Beruehrt
gepflegt. Keine Fledermaus und nicht ein Gespinst verfingen sich in Rachels feuchten Haaren auf dem heimlichen Weg in den dritten Stock.
Grayson atmete schwer, je höher sie kamen, aber Rachel verkniff sich die Frage, ob sie lieber laufen sollte. Stattdessen versuchte sie, sich leicht zu machen, auch wenn sie wusste, dass das Quatsch war. Irgendwie schien es ihm wichtig zu sein, sie in seine Wohnung hinaufzutragen, vielleicht wichtiger, als sie einschätzen konnte.
Schließlich stieß er mit dem Fuß eine Tür auf. Tageslicht strömte ihnen entgegen, obwohl es bereits dämmerte.
»Jetzt«, sagte Grayson und sah sie verschmitzt an. »Jetzt bist du mein!«
Er setzte Rachel ab, sodass sie seine Wohnung auf eigenen Füßen betreten konnte.
»Ach wirklich? Habe ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?«, fragte sie und sah sich zögernd um.
Auf den ersten Blick schien die Einrichtung willkürlich zusammengewürfelt, aber sie war sich sicher, dass jedes Möbelstück eine Geschichte erzählte. Das ein oder andere schien alt und wertvoll, manches war definitiv modern und teuer, anderes wiederum stammte ganz sicher vom Sperrmüll. Ein buntes Sammelsurium mit Charakter. Nicht chaotisch, nicht überfrachtet, einfach zum Wohlfühlen und doch ganz anders, als sie erwartet hatte. Rachel fragte sich, warum er immer so getrieben wirkte und weshalb er so oft Möbel hin und her schob, dass in ihrer Wohnung die Bilder wackelten. Apropos Bilder. Sie mochte die Fotografien an den Wänden und vermutete, dass er sie gemacht hatte.
»Den Teil haben wir übersprungen«, riss er sie aus ihren Gedanken. »Ich habe dich geraubt und jetzt gehörst du mir. Das hättest du dir früher überlegen müssen. Was möchtest du trinken? Wasser, Saft, Wein? Hast du Hunger?«
Rachel schüttelte mit gespielter Missbilligung den Kopf. »Ah, das ist der Haken, du lässt mich nie wieder frei, stimmt's? Auf ewig deine Gefangene.«
Grayson feixte. »So wie du das sagst, klingt es ziemlich verlockend. Ich überleg's mir.« Er schenkte ihr ein Glas Wasser aus einem Krug ein, auf dessen Boden ein paar Steine in Weiß, Rosa und Violett funkelten.
»Prinzenwasser mit Edelsteinen?«, gluckste sie. Es schmeckte angenehm frisch und kühl. »Weich«, stellte sie erstaunt fest.
»So wie du«, hauchte Grayson ihr zärtlich ins Ohr, was Rachel erneut erschauern ließ. »Wo waren wir stehen geblieben?«
»Oh, nein … mein Handtuch liegt noch unten«, stammelte Rachel nervös. Grayson lächlte. Er stand sehr nah vor ihr und sie hatte das Bedürfnis, diesen halben Schritt auf ihn zuzugehen und ihn zu umarmen, aber es ging nicht, etwas hielt sie ab.
»Läufst du mir jetzt etwa davon, um es zu holen?«
Rachel schüttelte den Kopf und wurde rot. Ihr waren tatsächlich kurzzeitig Fluchtgedanken durch den Kopf geschossen. Wochenlang hatte sie sich danach gesehnt, dass er sie zu sich einlud. Nun tat er das mehr als wörtlich und sie bekam einen Anflug von Panik.
»Ich mag deine Wohnung«, sagte sie und stellte ihr Glas auf einem Bücherbord ab.
»Und ich mag dich«, betonte Grayson mit warmer Stimme. »Sehr, zu sehr sogar. Und ich habe Angst.«
»Angst vor mir?«, fragte Rachel. Etwas in ihr zog sich zusammen.
»Nein. Vor dem, was das alles hier vielleicht nach sich zieht. Angst um dich. Und die Sache mit Helen hat mir gezeigt, dass …«
»Um mich?«, unterbrach sie ihn.
Er wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Rachel nutzte die Chance, ihm zu folgen und ihn von hinten zu umschlingen.
Er ließ ihre Berührung zu und drückte schweigend feste ihre Hand. Rachel spürte, wie sein Brustkorb sich unter ihren Armen hob und senkte, und sie versuchte, seine Nähe in sich aufzusaugen.
»Lass dich nicht mit Caleb ein«, bat er nach einer Weile leise, drehte sich zu ihr und zog sie an sich. »Ich will dich nicht auch noch verlieren.«
»Was? Wie meinst du …« Rachels Frage wurde von seinem leidenschaftlichen Kuss verdrängt. Ohne seine Lippen von ihren zu lösen, hob er sie hoch und trug sie durch eine angelehnte Tür. Kurz darauf legte er sie zärtlich auf sein Bett. Sie waren tatsächlich in seinem Schlafzimmer gelandet.
Rachel wagte es nicht, sich über dieses Zeichen von wachsender Nähe zu freuen. Genau genommen hatte sie gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn da lag sie bereits von seinen Händen gefangen nackt unter ihm und ihre Bademäntel auf dem Boden. Seine Haut auf ihrer, nicht einmal ein Seidentuch hätte zwischen sie gepasst. Die Art und
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