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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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Nasenflügel. Das war ja wohl …!
    Caleb fuhr reumütig fort. »Ich hab’s nur gut gemeint. Ich dachte, Rachel würde sich freuen, wenn ich ihr auf die Art wenigstens Nachrichten von Helen stecken könnte, als Bote sozusagen. Und dass sie dann noch mehr Zeit mit mir verbringen würde und nicht mit … Okay, das war nicht ganz uneigennützig, geb ich ja zu. Wahrscheinlich war das sogar ziemlich bescheuert. Und dann hat sie nach dem Auftritt gleich wieder mit Grayson rumgemacht und ich war sauer und hab nichts gesagt, weil … das mit Helen sollte doch eine Überraschung für sie sein und … verdammt, es ist alles so kompliziert. Ich hab mich halt total in sie …«
    Kathy machte ein verhaltenes Geräusch, Caleb stockte. Rachel konnte förmlich hören, wie Kathy erklärende Gesten machte. »Sie ist also doch hier, oder? Gott, wie peinlich«, stöhnte Caleb prompt.
    Für einen Moment war es still. »Hast du vielleicht einen Kaffee für mich?«
    »Caleb, ich weiß nicht …«, jammerte Kathy. Aber aus Erfahrung wusste Rachel, dass er bereits gewonnen hatte. Seinem Charme schlug man so leicht nichts ab. Die leichten Schritte ihrer Freundin verschwanden in Richtung Küche aus ihrer Hörweite.
    Rachel hörte ihr eigenes Herz bis zum Hals pochen und ihre Ohren waren so heiß, dass sie damit bestimmt Abdrücke ins Türblatt brannte.
    Plötzlich war Calebs Stimme ganz nah. »Rachel, ich weiß, dass du da drin bist.« Es klopfte an die Badezimmertür und sie schreckte von ihrem Lauscherposten zurück. »Rachel, bitte, mach auf, ja? Du hast gehört, was ich gesagt habe, oder? Komm, bitte lass uns reden. Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt hab. Das war echt daneben. Helen lässt dich ganz lieb grüßen, den Radioauftritt fand sie übrigens total klasse. Bitte entschuldige. Ich bin ein eifersüchtiger Idiot.«
    Rachel biss sich auf die Unterlippe, um kein Geräusch zu machen. Was sollte sie nur tun? Helen hätte bestimmt eine Antwort parat. Unschlüssig wanderte ihre Hand zum Türknauf. Es war ja wirklich lieb, wie Caleb sich um Helen gekümmert hatte, auch wenn er damit nur sie beeindrucken wollte. Auf einmal geriet der Aktenordner ins Rutschen und fiel polternd zu Boden.
    »Rachel?«, fragte Caleb von der anderen Seite und rüttelte an der Tür.
    »Ich bin okay«, rief Rachel und ärgerte sich, weil sie sich damit endgültig verraten hatte. Gelogen war es außerdem auch. Nichts war okay!
    Sie liebte doch Grayson, warum brachte sie Calebs Geständnis jetzt wieder so durcheinander? Das war alles zu viel auf einmal. Viel zu viel für eine Nacht! Mechanisch klaubte sie die verstreuten Blätter auf, die aus dem Ordner gerutscht waren.
    Rachel trat knisternd auf eine einzelne Seite in einer Klarsichthülle. »Obduktionsbericht«, las sie tonlos und überflog die Fakten. »Amelia Wolf, 17 … Todeszeitpunkt … Unfallhergang … Mephedronspuren im Blut …« Rachel schnappte nach Luft. Was sollte das denn bedeuten? Nicht nur, dass Amelia offenbar erst Wochen nach dem Unfall im Krankenhaus in Truro gestorben war, es waren bewiesenermaßen Drogen im Spiel gewesen. Rachel vergaß, wo sie war, und blendete sogar den vor der Tür stehenden Caleb vollständig aus.
    Mit zitternden Fingern öffnete sie den Ordner, klappte das Deckblatt zur Seite und überblätterte grob die durch dünne Pappen getrennten Abheftungen. Das also war die Büchse der Pandora. Je mehr sie las, desto schwindliger wurde ihr und desto fahriger und nervöser ihre Finger. Um ein Haar hätte sie den ganzen Ordner noch einmal fallen lassen. Jetzt hielt sie ihn so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Eilig las sie weiter.
    Grayson hatte nicht untertrieben. Das hier hatte es tatsächlich in sich. Mehr als das. Rachel wurde übel, doch sie musste sich zusammenreißen, sie blätterte weiter und konnte nicht fassen, was dort schwarz auf weiß stand. Es ging immer wieder um Amelia. Fein säuberlich ausgeschnittene Aritkel, wahrscheinlich waren es die fehlenden aus dem Mikrofilmverzeichnis der Bücherei. Und nicht nur das. Ihr sprangen seitenweise Zahlen und Listen entgegen, deren Sinn und Zusammenhang sie nicht verstand. Polizeiprotokolle zum Unfallhergang, Wetterberichte, Zeugenaussagen, auch Calebs Name tauchte mehrmals auf.
    Doch eine andere Information ließ ihr Blut stocken. Ihr Blick kehrte zurück zur Kopfzeile mit den Personalien der Toten. »Amelia Wolf«, wiederholte sie. Es klang seltsam, als sie es aussprach. Ihr Kinn zitterte und ihre Nasenflügel

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