Beruehrt
bebten, als ihr die Bedeutung klar wurde. Grayson und Amelia waren verheiratet gewesen. Sie schluckte trocken und klemmte die Seite zittrig wieder zwischen die anderen.
Und Caleb? Was hatte das alles mit ihm zu tun? Ob er was mit Graysons Frau gehabt hatte? Wie passte das alles zusammen? Sie blätterte weiter nach hinten. Ein anderer Unfallbericht folgte, zusätzliche Untersuchungen von verschiedenen Sachverständigen und Versicherungen, sogar eines unabhängigen Fahrzeugprüfers. Eine Akte belegte Graysons Festnahme, allerdings auch seine umgehende Freilassung. Rachel blätterte noch einmal zurück zum Fahrzeuggutachten.
In diesem Moment klopfte es wieder an die Tür. »Rachel? Mach auf, ja?«
»Kathy«, sagte Rachel rau. »Ist er weg?«
»Nein, er ist noch hier«, hörte sie nun Caleb. »Komm schon, ich muss mit dir reden.«
Rachel griff nach dem Türknauf. Caleb – Grayson, in ihrem Kopf ging alles durcheinander und sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie denken sollte. Auf einmal brummte es aus ihrer Bademanteltasche. Dankbar für den Aufschub, zerrte sie ihr Handy heraus. Drei Nachrichten in Abwesenheit. Alle von derselben, ihr unbekannten Nummer. Hallo Schätzchen, ihr wart großartig , begann die erste. Konnte mich nicht früher melden, mein Handy ist weg. Muss es im Schwimmbad liegen gelassen haben. Guckst du mal nach? Die Nummer gehört einer Zimmernachbarin. Hdl, Helen . Rachel runzelte die Stirn. Wieder ich. Von Tigers Handy. Merk dir die Nummer. Das Mädchen ist heiß, du musst sie kennenlernen. Wann kommt ihr mich endlich besuchen? Ist total öde hier ohne euch. Brauchen dringend Schokolade. Komm bald! Rachel öffnete die letzte Nachricht: Vermisse dich. Natürlich auch ohne Schoki! Bist du schon Popstar? LG Helen.
Rachel ließ die Türklinke los, als wäre sie glühend heiß. Alles drehte sich. Wie passten diese SMS mit der von vor ein paar Tagen zusammen? Und mit Calebs Geschichte von eben? Gar nicht! Helen hatte ihr Handy verloren … Lüge – alles Lüge! Aber warum?
Das Klopfen gegen die Tür wurde unnachgiebiger, fordernder. Was sollte sie tun? Gehetzt sah Rachel sich um, wie ein wildes Tier, das in der Falle hockte. Aber sie war kein wildes Tier und sie saß auch nicht in der Falle. Nicht komplett jedenfalls. Sie musste raus hier und durch die Tür ging das wohl eher schlecht. Rachel brauchte Zeit, sie brauchte Abstand, sie musste durchatmen, um wieder klar denken zu können. Viel zu viele Informationen. Vor allem für Caleb hatte sie im Moment so was von absolut keine Nerven.
Auf einmal kam ihr eine Idee. Rachel betätigte die Spülung und öffnete unbemerkt das Fenster. Sie sah hinunter. In Filmen sah das nie so tief aus! Warum hatte sie nicht auf Grayson hören können? Sie hätte sich einfach aus dieser ganzen verdammten Sache raushalten sollen! Wie um sie zu bestätigen, wummerte es hinter ihr heftiger gegen die Tür.
»Lasst mich in Ruhe!«, brüllte sie. »Ihr habt doch alle einen Knall.«
»Und du hast den größten von allen«, murmelte sie leise zu sich selbst.
Der Duschvorhang sah nicht besonders vertrauenserweckend aus, wenn es darum ging, sich daran aus dem ersten Stock abzuseilen. Sie würde springen müssen und sich alle Knochen brechen. Na bravo. »Und auf meinem Grabstein steht dann, Sie hat sich stets bemüht«, brummte sie mit einem Rest von Galgenhumor.
»Rachel«, hörte sie plötzlich von draußen jemanden ihren Namen rufen. Die Stimme kam von unten – und sie gehörte Grayson. Er war barfuß, aber er hatte immerhin eine Jeans an. Ihr Herz machte einen Hüpfer, aber ihr Verstand kommandierte es sofort zurück.
»Was willst du denn jetzt schon wieder?«, brüllte sie vorwurfsvoll hinab. »Du hast mich doch gerade erst rausgeschmissen, und zwar achtkantig! Ich will allein sein! Ich hab das hier gelesen. Ich muss nachdenken.« Sie wedelte mit dem Ordner herum.
»Rachel, bitte. Es tut mir leid. Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich bin so ein Idiot! Das war total bescheuert von mir. Aber zum Nachdenken ist ein Fensterbrett im ersten Stock vielleicht nicht der beste Ort, oder? Ich möchte dir alles erklären, bitte gib mir die Chance dazu. Komm runter!«
»Wie denn?«, kreischte Rachel zurück.
»Rachel, verdammt, lass uns rein!«, hörte sie hinter sich die Türenrüttler betteln. »Ist das etwa schon wieder dieser Schwachmat, mit dem du da redest?« Calebs Stimme hinter der Tür überschlug sich fast. Sie hörte ihn rennen, anscheinend zum
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