiben, aber das gemeinsame Frühstück lassen wir lieber ausfallen, weil du …«
»Nein!«, unterbrach er sie und hielt den Wagen mitten auf der Landstraße wieder an. »Wir werden keine guten Freunde werden, Rachel. Du warst nicht geplant. Und diese Nacht erst recht nicht. Sie war ein malig! Und sie war ein malig. Ich kann dir das nicht erklären. Nimm es einfach so hin. Es ist besser so. Ich bring dir kein Glück, ich bringe niemandem Glück.«
Er fuhr weiter, während er redete, und er fuhr schnell. Rachel stemmte sich in ihren Sitz und krallte sich am Gurt fest.
»Ich verstehe, dass du es eilig hast, mich loszuwerden, aber könnten wir zumindest lebend ankommen?«, fragte sie.
»Tut mir leid«, erwiderte Grayson und bremste ab. Rachel sah ihn von der Seite an und bemerkte, dass er erschrocken aussah.
Es gab nichts mehr zu reden. Als sie zum Schloss kamen, hielt er nicht auf dem Parkplatz, sondern rollte über den Kiesweg direkt vor die Haustür des alten Herrenhauses.
Rachel zog verwundert die Augenbrauen hoch. Sie hatte bis dahin immer noch nicht ganz begriffen, wie ernst er es meinte. »Du kommst nicht mit rein? Du wohnst hier!«, erinnerte sie ihn.
Der Anflug eines Lächelns verirrte sich auf seine Lippen, verschwand jedoch so schnell, wie es gekommen war. »Ich muss weg«, sagte er gepresst. »Ich hab einen geschäftlichen Anruf bekommen. Es geht nicht anders. Aber es ist nun mal so. Danke für die Nacht.«
Für einen Moment wirkte es, als wolle er aussteigen und ihr die Tür aufhalten, aber dann ließ er sich einfach in den Sitz zurücksinken.
Benommen löste Rachel ihren Sicherheitsgurt. Grayson ließ den Motor laufen und sie begriff, dass er diesmal nicht aussteigen würde. Nicht einmal, um ihr herauszuhelfen.
Kaum hatte sie die Tür des Copen zugeschlagen, brauste Grayson davon. Der Kies spritzte unter den Reifen, und als er um die Kurve jagte, scherte das Heck aus.
»Schöne Grüße an den Gärtner«, murmelte Rachel.
Mit taubem Herzen öffnete sie die Haustür und schleppte sich die Stufen nach oben in ihre Wohnung. Sie ließ die Tasche neben der Garderobe aus der Hand gleiten, ging zur Toilette, wusch
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