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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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du doch!«, widersprach Caleb nachsichtig. »Noch bevor der Song ganz fertig war und du es zum ersten Mal gesungen hast. Alzheimer? Hey, überleg doch mal: Vielleicht kriegen wir einen Gig dadurch! Oder sogar einen Plattenvertrag! Rachel, bitte, du musst Ja sagen! Sei nicht sauer.«
    »Ich muss gar nichts«, wehrte Rachel ab. Oh doch, sie war sauer. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    »Jetzt brüll bitte nicht so, ich dachte, das soll erst mal unter uns bleiben.« Nervös sah er zu den Fenstern im Schloss hinüber, aber dort regte sich nichts und auch Humphrey war schon längst zwischen Beeten und Sträuchern verschwunden. »Komm, lass uns mit den Fahrrädern ins Studio fahren. Da können wir alles besprechen und ich spiel dir das Tape vor und auch ein neues Stück, das ich für dich geschrieben habe, okay?«
    Widerstrebend nickte Rachel. »Einverstanden. Aber wenn ich nicht will, kann ich immer noch Nein sagen, hörst du? Das ist dann dein Problem, wie du aus der Nummer wieder rauskommst! Und ich kann auch nicht lange bleiben, ich hab Helen versprochen, dass wir nachher noch an den Strand gehen.« Missmutig schulterte sie ihre Umhängetasche und ging voraus. »Was ist? Kommst du?«
    Caleb setzte sein Lausbubengesicht auf und rannte an ihr vorbei zum Fahrradschuppen.
    Es gelang Rachel eher mittelprächtig, einen Teil ihrer Wut in die Pedale zu übertragen. Als sie auf dem Campus ankamen, war sie immer noch ausreichend in Fahrt. Calebs Zahnpastareklamestrahlen kam ihr gerade recht. »Das zieht nicht!«, schnauzte sie ihn auf dem Weg in die Proberäume an. »Ich dachte, unsere Sessions wären etwas Privates, das du nicht mal deiner Band erzählst?«, brauste sie auf, gleichzeitig wütend auf sich selbst, weil er sie bei ihrer Eitelkeit erwischt hatte – natürlich reizte sie so eine Chance, aber das würde sie nie zugeben!
    »Deswegen ja Radio«, feixte Caleb geradezu penetrant gut gelaunt. »Niemand sieht dich, du musst auf keine Bühne und du darfst den Namen aussuchen für unsere Combo.«
    »Black Rose«, rutschte es Rachel heraus, ohne darüber nachzudenken. Sie blieb stehen und war selbst überrascht, wie sie ausgerechnet darauf kam. »Na ja, du hast es mir ja bei diesem Rosenbusch erzählt«, redete sie sich heraus.
    »Black Rose?«, wiederholte Caleb und sah sie an. Um seine Augen zuckte es und sie meinte, ganz kurz nur, etwas Lauerndes darin zu erkennen. In der nächsten Sekunde kramte er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel für den Übungsraum, stieß die Tür auf und sagte offen und fröhlich: »Ja, warum nicht? Black Rose, das klingt gut. Da kommt auch keiner so schnell auf dich und mich. Los, das müssen wir feiern! Im Kühlschrank steht sicher noch eine Flasche Sekt. Ich hol sie. Bin gleich wieder da. Lauf nicht weg, hörst du?« Die Gemeinschaftsteeküche lag am anderen Ende des Ganges, von dem die verschiedenen Studios abzweigten. »Schaust du nach Gläsern?«, bat er. »Sieh mal in der Ecke nach. Dahinten im Karton müssten welche sein.«
    Rachels Augen brauchten einen Moment, um sich an das Halbdunkel des Probenraumes zu gewöhnen. In der angezeigten Ecke stand ein Turm mit unordentlich aufeinandergestapelten Pappkartons. Der erste war mit Notenblättern vollgestopft, im zweiten lagen CD-Hüllen, Kabel und Adapter und in dem untersten, der sichtbar unter dem Gewicht der anderen gelitten hatte, klirrte es vielversprechend, als sie dagegenstieß.
    Vorsichtig hob sie den vorletzten Karton an und ließ ihn mit einem spitzen Aufschrei gleich wieder fallen. Zwei dicke schwarze Spinnen suchten aufgeschreckt das Weite, auf kürzestem Weg über ihre Oberschenkel, bevor sie unter dem Sofa verschwanden. Reflexbedingt rummste Rachel nach hinten gegen ein kleines Schränkchen.
    »Puhh.« Sie pustete sich eine Strähne aus der Stirn und strich sie hinters Ohr. »Mädels, ihr habt mich ganz schön erschreckt«, knurrte sie den Spinnen hinterher. Die Gläser waren erstaunlicherweise heil geblieben. Rachel hob zwei aus dem Karton und stellte sie auf die Teekiste vor dem Sofa, die als Tisch diente. Dann fiel ihr auf, dass das Schränkchen, gegen das sie eben gestoßen war, sich ein wenig verschoben hatte. Beim Versuch, es wieder an die Wand zu rücken, hörte sie etwas dahinter nachrutschen. Ohne nachzudenken, angelte sie mit der Hand in den Zwischenraum und zog zwischen Spinnweben und Staubmäusen ein paar zerfetzte alte Zeitungsseiten und einen kleinen Fotorahmen hervor. Er war in der Mitte

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