Beruehrt
wir?«
Rachel nickte.
Helen grinste wie ein Breitmaulfrosch, als sie Caleb und Rachel einträchtig nebeneinander ihre Räder die Einfahrt hochschieben sah.
»Na, ihr Turteltäubchen?«, quakte sie.
Rachel schenkte ihr einen vernichtenden Blick, aber Helen ging gar nicht darauf ein. »Süße, du hast doch nichts dagegen, wenn zum Strand noch jemand mitkommt? Macht ja auch viel mehr Spaß, oder?«
Rachel seufzte. »Nein, natürlich nicht. Wer ist denn diesmal der Auserwählte?«
Helen schlug spielerisch mit ihrem Handtuch nach ihr. »Er heißt Ron und dürfte jeden Moment hier sein. Also reiß dich zusammen! Seht mal, diesen Ring hat er mir geschenkt.« Stolz spreizte sie ihren Ringfinger, um den sich ein monströser Drache mit spitzen, krallenbewehrten Flügeln schlang.
»Tu dir bloß nicht weh damit«, murmelte Rachel.
»Ach was«, kicherte Helen selig. »Der soll auf mich aufpassen, sagt Ron. Er kommt aus den Staaten und hat einen fürchterlich süßen Akzent. Also, was ist?«
Rachel wandte sich Hilfe suchend an Caleb. Bevor sie den zwei Turteltäubchen allein beim Flirten zuschauen musste, wäre es doch ganz gut, Caleb als Gesellschaft zu haben. Und vielleicht würde das ja die komische Stimmung, in der sie aufgebrochen waren, verscheuchen. »Oh edler Prinz, würdet Ihr mich einmal mehr erretten und mit mir die Aufgabe der Anstandsdame teilen?«, flötete sie und klimperte mit den Wimpern.
Caleb lachte und die dünne Eisschicht schien gebrochen. »Na, wenn ich so nett gebeten werde, kann ich das natürlich nicht ausschlagen. Ich hol nur meine Schwimmsachen!«
»Wunderbar!«, rief sie und starrte ihm erleichtert hinterher. Das hatte ja schon mal funktioniert. Nur der Zeitpunkt, wann sie sich ihrer heimlichen Lektüre widmen sollte, war damit in die Ferne gerückt.
Helen kam aus dem Breitmaulfroschgrinsen gar nicht mehr heraus.
»Hast du Gesichtslähmung?«, fragte Rachel pseudomitfühlend, als sie mitbekam, dass sie beobachtet wurde.
»Nein, aber offensichtlich hast du eben bemerkt, dass Caleb einen ziemlich knackigen Hintern hat«, gab Helen gackernd zu Protokoll.
Rachel verdrehte die Augen, aber was sollte Helen auch anderes denken. Zu einer bissigen Antwort kam sie jedoch nicht mehr, weil in dem Moment ein junger Mann mit suchendem Gesichtsausdruck um die Hauswand bog. Er strahlte erleichtert, als er Helen entdeckte.
»Hi«, sagte er schüchtern.
Rachel war ziemlich erstaunt, dass die sonst so schlagfertige Helen ebenfalls nur ein leises »Hi!« herausbrachte und dabei sogar rot anlief.
Heftiges Poltern und lautes Stimmengewirr aus dem Treppenhaus kündigten an, dass Caleb auf dem Weg nach unten noch ein paar Weggefährten aufgetrieben hatte. Im großen Hallo der ganzen Horde konnte Rachel die Kommunikation zwischen Helen und Ron leider nicht weiter verfolgen.
Neben den üblichen Verdächtigen wie Kathy, Bruce und Josh waren auch neue Gesichter dabei. Das Ende der vorlesungsfreien Zeit rückte näher und das Schloss füllte sich wieder. Caleb stellte ihr Melissa vor, seine Schlagzeugerin, die in den Semesterferien verreist gewesen war und mit drei anderen Mädchen in der Wohnung im Erdgeschoss wohnte. Rachel steckte sie auf den ersten Blick ins Schubfach Groupie, so wie sie im übertragenen Sinn an seinen Lippen und im wortwörtlichen an seinem Arm hing.
Rachel schaute zu Helen, die in eine Dauergrinsestarre verfallen war, und stellte fest, dass die Freundin vermutlich nicht einmal unrecht damit hatte, dass sich bei ihr leise Ansätze von Besitzanspruch regten.
Schließlich verteilten sich alle auf zwei Autos. Eins fuhr Ron, das andere Caleb. Rachel genoss das Privileg, neben ihm vorn zu sitzen, gerade weil sie dafür einen vernichtenden Blick von Melissa erntete. Revier verteidigt, notierte Rachel im Stillen und strich beiläufig über Calebs Knie, während sie im Rückspiegel die Reaktion ihrer Rivalin abwartete. Als diese daraufhin schnell aus dem Fenster sah, kam sie sich schon wieder gemein vor. Caleb dagegen schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. Rachel ertappte sich dabei, wie sie fröhlich zurückstrahlte und sogar zuließ, dass sich ihre Finger einen Augenblick zu lang berührten. Es kribbelte. Sie fragte sich, ob sie womöglich wirklich viel zu verkopft war, und nahm sich vor, einfach mal locker zu bleiben.
Sie hatten den ganzen Nachmittag lang viel Spaß am Strand, spielten Volleyball und tollten im Wasser herum, wo sie Zweikämpfe austrugen. Rachel und Helen thronten auf den
Weitere Kostenlose Bücher