Beruehrt
gebeten, Ihnen auszurichten, dass sie nach Truro ins Royal Cornwall verlegt wurde. Die haben eine Spezialabteilung für Psychotherapie. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass sie dort in den kommenden Wochen keinen Besuch empfangen darf und Handys verboten sind.« Sie kniff die Augen zusammen und fügte verschwörerisch hinzu: »Aber ich soll Ihnen ausrichten, dass sie Radio hören darf und das auch ganz sicher tun wird.« Die Mimik des Arztes änderte sich und bekam wieder den leicht blasierten Ausdruck. »Was immer sie damit sagen wollte, entzieht sich meiner Kenntnis.« Damit wollten sich die beiden anscheinend verabschieden.
»Ja, aber …«, haspelte Rachel und sah hilflos von einem zum anderen. Kathy sprang ein. »Wie geht es ihr denn überhaupt? Das ist doch das Allerwichtigste. Haben Sie eine Ahnung, welche Sorgen wir uns machen?! Hat sie viel Blut verloren? Wird das heilen? Und wie lange muss sie im Krankenhaus bleiben?«
Die Schwester sah den Arzt an. Der zuckte mit den Achseln, was offenbar sein Einverständnis signalisieren sollte, und ging. Die Krankenschwester blieb zurück und antwortete freundlich: »Solche Verletzungen sehen meist schlimmer aus, als sie sind. Was vor allem heilen muss, ist die Seele. Und das wird eine Zeit brauchen. Sie ist rechtzeitig zu uns gekommen und in Truro in sehr guten Händen. Rufen Sie nächste Woche mal dort an. Das müsste in Ordnung sein.«
»Wir fahren hin«, entschied Rachel trotzig und drückte der verblüfften Krankenschwester im Gehen die Blumen in die Hand. »Danke trotzdem.«
»Immerhin wissen wir jetzt, wo sie ist und dass es ihr gut geht«, fasste Josh zusammen, als sie allein waren.
»Das haben sie so nicht gesagt«, schränkte Kathy ein.
»Sie ist nicht in Lebensgefahr. Das ist ein Anfang«, sagte Rachel. »Wenigstens was. Also auf nach Truro.«
Kathy sah auf ihre Uhr. »Das schaffen wir heute nicht mehr, denk an deinen Auftritt … echt süß, dass Helen den selbst im Krankenhaus nicht verpassen will. Und wenn die Schwester sagt, die lassen uns eh nicht rein, sollten wir sicherheitshalber doch erst mal dort anrufen.«
»Kriegen die den Sender denn in Truro noch rein?«, wunderte sich Rachel.
»Offensichtlich«, meinte Kathy und zwinkerte ihr zu. »Jetzt sollten wir dich mal ein wenig hübsch machen, was Vernünftiges essen und dir vor deinem großen Auftritt was anderes anziehen.«
»Das ist Radio, kein Fernsehen«, gab Rachel altklug zurück. »Und ich kriege eh keinen Bissen runter.«
Letztendlich landeten sie doch bei ihrem Lieblingsitaliener, weil sie auf dem Heimweg daran vorbeikamen und man die Räder dort prima parken konnte. Rachels Magen knurrte inzwischen laut genug, dass der Kellner ihr augenzwinkernd die doppelte Portion Weißbrot vor dem Essen hinstellte.
Als sie zahlten, war es plötzlich halb vier und Rachel war sich sicher, weder in die Jeans zu passen, die sie für den Auftritt ausgesucht hatte, noch einen einzigen richtigen Ton lange genug halten zu können.
»Ich werde kurzatmig herumjapsen«, schwor sie, während sie den Berg hinaufkeuchte. »Genau wie jetzt!«
»Wir werden dich trotzdem noch zum Schwimmen mitnehmen, auch wenn es ein Fiasko wird«, versprach Kathy mitleidslos.
»Vielleicht gerade«, ergänzte Josh. »Damit du die Kalorien wieder loswirst – oder um dich unterzutunken.«
»Ihr seid echt ein toller Trost«, grunzte Rachel und strampelte verbissen weiter. Wenn es etwas an Cornwall gab, auf das sie getrost verzichten könnte, dann waren es garantiert die viel gerühmten grünen Hügel. Zumindest in den Städten waren die mehr als nutzlos, extrem anstrengend und obendrein überhaupt nicht grün.
14
A ls sie endlich am Schloss ankamen, stand Caleb bereits in den Startlöchern. »Wo bleibst du denn? Und wo warst du überhaupt?«, fragte er nervös und sah auf seine Uhr.
Rachel grinste. »Du bist aufgeregt, ausgerechnet du? Ich dachte immer, du wärst die Ruhe selbst«, schmunzelte sie. »Das macht dich ja irgendwie menschlich.«
»Bin ich normalerweise auch, aber die haben eine Planänderung. Wir sollen eine halbe Stunde früher da sein. Wieso hattest du denn dein Handy nicht mit?«
»Ach, du heiliges Kanonenrohr!« Rachel wurde bleich. »Das liegt oben auf der Kommode. Hab ich wohl vorhin vergessen.«
Caleb stöhnte. »Du brauchst dich nicht zu wundern, wenn ungefähr zehn Nachrichten drauf sind, alle von mir. Wie lange brauchst du?«
»Zehn Minuten?« Rachel sah ihn fragend an.
»Fünf!«, korrigierte
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