Beruehrt
nicht auffressen, versprochen!«
Rachel ließ sich drücken und atmete erleichtert durch. Das war rein freundschaftlich, ganz platonisch gewesen, alles wunderbar. »Danke!« Es kam aus tiefstem Herzen und sie fragte sich wieder einmal, warum in ihrem Leben immer alles so kompliziert sein musste.
»So, jetzt muss ich aber los, habe noch was zu erledigen«, erklärte Caleb mit seinem unschlagbaren Lächeln. »Wir sehen uns um halb fünf, kommst du dann runter oder meinst du, ich werde dich tragen müssen?«
Rachel nickte und streckte ihren Daumen hoch. »Ich schaff das!« Sie grinste und sah zu, wie er mit seinem Knackpo immer drei Stufen auf einmal nehmend die Treppenstufen hinaufsprang.
Ließ sie sich etwa schon wieder um den Finger wickeln? Sei’s drum. Auf einmal hatte sie keinen Brötchenappetit mehr, zumal sie das Geld vergessen hatte. Aber wenn sie schon mal hier war, konnte sie wenigstens die Rosen besuchen.
Der Strauch war niedriger als ursprünglich und ein wenig lichter, aber ansonsten hatte er sich inzwischen erstaunlich gut von der Attacke erholt, sogar neu ausgetrieben und tatsächlich zahlreiche Knospen und Blüten angesetzt. Rachel schnupperte. Der Duft dieser Blumen war wirklich etwas ganz Besonderes. Vielleicht sollte sie Helen ein paar Rosen ins Krankenhaus bringen? Suchend sah sie sich nach Humphrey um. Aber an diesem Tag war von dem alten Mann keine Spur zu sehen, und ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, wollte sie dem Busch auf keinen Fall zu nahe kommen.
Eine Weile tigerte sie planlos hügelauf, hügelab im Garten umher. Irgendwann beschloss sie, dass es eine gute Idee sein würde, Kathy nach Neuigkeiten von Helen zu fragen und so oder so noch einmal ins Krankenhaus zu fahren. Irgendwann mussten sie sie ja schließlich zu ihr lassen.
Kathy war nicht zu Hause, also setzte Rachel sich alleine aufs Rad, hielt kurz am Blumenladen an und setzte ihre Fahrt mit einem farbenfrohen Strauß Sommerblumen, der Helen bestimmt gefallen würde, fort.
Im Eingangsbereich des Krankenhauses lief sie Kathy und Josh über den Weg. »Hey! Wir haben versucht, dich zu erreichen, aber du warst nicht da!«, wurde sie von Kathy begrüßt.
»Dito«, grinste Rachel. »Ich war ein bisschen im Garten und hab dann bei dir geklopft. Gibt’s was Neues?«
»Da waren wir wohl schon weg«, antwortete Kathy. »Der Pförtner konnte uns nichts sagen, er behauptet, er wäre nicht befugt, uns Auskunft zu geben. Aber sie wollten uns jemanden runterschicken.«
»Was heißt, er ist nicht befugt, Auskunft zu geben? Wir waren es immerhin, die den Krankenwagen gerufen haben. Die kennen uns hier doch. Das ist ganz schön komisch, oder?« Rachel gruselte es plötzlich. Es kostete sie enorme Willenskraft, die konfusen Bilder wegzudrängen, die ungebeten in ihrem Kopf Gestalt annehmen wollten.
Zwei Kittel kamen auf sie zu. In dem einen steckte die Schwester, die Rachel gestern genötigt hatte, die Botschaft an Helen weiterzugeben. In dem anderen steckte ein Schlipsträger mit lose baumelndem Stethoskop um den Hals, der sehr ernst und wichtig dreinschaute. Er roch nach Desinfektionsmittel und sah auch schon so antiseptisch aus. Rachel fiel wieder einmal auf, wie wenig sie Krankenhäuser mochte.
»Wieso willl der Pförtner uns nichts über unsere Freundin sagen?«, platzte Rachel heraus.
»Ich wünsche ebenfalls einen schönen Tag, wie geht es Ihnen?«, begrüßte sie der Arzt förmlich. Die Schwester musste grinsen.
»Mir geht es nicht gut, weil ich nicht weiß, was mit meiner Freundin Helen ist«, schimpfte Rachel. Kathy knuffte sie in die Seite, woraufhin Rachel schuldbewusst hinzufügte: »Aber danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.«
Der Mediziner zog die Augenbrauen hoch und seufzte. »Glauben Sie mir, ich weiß es zu schätzen, gerade in so einer Situation, dass Sie als Freunde Interesse an unserer Patientin zeigen.«
»Aber?«, fiel ihm Rachel ins Wort.
»Nun, Sie haben sicher von der ärztlichen Schweigepflicht gehört und ich habe ganz sicher nicht vor, dagegen zu verstoßen und für Sie …« Er sah prüfend von einem zum anderen. »… eine Ausnahme zu machen, zumal den Eltern, die wir als nächste Verwandte natürlich informiert haben, ebenfalls sehr daran gelegen ist, dass die Privatsphäre unserer Patientin gewahrt bleibt. Aber anscheinend«, er schmunzelte verhalten, »geht es der jungen Dame genauso wie Ihnen, und da sie über achtzehn ist …« Er sah die Schwester an, die für ihn weitersprach.
»Sie hat mich
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