Beruehrt
die Bruce in letzter Zeit sehr häufig besuchte. »Auch einen Tee?«
»Ja, gern«, knurrte Rachel. »Morgen«, holte sie nach. »Gut ist der allerdings nicht.«
»Wer? Der Tee?«, fragte Kathy verdutzt.
»Nein, der Morgen.« Sie atmete geräuschvoll aus. »Willst du denn gar nicht wissen, was Helen geschrieben hat?«
»Oh, hat sie sich gemeldet wegen später? Passt es also mit der Besuchszeit, wenn wir um drei hier losfahren?« Kathy schlurfte zum Kühlschrank und kramte in einer Seelenruhe, die Rachel weiter die Palme hinauftrieb, Butter, Marmelade und Sahne hervor.
»Nein, das ist es ja! Nichts passt. Stell dir vor, sie will uns nicht sehen!« Eigentlich mehr aus dem Bedürfnis heraus, irgendetwas in den Fingern zu haben, als zu helfen, öffnete Rachel den Geschirrschrank und zog klappernd drei Teller und Tassen heraus.
»Lieber morgen also?«, fragte Kathy, während sie Teeblätter in eine Porzellankanne füllte.
Wie konnte man so begriffsstutzig sein?!
»Nein, gar nicht! Bis auf Weiteres möchte sie uns lieber nicht sehen. Auf Anraten der Ärzte, stell dir das mal vor! Uns! Man habe ihr aus therapeutischen Gründen empfohlen, den Umgang auf einen Freund zu beschränken, und rate mal, für wen sie sich entschieden hat!« Schwungvoll klirrend verteilte sie das Geschirr auf dem Tisch.
»Du hinterlässt mir aber keine hässlichen Flecken auf dem Teppich, wenn du explodierst, ja?« Kathys extrem trockener Humor zog sonst immer bei Rachel, aber diesmal war sie zu sehr in Fahrt.
»Was ist denn los?«, meldete sich nun Josh zu Wort und griff nach der Milchtüte, um daraus zu trinken.
Kathy ließ eine Ladung Brot im Toaster verschwinden. »Helen hat uns für heute und morgen abgesagt.«
»Sie will uns gar nicht sehen! Sie hat sich für Caleb entschieden. Er hat sich angeblich schon vor der ganzen Sache um sie ›gekümmert‹ und sie hofft, dass es mir nichts ausmacht. Aber wir sind doch ihre besten Freundinnen? Was geben die ihr da eigentlich für einen Mist im Krankenhaus?«
Josh spuckte die Milch wieder aus, zum Glück über der Spüle.
«Ih, du Ferkel«, schimpfte Kathy. »Das ist eklig. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass man nicht direkt aus der Tüte trinkt, die Milch wird sauer durch deine Spucke. Und diese Spritzer machst du bitte selber weg.«
»Alles, was du willst, mein Schatz. Außerdem war die Milch fast leer, die hatte gar keine Chance mehr, sauer zu werden.«
»Ich aber«, grummelte Kathy.
»Hallo, Leute«, mischte sich Rachel ein. »Habt ihr nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?«, protestierte Rachel. »Warum zieht sie bitte schön Caleb uns vor?«
»Keine Ahnung«, antwortete Kathy. »Du kennst doch Helen und ihre Männergeschichten. Außerdem ändert es doch nichts, wenn wir uns aufregen. Ich brauche jetzt erst mal was zu essen.«
»Hormoooone!«, trällerte Josh grinsend und führte einen albernen Tanz auf.
An die Möglichkeit, dass Caleb sich mit einem Mal in Helen verschossen hatte, hatte Rachel ja noch überhaupt nicht gedacht. Darum war Caleb in letzter Zeit immer so beschäftigt gewesen und hatte sogar darauf verzichtet, mit Rachel zu proben. Natürlich! Das machte Sinn! Und sie hatte ihm noch vorgeschlagen, einen weiteren Song aufzunehmen!
Sie äffte ihre eigene Stimme nach: »Ich hab auch etwas geschrieben. Vielleicht hast du ja Lust, was draus zu machen. ›Berührt, begehrt, erwacht …‹«
»Was?«, fragte Kathy begriffsstutzig.
»Nichts«, sagte Rachel. »Ich hab mich nur ein wenig zum Affen gemacht. Seit wann steht Helen denn bitte schön auf Caleb?«
»Eifersüchtig? Ich dachte, du hast ihn abblitzen lassen?« Ratlos sahen Kathy und Josh Rachel hinterher, als sie zur Tür hinausstürmte.
»Verstehst du das?«, hörte sie Kathy noch fragen.
»Hormone!«, vermutete Josh erneut. »Haben wir noch Milch?«
Rachel stürmte in der WG an einem verwunderten Bruce vorbei und hämmerte wütend an Calebs Tür. Niemand öffnete. »Na, komm schon, lass mich rein«, brüllte sie das Türblatt an. »Du bist bestimmt da oder verbringst du jetzt schon die Nächte in Truro?«
Nebenan ging eine Tür auf. »Oh, Rachel, schrei doch nicht so! Es ist noch nicht mal zehn.« Melissas verschlafener Kopf hing in den Flur und gähnte.
»Weißt du, wo Caleb ist?«
Melissa schüttelte den Kopf. »Warum? Muss ja ziemlich wichtig sein … Ich brauch erst mal einen Tee.«
Rachel rannte schnaubend an ihr vorbei. »Ist bei Kathy schon fertig. Kannst meinen haben. Ich brauch jetzt was
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