Beruehrt
schon mal erwähnt, dass meine Wohnung einen eigenen Zugang zum Pool hat. Die Tür neben dem Technikraum. Genau deshalb hat mir der Verwalter damals auch den Schlüssel für die Haupttür gegeben. Und jetzt hast du ihn also.« Er sah sie an und ein feines Lächeln umspielte immer noch seinen Mund, während er in Seelenruhe sein T-Shirt über den Kopf streifte und neben Rachels Unterwäsche auf den Boden warf.
»Was hast du vor?«, fragte sie ihn beunruhigt.
Er zuckte mit den Schultern. »Es ist ziemlich tropisch hier drin. Das ist ein Schwimmbad. Entweder du kommst raus oder ich komm rein.«
»Ich … ich bin nackt«, quietschte sie heiser und spürte, wie sie wieder einmal rot wurde.
»Ich weiß«, sagte Grayson lapidar und fingerte an seiner Jeans herum.
»Grayson, lass das«, bat sie und drehte sich weg.
»Mir ist aber warm.« Als sie wieder hinsah, saß er keusch in seinen Boxershorts am Beckenrand und ließ die durchtrainierten Beine ins Wasser hängen. »Also, was ist? Kommst du raus?«
»Ich kann nicht«, jammerte Rachel.
»Gibt es da etwas, das ich noch nicht gesehen habe?«, fragte Grayson spitzbübisch.
»Ich habe kein Handtuch«, beschwerte sich Rachel. »Ich wollte ja gar nicht baden gehen. Ich hab hier nur gesessen und nachgedacht und …«
»So wie ich jetzt?«, unterbrach er.
»Ja … nein … ich …«, stotterte Rachel hilflos.
Grayson lächelte. »Ich hol dir ja schon eins.«
Rachel wusste nicht, ob sie dankbar oder wütend auf ihn sein sollte, dass er die Situation so ausgenutzt hatte. Aber anscheinend hatte er für den Augenblick genug gespielt, denn wie ein Gentleman legte er ihr ein riesiges flauschiges Handtuch an den Beckenrand und ging brav in Richtung der Liegestühle, während Rachel sich aus dem Pool stemmte, in ihre Unterwäsche schlüpfte und in das Handtuch wickelte.
»Wie geht es Helen?«, erkundigte er sich.
»Sie lassen uns nicht zu ihr«, berichtete sie geknickt. »Anscheinend haben sie sie nach Truro verlegt. Sie hat Handyverbot und vor nächster Woche wird sich da nichts tun, meinten die im Krankenhaus.«
Graysons Miene verfinsterte sich. »Das wollen wir mal sehen.«
Eigentlich wollte Rachel nicht über Helen sprechen. Nicht jetzt. »Können wir miteinander reden? Über uns? Bevor du wieder wer weiß wohin verschwindest?«
»Bitte Rachel, setz mich nicht unter Druck«, bat er.
»Das will ich doch gar nicht. Ich hätte nur gern ein paar mehr Informationen, verstehst du? Du kommst und gehst, wann es dir passt. Und dann tust du immer so kryptisch und geheimnisvoll … als Nosferatu am Staatstheater könntest du problemlos Karriere machen!«
»Bitte keine Vampire«, schmunzelte Grayson.
»Ich mein’s ernst«, beharrte sie. »Was ist los, was ist da zwischen dir und Caleb? Und was hat das alles mit dem Tod dieser Amelia zu tun?«
Sie hielt die Luft an. Jetzt war es raus. Wie würde er reagieren? Aufspringen und weglaufen? Zu Staub zerfallen? Sich mit einem leisen Puff in Luft auflösen?
»Was weißt du von Amelia?«, fragte er leise.
»Viel zu wenig«, gab Rachel zu und entspannte sich ein klein wenig. »Das sind ja alles nur Gerüchte und keiner sagt was. Ich weiß von dem Unfall, dass du am Steuer gesessen hast, dass es aber anscheinend kein rechtskräftiges Urteil gab und dass Caleb …« Sie biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht wusste Grayson davon gar nichts oder sie bohrte in Wunden, die noch tiefer waren, als sie ahnte?
»Dass Caleb was?«, nahm er den Faden auf. Nun war es eh zu spät.
»Dass er wohl auch irgendwas mit ihr … also, dass sie sich nahestanden. Ich habe ein Foto gefunden.«
Grayson knurrte abfällig.
»Grayson, ich verstehe das alles nicht. Wieso sind sämtliche Artikel darüber in der Bücherei geschwärzt? Und was hat das alles mit dir – mit uns zu tun? Ist sie der Grund, warum du dich nicht neu verlieben willst?«
Zum ersten Mal, seit sie das Thema angesprochen hatte, sah er sie an. Schmerz, Wut, Leid, all diese Gefühle stürmten in seinen Augen durcheinander. »Neu?« Er schüttelte leicht den Kopf, schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, hatte er seine Emotionen wieder im Griff.
»Ich kann nicht darüber reden. Bitte hör auf.«
»Was?«, entfuhr es Rachel. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser totalen Blockade.
»Bitte, vertrau mir. Es ist nicht, wie du denkst.«
»Es ist nicht, wie du denkst?«, widerholte sie aufgebracht. »Das sagen geschminkte Männer, die man mit Tütü in Muttis
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