Beruehrt
Wandschrank entdeckt hat!« Sie blickte ihn wütend an. »Und wenn wir schon dabei sind, warum hast du den Rosenbusch zerstört? So viel sinnlose Gewalt macht mir Angst.«
»Den Rosenbusch?«, fragte Grayson erstaunt.
»Ja, die schwarzen Rosen! Humphrey hat gesagt …«
Grayson unterbrach sie. »Humphrey hat mir erzählt, dass du ganz verliebt in den alten Strauch bist, und da dachte ich mir, ich mache dir eine Freude, wenn ich dir ein paar davon pflücke – zur Feier deiner Radiopremiere. Sentimental ja, kitschig von mir aus. Aber verwüstet würde ich das nicht nennen.«
»Du hast echt keine Ahnung, oder?«, stellte Rachel erschüttert fest.
»Offensichtlich nicht«, gab Grayson ihr recht und schickte sich an zu gehen.
Rachel schnitt eine Grimasse, als ob sie auf eine Zitrone gebissen hätte. »Halt, warte. Du warst es also tatsächlich nicht?« Sie ärgerte sich, dass sie Humphrey nicht geglaubt hatte. Aber wer steckte dann dahinter? »Jemand hat den Strauch zerstören wollen, am Tag nach unserem … also, als wir zusammen am Strand waren.«
Grayson blieb stehen. »Wer sollte denn bitte so etwas Bescheuertes tun?«
»Na ja, du offensichtlich nicht«, gab sie zerknirscht zurück. »Aber was soll ich denn denken? Was soll ich von alldem halten, wenn mir niemand was sagt?« Tränen schossen ihr in die Augen und sie wischte sie trotzig weg. Sie würde ganz bestimmt nicht losheulen wie ein albernes Schulmädchen.
Grayson kam zurück und streckte seine Hände nach ihr aus. »Rachel. Bitte vertrau mir.« Er berührte sie am Arm, doch sie schlug ihn weg.
»Was denn jetzt? Du musst dich schon entscheiden! Soll ich dir vertrauen oder mich von dir fernhalten? Ich hab nämlich nicht die geringste Ahnung, ob du es ernst meinst oder nur mit mir spielst … Oder bist du ein Verbrecher? Frauenmörder? Und von Caleb soll ich mich auch fernhalten? Aber warum eigentlich? Ist er am Ende noch viel schlimmer als du? Was soll ich denken, Grayson? Wie soll ich mich denn nur verhalten? Ich will dich, mehr als alles andere auf der Welt. Du sagst, dir geht es genauso, aber dann machst du wieder einen Rückzieher und haust einfach ab, verschwindest Gott weiß wohin. Ich halte das nicht aus. Ich kann das nicht! Lass mich in Ruhe!«, schluchzte sie.
Na prima, jetzt heulte sie doch.
Sie sprang auf und stolperte dabei beinahe über ihr Handtuch, das sie wütend fallen ließ. Dann packte sie Jeans und Bluse und rannte, wie sie war, zur Tür hinaus und die Treppe hinauf in ihre Wohnung. Niemand begegnete ihr, obwohl sie in der Verfassung liebend gern jemanden angebrüllt hätte. So konnte sie bedauerlicherweise nur ihre Tür zuknallen, dass es schepperte, und sich schluchzend aufs Bett werfen. Jetzt hatte sie vermutlich alles versaut. Herzlichen Glückwunsch, Rachel McIntyre!
15
D ie Tage vergingen. Grayson war erneut verschwunden und diesmal konnte Rachel es ihm nicht einmal verdenken. Vielleicht war Falmouth auch einfach von Anfang an eine bescheuerte Idee gewesen. Vielleicht sollte sie ihren Vater anrufen und ihn bitten, sie von hier wegzuholen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Meine Güte, das Semester hatte noch nicht einmal begonnen und sie saß bereits mittendrin in einem Scherbenhaufen, der dem zu Hause nur unwesentlich nachstand. Vorläufige Bilanz: eine Freundin im Krankenhaus, zwei unglückliche, vergeigte Lieben – darunter ein Psychopath und ein Kiffkopp – plus eine mysteriöse Tote. Gar nicht so schlecht für die paar Wochen.
Rachels Blick fiel auf ihr Handy und sie bemerkte, dass sie eine neue Nachricht bekommen hatte. »Wenn du das bist, Grayson Wolf, dann bleib, wo der Pfeffer wächst.«
Doch es war Helen. Rachel war erleichtert und geschockt zugleich.
Viermal las sie sich die SMS durch. Schließlich konnte sie den kurzen Text auswendig, aber das hieß nicht, dass sie ihn verstanden hatte. Ratlos rannte sie eine Etage tiefer und klingelte bei Kathy Sturm.
»Helen hat sich gemeldet«, platzte sie heraus, sobald Kathy die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte.
»Dir auch einen schönen guten Morgen und nein, du störst nicht, komm ruhig rein, magst du mit uns frühstücken – ach, du bist ja schon drin«, erwiderte Kathy seelenruhig. Sie hatte offenbar gerade frisch geduscht, denn sie trug die Haare unter einem Handtuchturban und gurtete gerade ihren Morgenmantel zu. Im Bad hörte Rachel Josh pfeifen. Seit Helen im Krankenhaus war, war er in der Mädchen-WG quasi eingezogen und hatte Melissa Platz gemacht,
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